Sechs Tage Gerichtsverhandlung liegen hinter den zwölf Geschworenen, die über das Schicksal eines 19-jährigen Jungen entscheiden sollen. Der in armen Verhältnissen aufgewachsene Junge wird des Mordes an seinem Vater beschuldigt – er soll ihn kaltblütig mit dem Messer ermordet haben. Zwölfmal hiess es in den vergangenen zwei Wochen: Vorhang auf und Bühne frei für das Theater88 in Ramsen.
Gemäss den vorliegenden Polizeiermittlungen sowie den Aussagen der Zeuginnen und Zeugen ist der Fall klar: Der alte Herr in der darunterliegenden Wohnung habe den Mord gehört, die Dame im Haus gegenüber habe ihn gesehen. Zudem erinnert sich der Beschuldigte nicht mehr an den Kinofilm, den er zum Tatzeitpunkt gesehen haben soll, auch die Tatwaffe kann ihm zugeordnet werden.
Eine erste Abstimmung der Geschworenen endet mit 11:1 für «schuldig». Einzig eine Dame ist der Meinung, dass der Wahrheit auf den Grund gegangen werden muss – und wird dafür von diversen Seiten bitterhart angegriffen. Zwölf völlig verschiedene Charaktere treffen aufeinander und es kommt zu einer spannungsgeladenen Diskussion. Sowohl bei den Zeugenaussagen als auch bei der zeitlichen Abfolge entstehen Ungereimtheiten und so zweifeln die Geschworenen nach und nach an der Schuld des Jungen.
Durchwegs zufrieden
Vergangenen Samstagabend feierte das Theater88 die Dernière des Stücks, das auch unter dem Originaltitel «12 Angry Men» bekannt ist und von Reginald Rose (Autor)/Horst Budjuhn (Übersetzer) aus dem Jahre 1954 stammt. «Sicher eine grosse Herausforderung war, dass während der ganzen Aufführung immer zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne stan-den», so Vereinspräsident Matthias Brütsch, der den cholerischen Rassisten unter den Zwölfen spielte. «Wir wussten nicht, wie das Publikum darauf reagiert, dass wir zwei Stunden lang intensiv Text vermitteln», so Matthias Brütsch. Das Publikum habe dies erfreulicherweise sehr gut aufgenommen und dementsprechend zufrieden blickt das Ensemble auf die zwölf Aufführungen zurück. «Es ist uns wichtig, immer wieder etwas Neues auszuprobieren und gleichzeitig unsere Qualität aufrechtzuerhalten. Regisseur Simon Kramer ist eine wirklich tolle Inszenierung dieser Geschichte gelungen». Mit professionellem Rahmen, Können und viel Herzblut zogen die Amateur-Schauspielerinnen und Amateur-Schauspieler das Publikum Abend für Abend in den Bann der Theaterkunst. Ein wichtiger Bestandteil des Theaters, das in der Aula des Schulhauses Ramsen aufgeführt wird, ist die detailreich gestaltete Theaterbeiz, die jedes Jahr mit einem feinen Speisenangebot zum Verweilen einlädt.