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Gesellschaft
07.03.2022

Die Steinerin Emma Windler

Mit der Wertschätzung von Gütern und Wertpapieren konnten Emma und Jakob Windler innerhalb kurzer Zeit ein grosses Vermögen anlegen, mit welchem anschliessend die Stiftung Jakob und Emma Stiftung gegründet wurde.
Mit der Wertschätzung von Gütern und Wertpapieren konnten Emma und Jakob Windler innerhalb kurzer Zeit ein grosses Vermögen anlegen, mit welchem anschliessend die Stiftung Jakob und Emma Stiftung gegründet wurde. Bild: zVg.
Nach Abschluss der Haushaltsschule fokussierte sich Emma Windler auf das Wohl ihrer Familie. Mit ihrem Bruder Jakob Windler lebte sie für einige Jahre im Grosselternhaus «Lindwurm», welches heute für die Öffentlichkeit als Museum einen Einblick in ihr Leben zeigt.

Von der braven Hausfrau am Herd über die alleinstehende Mutter bis zur selbständigen Unternehmerin – das Bild der Frau hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm verändert, was einerseits das Gesellschaftliche als auch die Selbständigkeit betrifft. Eine Frau, welche vielen aus der Region Schaffhausen besonders in Erinnerung geblieben ist, ist Emma Windler. Mit ihrem sorgsamen Umgang mit Gütern konnte Emma Windler in ihrem Leben so einiges erreichen. 1891 erblickte Emma Windler das Licht der Welt und wuchs zusammen mit ihrem sechs Jahre älteren Bruder Jakob Windler in einem gutbürgerlichen Haushalt in Stein am Rhein auf. Ihr Vater war einer der grössten Kornhändler der Region und ihre Mutter die Schwester von Robert Gnehm, einem bekannten Schweizer Chemiker. Während Jakob Windler eine kaufmännische Ausbildung geniessen durfte, musste sich Emma Windler den typischen Haushaltstätigkeiten widmen. Mit der damals üblichen Ausbildung, wozu auch ein Aufenthalt im Mädchenpensionat Montmirail bei Neuenburg gehörte, wuchs Emma Windler sehr konservativ und religiös auf. «Nach der abgeschlossenen Ausbildung war es üblich, dass die unverheiratete Tochter wieder ins Elternhaus zurückkehrte und als Haustochter tätig war», erklärt Katharina Läuppi, Verantwortliche der Sonderführung zum Thema des Frauenbildes im Museum Lindwurm in Stein am Rhein. «Emma Windlers Alltag war von Hausarbeiten und dem Pflegen ihrer Eltern geprägt. Sie lebte zurückgezogen und fokussierte sich auf das Wohl ihrer Familie.»

Erbschaft der Cousine

«Aus verschiedenen wirtschaftlichen Umständen wie Konkurs des väterlichen Compagnons, Zusammenbruch des Kornhandels und Konkurs der Steiner Spar- und Leihkasse im Jahr 1920 wurde es für die Familie finanziell immer einschneidender», erklärt Katharina Läuppi. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1929 waren die beiden Geschwister auf sich allein gestellt und mussten aufgrund der bescheidenen finanziellen Mittel schauen, wie sie über die Runden kamen. Während Jakob Windler sich um das Finanzielle kümmerte, organisierte Emma Windler alles, was das Thema Haushalt betraf. «Mit der Erbschaft von der tragisch verunglückten Cousine Marie Gnehm erhielten die beiden Geschwister im Jahr 1944 einen Zwölftel ihres Vermögens und dazu noch das Grosselternhaus «Lindwurm», in welches die beiden Geschwister daraufhin einzogen.» Kurze Zeit später bauten sie zusammen mit dem Architekt Wolfgang Müller aus Schaffhausen das Haus «Lindwurm» nach ihren Vorstellungen zum Teil im historisierenden Stil um. Während sich Emma Windler weiter um die täglichen Arbeiten sorgte, arbeitete ihr Bruder Jakob Windler als Buchhalter und verwaltete das vererbte Vermögen ihrer Verwandtschaft. «1975 verstarb Jakob Windler und hinterliess nach seinem Tod seiner Schwester ein Vermögen von 6,4 Millionen Franken, darunter Sandoz-Aktien im Wert von 4,85 Millionen Franken», berichtet Katarina Läuppi weiter. «Im Jahr 1988 verstarb Emma Windler und hatte schlussendlich ein Vermögen von etwa 35 Millionen Franken, davon 30 Millionen Franken in Sandoz-Aktien.»

Ein Haus voller Stolz

Das Haus Lindwurm war für Emma Windler ihr grösster Stolz. Sie pflegte es bis an ihr Lebensende und entschied sich anschliessend dazu, es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. «In Zusammenarbeit mit Peter Bretscher konnte das Haus in ein Museum umgestaltet werden, so dass sich Emma Windler darin bestimmt wohl gefühlt hätte», fügt die Expertin hinzu. Im Museum Lindwurm können heute interessierte Besucherinnen und Besucher eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert machen und eindrücklich und anschaulich das bürgerliche Leben in der damaligen Zeit erleben.

Stiftung gegründet

Die Gründung der Jakob und Emma Windler-Stiftung, in welche das Erbe der Geschwister nach deren Tod eingebracht wurde, erfolgte bereits 1972. Mit dem Tod von Emma Windler im Jahre 1988 wurde die Jakob und Emma Windler-Stiftung rechtskräftig. «Die Jakob und Emma Windler-Stiftung beschränkt sich hauptsächlich auf die Region Schaffhausen und die Stadt Stein am Rhein», fügt die Verantwortliche hinzu. «Dabei werden besonders kulturelle und gesellschaftliche Inhalte von der Stiftung unterstützt wie beispielsweise die Beihilfe an Personen in wirtschaftlicher Not, Beihilfe an Kleinunternehmen, aber auch die Erhaltung und die Verschönerung des Ortsbildes der Stadt Stein am Rhein ist ein weiterer Punkt, welchen die Jakob und Emma Windler-Stiftung unterstützt.»

Salome Zulauf, Schaffhausen24