Guinea gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Rund 60 Prozent der Bevölkerung können weder lesen noch schreiben. Durch die vorherrschende Armut können es sich viele Eltern nicht leisten, ihre Familien zu ernähren, geschweige denn ihre Kinder zur Schule zu schicken. Diese müssen früh schon um Essen betteln oder arbeiten – oft unter menschenunwürdigen Konditionen. Mädchen müssen im Haushalt helfen und werden sehr jung gegen ihren Willen und gegen Bezahlung eines Brautpreises zwangsverheiratet. Eine Praxis, die in grossen Teilen Afrikas noch weit verbreitet ist. Als Vorwand werden oft kulturelle Hintergründe genannt, Grund sei aber meist die finanzielle Notlage der Eltern – vom Brautpreis kann eine Familie einige Monate leben. «Es ist nicht die Kultur, sondern die wirtschaftliche Misere, welche die Leute dazu bringt, ihre Kinder zu verkaufen», sagt Saran Keita, Gründerin und Präsidentin des Vereins KIRA. Sie stammt gebürtig aus Guinea und lebt seit 24 Jahren in der Schweiz. «Sie führen eine moderne Sklaverei unter dem Vorwand von Kultur.» Die Verhältnisse sind prekär, eine Besserung ist laut der 44-Jährigen nicht in Sicht. Den Verein KIRA gründete sie 2018 mit zwei Zielen: Bedürftigen Kindern soll der Schulbesuch ermöglicht und Jugendliche sollen in ein Ausbildungsprogramm integriert werden. Bildung sei der Weg in eine bessere Zukunft für die Kinder und Jugendlichen Guineas.
Bildung ist der Weg
Regelmässige Reisen in ihr Heimatland Guinea führen Saran Keita die immer weiter zunehmende Armut und das sehr schlechte Bildungsniveau der Bevölkerung vor Augen.
Die wohltätige Arbeit der gelernten Betriebswirtschafterin begann im Jahr 2016. Per Zufall traf sie in der Hauptstadt Conakry auf einen siebenjährigen Vollwaisen. Sein Schicksal ging ihr nahe, da übernahm sie die Patenschaft des Knaben und finanziert ihm seither die Schulgebühren, Kleider, Nahrung und vieles mehr. «Ich weiss, dass es nicht einfach ist, in Guinea zu leben, wenn man niemanden hat», erklärt die 44-Jährige. Bei der einen Patenschaft blieb es nicht, seither unterstützt sie weitere Waisen und arme Kinder in Guinea. «Es gibt viele Kinder, die aus ihrer schlimmen Lage rauswollen, aber dazu keine Möglichkeiten haben. Und nicht jedes Kind hat den Mut dazu, einen solchen Schritt zu wagen», sagt Saran Keita. Da diese Kinder sonst keine Chancen hätten, müsste diesen dringend geholfen werden. «Ich bin überzeugt: Bildung und Aufklärung ist der richtige Weg dazu. Alles andere ist Symptombekämpfung.» Die 44-Jährige kritisiert dabei die Entwicklungshilfe in Guinea. «Wir haben über 60 Prozent Analphabeten in der Bevölkerung. Daher frage ich mich: was hat diese Entwicklungshilfe gebracht? Diejenigen, die davon profitieren sollten, haben bis jetzt nichts davon gesehen. Und die Leidtragenden sind die Kinder und Jugendlichen», so Saran Keita.