Es ist 20.45 Uhr an einem Freitagabend, als sich die «Bock»-Reporterin am Schalter der Schaffhauser Polizei zum Dienst meldet. Jürg Singer, Leiter der Einsatz- und Verkehrsleitzentrale der Polizei Schaffhausen, erwartet die Besucherin bereits und stellt sich freundlich vor. Im Eingangsbereich ist auch der diensthabende Wachechef anwesend. Unter anderem entscheidet er bei der Mitnahme einer Person auf die Polizeiwache jeweils darüber, ob es schlussendlich zu einer Verhaftung kommt oder nicht. Besteht ein Verdacht auf Untersuchungshaft, wird die festgenommene Person der Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen übergeben.
Die Einsatz- und Verkehrsleitzentrale (EZ/VLS) nimmt im Jahr etwa 140 000 Anrufe entgegen. Das sind durchschnittlich 16 Telefonanrufe pro Stunde. Doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Rund 30 000 davon gehen über die Notfallnummern 112, 117 und 118 ein. Doch nicht immer muss die Polizei selbst einschreiten. Manchmal fungiert sie auch als Vermittlungsstelle für andere Organisationen. Bei Feuer alarmiert die Einsatzzentrale die entsprechende Feuerwehr. Gesundheitliche Notfälle werden ebenfalls an die verantwortlichen Notfallkontakte weitergeleitet. In jedem Fall lautet der Auftrag, dass die Anrufe nach Dringlichkeit triagiert und schnell an die richtige Stelle weitergeleitet werden müssen.
Szenen wie aus einem Kriminalfilm
In der Einsatzzentrale herrscht dämmriges Licht. Beleuchtet wird der Raum durch dutzende Bildschirme, die diverse Strassenabschnitte anzeigen. Zu erkennen sind die Nationalstrasse A4 und Livebilder aus den Tunnels. Insgesamt 74 Kameras des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) sorgen in Schaffhausen für eine bessere Verkehrsüberwachung. «Wir können zwischen den Kameras hin- und herwechseln. Je nachdem, wo gerade etwas los ist», erklärt Jürg Singer. Während der Leiter der Einsatzzentrale die Monitore wechselt, klingelt das Telefon. «Polizeinotruf Schaffhausen, wo sind Sie?», ertönt die Stimme von Susanne Kienzle. Die Polizistin ist seit knapp zehn Jahren in der Einsatzzentrale tätig und fragt immer zuerst nach dem Aufenthaltsort, weil dies der Schlüssel zur Kontaktaufnahme ist. Wissen, wie jemand heisst, nützt nichts, ohne zu wissen, wo diese Person ist. Früher war sie noch selbst auf der Strasse als Polizistin unterwegs. Dass die Erfahrung draussen auf der Gasse eine wichtige Grundlage für die Ausübung ihrer Tätigkeit in der Zentrale ist, wird schnell klar. Es braucht viel Intuition und es vereinfacht die Arbeit am Telefon, wenn die Schilderungen der Anrufenden Bilder von eigenen vergangenen Einsätzen hervorrufen.
Sind bewaffnete Personen involviert?
Die anrufende Person erzählt, dass es sich um einen Streit handle. Die Nervosität ist aus der Stimme rauszuhören, die anrufende Person redet laut und undeutlich und ist hörbar aufgebracht. Susanne Kienzle scheint trotzdem in groben Zügen zu verstehen, worum es sich handelt. «Ist jemand bewaffnet? Ich verstehe Sie nicht, bitte beruhigen Sie sich und sagen mir nochmals, was genau passiert ist» spricht die Polizistin ruhig weiter. Jürg Singer und der Schichtleiter Sven Schmid hören ebenfalls mit und sind für allfällige Unterstützung in den Startlöchern. «Ich sende ein Patrouillen-Fahrzeug, bleiben Sie, wo Sie jetzt sind, und machen Sie sich bei Ankunft der Polizei bemerkbar». Die erfahrene Polizistin schaut auf einen ihrer sechs Monitore. Einer zeigt an, wo sich gerade die Patrouillenfahrzeuge befinden. Über Funk wird das Fahrzeug kontaktiert, das sich am nächsten am Ereignisort befindet. In knappen Sätzen schildert die Polizistin ihren mobilen Kolleginnen und Kollegen den Vorfall und bittet sie, den Ort des Geschehens aufzusuchen.