«Das Fass läuft über», teilte die französische Regierung mit – und bezog sich damit auf den nationalen Fussballverband (FFF). Dieser verdiene einen Präsidenten, «der der Aufgabe gewachsen ist». Hintergrund der klaren Aussage: Gegen den bisherigen Präsidenten, Noël Le Graët, läuft eine Untersuchung wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung. Zudem liegt Le Graët mit der Sportministerin im Clinch und äusserte sich zuletzt auch noch abfällig über die nationale Fussball-Legende Zinédine Zidane. Am Mittwoch dann die Reaktion: Le Graët trat zurück. Auch die Generalsekretärin muss gehen. Interimistisch übernimmt Vizepräsident Philippe Diallo die Führung.
Weltklassefussballer und Uefa-Präsident
Die «Süddeutsche Zeitung» bringt diese Vorfälle mit einem spektakulären Plan in Verbindung: Demnach soll nach Le Graëts Demission ein sehr prominenter Name auf den Kandidatenschild gehoben werden: Michel Platini, der frühere Weltklassefussballer und ehemalige Präsident des europäischen Fussball-Verbandes (Uefa).
Sollte es dazu kommen, würde es sich um das spektakulärste Comeback in der jüngeren sportpolitischen Geschichte handeln. Platini, 67, war von 2007 bis 2015 Uefa-Chef und galt im Sommer 2015 als designierter Nachfolger des scheidenden Fifa-Präsidenten Sepp Blatter. Doch dann wurden Blatter und Platini im Zuge des Fifa-Skandals für acht Jahre gesperrt.
Platini wittert Komplott
Platini wittert längst ein Komplott gegen sich, von dem der heutige Fifa-Präsident Gianni Infantino, damals noch sein eigener Generalsekretär bei der Uefa, profitiert haben soll. Als Platini (wie auch Blatter) im vergangenen Sommer vor dem Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona von allen Anklagepunkten freigesprochen wurde, sagte er: «In diesem schrecklichen Fall gibt es Schuldige, die in diesem Prozess nicht aufgetreten sind. Ich garantiere ihnen: Wir werden uns wiedersehen».
Die Süddeutsche mutmasst, dass nun dieser Moment gekommen sein könnte. Sollte Platini, der in Frankreich eine riesige Popularität geniesst und über ein engmaschiges Beziehungsnetz verfügt, tatsächlich auf die sportpolitische Bühne zurückkehren, könnte dies für Infantino delikat werden. Denn Platini war es sich als Fussballer nicht gewohnt, das Terrain als Verlierer zu verlassen. Und er will dies offenbar auch auf verbandspolitischem Parkett nicht tun.