Wer sich ab und zu im Caffè Spettacolo auf dem Fronwagplatz in Schaffhausen aufhält, dem ist dieses strahlende Gesicht bestimmt schon einmal aufgefallen. Maria-Elisa Natola kreiert seit acht Jahren ihrer Kaffeekundschaft die unterschiedlichsten Variationen und Kreationen, auf einen kleinen Schwatz ist die 49-Jährige immer zu haben. Mit ihrer positiven und liebevollen Lebenseinstellung bringt sie die Menschen zum Lachen und bietet ihnen einen kurzen Moment, in welchem sie alle ihre Probleme und Ängste vergessen können.
Als kleines Mädchen wuchs Maria-Elisa Natola bei ihrer Grossmutter in Neapel in Italien auf. «Meine Mutter hatte damals zu wenig Geld, um für alle meine Geschwister und mich eine Betreuung zu organisieren, daher bin ich etwa im Alter von sechs Jahren zu meiner Grossmutter nach Neapel gezogen», erklärt Maria-Elisa Natola. «Ich habe die Zeit bei meiner Grossmutter sehr geschätzt, sie war für mich wie meine eigene Mutter. In den Sommerferien besuchte ich immer meine restliche Familie in der Schweiz.» Für etwa drei Jahre lebte Maria-Elisa Natola in der süditalienischen Stadt. «Als ich wieder in die Schweiz zu meiner Mutter und meinen Geschwistern gezogen bin, fiel es mir nicht leicht, meine Grossmutter nur noch so selten zu sehen», fügt die Barista weiter hinzu. Maria-Elisa Natola lebte sich sehr schnell in Schaffhausen ein, jedoch betont sie im Gespräch, dass es ihr sehr schwergefallen ist, die Sprache zu lernen. «Die anderen Kinder konnten alle miteinander kommunizieren und ich stand daneben und habe kein Wort verstanden. Mit der Zeit und der Unterstützung meiner Schwester konnte ich die Sprache lernen und mich somit auch mit meinen Freundinnen und Freunden unterhalten.» Diese Zeit war rückblickend für sie sehr belastend.
Mit elf Jahren wurde Maria-Elisa Natola nochmals grosse Schwester von einem Bruder. Mit ihren vier Geschwistern wurde es ihr nie langweilig, wie sie weitererzählt, musste sie oft auf ihren kleinen Bruder aufpassen, da ihre Mutter ihrer Arbeit nachgehen musste. «Mein Bruder ist für mich wie eine Art Sohn. Bis heute habe ich zu ihm eine sehr enge Bindung.»
«Die Gastronomie ist meine Berufung»
Für Maria-Elisa Natola war schon früh klar, dass sie einen Beruf ausüben möchte, in welchem sie mit Menschen in Kontakt kommen kann. «Ich arbeitete mit 18 Jahren in einer Fabrik in Diessenhofen, dies hat mir keine Freude bereitet, da ich kaum Kontakt zu anderen Menschen hatte», erklärt die Schaffhauserin weiter. So hat sie sich kurzerhand dazu entschieden, im Bereich der Gastronomie tätig zu werden. Im St. Katharinental sowie im Hotel Unterhof in Diessenhofen arbeitete die 49-Jährige über zehn Jahre und sammelte viele lehrreiche Erfahrungen. «Die Gastronomie ist meine Berufung. Ich liebe es, anderen eine Freude zu bereiten und mit der Kundschaft ins Gespräch zu kommen», erzählt Maria-Elisa Natola.
Was einem direkt auffällt, ist die fröhliche Ausstrahlung und die liebevolle Persönlichkeit der leidenschaftlichen Barista. «Für mich ist es das Schönste, wenn ich meinen Mitmenschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann», so die Schaffhauserin. «Das Caffè Spettacolo ist für mich wie mein zweites Zuhause, ich verbringe mehr Zeit hinter dem Tresen als in meiner Wohnung.» In diesen acht Jahren hat Maria-Elisa Natola schon so einiges miterlebt, dabei blieb ihr ein Erlebnis besonders in Erinnerung. «Viele unserer Stammkunden kenne ich bereits seit einiger Zeit und tausche mich mit ihnen auch regelmässig aus», erzählt sie. «An einem Tag kam plötzlich eine Frau vorbei und brachte mir ein Gesteck voller Blumen. Ich war ganz verwirrt und wusste nicht, weshalb ich dieses Geschenk verdient habe.» Es stellte sich heraus, dass diese Frau sich bei Maria-Elisa Natola bedanken wollte, da sie die Frau, ohne es zu wissen, an einem sehr traurigen Tag zum Lachen bringen konnte. «Dies hat mich sehr emotional berührt, dass ich Menschen, welche ich persönlich nicht kenne, ein Lachen ins Gesicht zaubern kann. Dass ist für mich das Schönste auf der Welt», fügt die 49-Jährige hinzu. «Für viele bin ich eine Art Therapeutin, welche Kaffee ausschenkt und meine Kundschaft zusätzlich aufmuntern kann.» Die Arbeit vor der Kaffeemaschine schätzt Maria-Elisa Natola sehr und möchte diese auch in Zukunft nicht missen. «Das Spettacolo auf dem Fronwagplatz gehört zu mir, wie mein Chef immer so schön sagt: Ich sei die Stütze des Cafés, welche alles aufrecht hält», so die Schaffhauserin schmunzelnd.
Nach einem Tief kommt ein Hoch
Wie Maria-Elisa Natola erklärt, sah ihr Leben aber nicht immer so rosig aus. «Vor etwa gut zehn Jahren habe ich die Diagnose Krebs bekommen, welcher mich sehr stark in meinem Alltag einschränkte. Nach unzähligen Behandlungen und einem Eingriff im Spital lag ich neun Tage lang mit 42 Grad Fieber im Bett. Ich war kaum ansprechbar und war irgendwie weggetreten.»
Als es ihr wieder etwas besser ging, wurde Maria-Elisa Natola bewusst, was es für ein Geschenk ist, tagtäglich am Morgen gesund aufzuwachen, fliessendes Wasser zu haben oder auch einfach nur glücklich zu sein. «Unsere Gesellschaft sieht alles viel zu sehr als selbstverständlich an, wir sollten viel mehr dankbar sein und unsere Zeit auf dieser Welt schätzen.» Auf die Frage, woher Maria-Elisa Natola diese Kraft und Lebensfreude hernimmt, erklärt sie: «Ich denke, dass dies viel mit meiner Persönlichkeit zu tun hat, ich war schon immer sehr daran interessiert, anderen Menschen zuzuhören. Jedoch denke ich auch, dass ich vieles aus meinen unzähligen Erlebnissen mitnehmen und lernen konnte.»
Wie sie weiter im Gespräch betont, sei es für sie das Wichtigste, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. «Ohne meinen Ehemann, meine zwei Kinder und meine kleine Enkelin würde ich heute nicht diese glückliche Person sein, die ich jetzt bin», ergänzt die Schaffhauserin strahlend. «Ich kann mich immer auf meine Familie verlassen, egal in welcher Lebenslage ich mich befinde, darüber bin ich sehr dankbar.»
Auch in schwierigen Situationen suchte Maria-Elisa Natola oft das Gespräch mit ihrer Familie und Freunden. «Viele fragen mich, weshalb ich trotz einer solchen einschneidenden Nachricht noch arbeiten wollte, da antworte ich immer, dass meine Arbeit und der Kontakt zu den Menschen die beste Therapie sind.»
 
