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Kultur
04.10.2022

Schuldig oder nicht schuldig

Wenn zwölf völlig verschiedene Charaktere aufeinandertreffen, sind spannungsgeladene Diskussionen vorprogrammiert.
Wenn zwölf völlig verschiedene Charaktere aufeinandertreffen, sind spannungsgeladene Diskussionen vorprogrammiert. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Wenn zwölf Geschworene über das Schicksal eines 19-jährigen Jungen urteilen sollen, sind hitzige Diskussionen vorprogrammiert. Nach zwei Jahren Unterbruch feiert das Theater88 in Ramsen die erfolgreiche Rückkehr mit einem ungewohnt ernsten Stück.

Sechs Tage Gerichtsverhandlung liegen hinter den zwölf Geschworenen, die über das Schicksal eines 19-jährigen Jungen entscheiden sollen. Der in armen Verhältnissen aufgewachsene Junge wird des Mordes an seinem Vater beschuldigt – er soll ihn kaltblütig mit dem Messer ermordet haben. Zwölfmal hiess es in den vergangenen zwei Wochen: Vorhang auf und Bühne frei für das Theater88 in Ramsen.

Gemäss den vorliegenden Polizeiermittlungen sowie den Aussagen der Zeuginnen und Zeugen ist der Fall klar: Der alte Herr in der darunterliegenden Wohnung habe den Mord gehört, die Dame im Haus gegenüber habe ihn gesehen. Zudem erinnert sich der Beschuldigte nicht mehr an den Kinofilm, den er zum Tatzeitpunkt gesehen haben soll, auch die Tatwaffe kann ihm zugeordnet werden.

Eine erste Abstimmung der Geschworenen endet mit 11:1 für «schuldig». Einzig eine Dame ist der Meinung, dass der Wahrheit auf den Grund gegangen werden muss – und wird dafür von diversen Seiten bitterhart angegriffen. Zwölf völlig verschiedene Charaktere treffen aufeinander und es kommt zu einer spannungsgeladenen Diskussion. Sowohl bei den Zeugenaussagen als auch bei der zeitlichen Abfolge entstehen Ungereimtheiten und so zweifeln die Geschworenen nach und nach an der Schuld des Jungen.

Durchwegs zufrieden

Vergangenen Samstagabend feierte das Theater88 die Dernière des Stücks, das auch unter dem Originaltitel «12 Angry Men» bekannt ist und von Reginald Rose (Autor)/Horst Budjuhn (Übersetzer) aus dem Jahre 1954 stammt. «Sicher eine grosse Herausforderung war, dass während der ganzen Aufführung immer zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne stan-den», so Vereinspräsident Matthias Brütsch, der den cholerischen Rassisten unter den Zwölfen spielte. «Wir wussten nicht, wie das Publikum darauf reagiert, dass wir zwei Stunden lang intensiv Text vermitteln», so Matthias Brütsch. Das Publikum habe dies erfreulicherweise sehr gut aufgenommen und dementsprechend zufrieden blickt das Ensemble auf die zwölf Aufführungen zurück. «Es ist uns wichtig, immer wieder etwas Neues auszuprobieren und gleichzeitig unsere Qualität aufrechtzuerhalten. Regisseur Simon Kramer ist eine wirklich tolle Inszenierung dieser Geschichte gelungen». Mit professionellem Rahmen, Können und viel Herzblut zogen die Amateur-Schauspielerinnen und Amateur-Schauspieler das Publikum Abend für Abend in den Bann der Theaterkunst. Ein wichtiger Bestandteil des Theaters, das in der Aula des Schulhauses Ramsen aufgeführt wird, ist die detailreich gestaltete Theaterbeiz, die jedes Jahr mit einem feinen Speisenangebot zum Verweilen einlädt.

  • Nur die Geschworene Nr. 8 (l.) zweifelt anfangs an der Schuld des Jungen. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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  • Grosse Schauspielkunst gab es im Theater88 in Ramsen zu sehen. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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  • Abend für Abend im Einsatz: Die fleissige Küchenmannschaft unter Wirtschaftschef und Theater88-Urgestein Urs Höhener (r.) verwöhnte die Theatergäste unter anderem mit Gemüse- und Fleisch-Stroganoff. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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  • Über Bekannte im Theaterteam wurden Pia Büchel, Karl-Heinz Weissert und Ivo Büchel (v. l.) aus Eschenz auf das Stück aufmerksam. «Sehr gut gespielt und der Ablauf sitzt einwandfrei», sind sie sich einig. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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  • Zeigten sich begeistert von dem Stück, das ohne Szenenwechsel gespielt wurde: Manuela De Ventura (l.) und Simone Messerli. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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  • Packten in der Theaterbeiz tatkräftig mit an: Marco Gnädinger (l.) und Norbert Schneider gehören zu den freiwilligen Helfern. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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  • Liessen sich wiederholt von der Atmosphäre mitreissen: Die Theaterbegeisterten Peter und Barbara Job sowie Ursula Luibrand (v. l.). Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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  • «Das Stück hat uns angesprochen, da wir den alten amerikanischen Film kennen», so Stefan Bischoff (l.) und André Weber. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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  • Stefan Truninger und Karin Weber auf Spionagemission: Auch die Weinlandbühne Andelfingen plant eine Inszenierung des Stücks. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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  • Urs Höhener – Urgestein und Wirtschaftschef des Theater88. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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Lara Gansser, Schaffhausen24