Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Gesellschaft
07.11.2022
08.11.2022 08:37 Uhr

Herr der Schrauben und Eisenwaren

Vor 33 Jahren übernahm Pius Butti das Fachgeschäft Butti Eisenwaren von seinem Vater. Bis heute geht er jeden Tag gerne zur Arbeit. Langweilig sei es ihm noch nie geworden, auch da stets neue Artikel auf den Markt kommen.
Vor 33 Jahren übernahm Pius Butti das Fachgeschäft Butti Eisenwaren von seinem Vater. Bis heute geht er jeden Tag gerne zur Arbeit. Langweilig sei es ihm noch nie geworden, auch da stets neue Artikel auf den Markt kommen. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Ob für ein spezielles Ersatzteil oder eine einzelne Schraube – der Weg führt immer wieder zu Pius Butti nach Diessenhofen. Ein Porträt über einen Mann, der seit über 30 Jahren jeden Tag gerne zur Arbeit geht.

Seit 33 Jahren führen Priska und Pius Butti in der Diessenhofer Altstadt das Fachgeschäft Butti Eisenwaren, das eines der letzten dieser Art in der Region ist. «Unser Antrieb sind die Begeisterung und der persönliche Kontakt mit den Kundinnen und Kunden», sagt Pius Butti im Interview mit dem «Bock». Und diese persönlichen Kontakte werden im Laden rege gepflegt Zwischen 50 und 100 Kundinnen und Kunden kommen täglich ins Geschäft, weitere 50 Mal klingelt das Telefon. Nach zwei Wochen Herbstferien hatten sich im Postfach von Pius Butti stolze 240 Mails angesammelt. «Das war wahrlich eine riesige Flut. Kundenanfragen, Bestellungen und Mails von Lieferanten – das alles zu bearbeiten, braucht sehr viel Zeit.» Denn Vorrang vor den Mails habe die Kundschaft, die den Weg nach Diessenhofen auf sich nimmt und persönlich in den Laden kommt. Jeden Tag sind dort Pius Butti und seine Frau Priska anzutreffen. «Wir wohnen selber nur zwei Minuten vom Laden entfernt, das ist sehr praktisch», so der Geschäftsführer. Abschalten könnte da schwierig sein? «Ich stehe jeden Morgen gerne auf und freue mich auf die Arbeit und das Team.» 

Urdiessenhofer Laden

Seinen Ursprung hat Butti Eisenwaren im Jahr 1967. Paul Butti, der Vater von Pius, übernahm damals den Eisenwaren- und Kolonialwarenladen Kocherhans inmitten der Diessenhofer Altstadt. Seine Frau Els führte zeitgleich ein Hut- und Modegeschäft, ebenfalls im Städtli. «Irgendwann mussten sie sich für ein Geschäft entscheiden, die Entscheidung fiel auf den Eisenwarenladen», erzählt Pius Butti. 

1980 eröffnete das Ehepaar eine zweite Filiale im thurgauischen Bürglen, die heute von Pius Schwester Lilian Butti geführt wird. 1989 übernahmen Priska und Pius Butti dann das Hauptgeschäft in Diessenhofen, damals an der Hauptstrasse 14. «Drei Jahre später kauften wir die Hirschen-Liegenschaft, wo auch der heutige Standort ist. Dieser Umzug ermöglichte es uns, den Laden zu vergrössern, eigene Parkplätze anzubieten und in der Altstadt zu bleiben», so Pius Butti. 

«Ich verdanke meiner Frau Priska und dem permanent guten Team sehr viel. Ohne sie wäre das alles niemals möglich gewesen», so Pius Butti über den Weg zum Erfolg des Fachgeschäfts. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24

Onlineshop mit 120000 Artikeln

Das zweistöckige Hauptgebäude (unten Werkzeug, oben Haushalt), der zweite Lagerraum sowie ein separates Nebengebäude mit der immensen Anzahl Schrauben in allen Grössen, Gartenartikeln, Gartenmöbeln, einer grossen Auswahl an Grillbedarf und einer Werkstatt für Rasenroboter umfassen insgesamt rund 500 Quadratmeter Verkaufsfläche. Wie viele Artikel das Butti-Lager zählt? «Rund 40 000. Und im Online-Shop sind rund 120 000 Artikel erhältlich», antwortet der Diessenhofer. Während er sich vor allem unten, bei den Werkzeugen auskennt, ist seine Frau im ersten Stock die Chefin, wo die unterschiedlichsten Haushaltswaren – von Geschirr bis Staubsauger – erhältlich sind. «Vom Kochen habe ich nämlich wirklich wenig Ahnung», gibt Pius Butti zu. 

Reparaturen von Billigwaren

Neben dem Verkauf von Eisen- und Haushaltswaren sowie Werkzeugen machen einerseits der Schlüsselservice, aber auch die Reparaturen einen grossen Teil des Alltagsgeschäfts aus. Darunter nicht nur von Artikeln, die bei Butti gekauft wurden. «Viele Leute kaufen sich beispielsweise günstige Haushalts- oder Gartengeräte in Grossverteilern. Dort gibt es jedoch keine Ersatzteile – dann kommen sie zu uns mit ihrem Anliegen, berichtet Pius Butti. Genau aus diesem Grund sieht er auch Zukunft in dem Fachgeschäft. «Bei uns hat die Kundschaft die Auswahl zwischen mittlerer Qualität und sehr guter Qualität. Das ist viel nachhaltiger, als alles innert Kürze ersetzen zu müssen.» 

Butti Eisenwaren darf auf eine grosse, treue Stammkundschaft zählen, darunter viele Landwirte, aber auch Firmen- und Privatkunden. Denn: Bei Butti gibt es gefühlt alles, was sonst nur in Grosspackungen gekauft werden kann. Nicht zuletzt Schrauben. Rund 120 Tablare à 10 bis 20 Schraubenarten horten Pius und Priska Butti im Lager. Alle können einzeln gekauft werden. 

Das Butti Team vor dem Fachgeschäft in der Diessenhofer Altstadt. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24

«Online ist es günstiger»

Das Thema Online-Handel und Preisdruck beschäftigt das Butti-Team seit Jahren sehr. Auch wenn es grundsätzlich sehr gut laufe, hat sich das Dasein als Fachgeschäft in den vergangenen 30 Jahren stark verändert. Dementsprechend habe sich die Anzahl Mitarbeitende von zehn auf sechs reduziert, darunter aktuell zwei Lernende. «Im Internet findet man alles günstiger. Unsere Stärke ist, dass die Dienstleistung bei uns im Vordergrund steht.» Was der Inhaber sehr bedauert: Wenn sich Menschen ausführlich beraten lassen und schlussendlich online bestellen.

Hört Butti auf?

Wie Pius Butti erzählt, gehe in der Region momentan das Gerücht umher, dass der Laden demnächst geschlossen werde. «Das stimmt nicht. Wir haben zwar effektiv unsere Liegenschaft verkauft und sind für die nächsten drei Jahre nun Mieter. Dann bin ich im Pensionsalter und wir wünschen uns, bis dahin eine motivierte Nachfolge zu finden», klärt der Geschäftsführer auf. Dass er es so weit gebracht hat, verdanke er zu einem grossen Teil seiner Frau und einem permanent guten Team. «Es wäre niemals möglich gewesen, das Geschäft ohne Partnerin zu führen. Priska kümmert sich einerseits um die Haushaltsabteilung, andererseits um Buchhaltung, Administration und Personalwesen.» Auch nach über 30 Jahren sei der Beruf für ihn nicht langweilig geworden – auch, da immer viele neue Artikel auf den Markt kommen. Seinen Nachfolgern wolle er gar nicht allzu viel ans Herz legen: «Mein grosser Wunsch ist es einfach, dass der Laden noch viele Jahre weiter existiert und das Persönliche weiterhin im Vordergrund steht.»

Lara Gansser, Schaffhausen24