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03.04.2023
03.04.2023 22:59 Uhr

Lernen, wie gelernt wird

Das Grammaticus-Team mit Pascal Houinato, Ulrike Meichelbeck und Randy Aegerter (v.l.n.r.). Es fehlt Niklas Rapold.
Das Grammaticus-Team mit Pascal Houinato, Ulrike Meichelbeck und Randy Aegerter (v.l.n.r.). Es fehlt Niklas Rapold. Bild: Ronny Bien
Bald stehen für die Schülerinnen und Schüler Prüfungen aller Art bevor, überall wird gebüffelt und gepaukt. Einige schaffen das mit Leichtigkeit, andere stehen vor einem unüberbrückbaren Berg. Grund genug, dass der «Bock» sich beim «Grammaticus»-Team einen Einblick verschafft.

Frühlingszeit bedeutet nicht nur, dass die Knospen spriessen und die Tage wärmer werden. Für viele Lernende ist das erste Halbjahr mit viel Stress verbunden, weil alle im Prüfungsfieber stecken. Nicht sattelfest im Französisch, die binomischen Formeln noch nicht entschlüsselt, ganz zu schweigen vom korrekten Einsetzen richtig konjugierter Verben – da können die jungen Gehirnstränge schon mal ein «Chrüsimüsi» veranstalten. Insbesondere dann, wenn Schülerinnen und Schüler in den grundlegenden Schulfächern eine Lernschwäche aufweisen. «Jeder Mensch lernt individuell und auf seine eigene Art», erklärt Ulrike Meichelbeck, Leiterin von Grammaticus. Und eine Schulklasse ist gespickt von Individuen. Der familiäre Background, das soziale Umfeld und weitere Faktoren fliessen in die Entwicklung eines Kindes ein.

Lernen zu lernen

Dazu kommt die Erwartungshaltung an die Kinder, dass sie sich zum Beispiel bei verschiedenen, gleichzeitig anfallenden Hausaufgaben selbst organisieren. «Doch das Problem ist, dass den Schützlingen oftmals unzureichend nahegebracht wird, mit welchen Strategien man an die Aufgaben herangeht und wie man Prioritäten setzt», hat Ulrike Meichelbeck längst festgestellt. «Da helfen wir unseren Schülerinnen und Schülern aktiv und fördern sie mit gezielter Unterstützung, damit sie ihre Lernziele erreichen.» Man muss eben auch lernen, wie man lernt, um die Fortschritte zu optimieren.

Wie berechnet man den Radius eines Kreises? Randy Aegerter zeichnet hier den Lösungsweg. Bild: Ronny Bien

Grosse Nachfrage

Grammaticus besteht aus einem Team von pädagogischem und agogischem Fachpersonal, ansässig direkt ennet der Feuerthaler Brücke oberhalb des Munotblicks. Angeboten wird Einzel-Nachhilfeunterricht für alle Schulkategorien, einschliesslich Auszubildene, aber auch begleitendes Coaching während einer bestimmten Periode. Derzeit sei die Nachfrage gross, nicht nur wegen diverser bevorstehender Prüfungsvorbereitungen. «Es besteht aktuell grosser Bedarf an Nachhilfeunterricht auf allen Ebenen», bestätigt Ulrike Meichelbeck, die die Fächer Deutsch und Englisch betreut.

Für viele Kinder ein Weltuntergang

Neben Nachhilfelehrer Niklas Rapold unterrichtet auch Randy Aegerter die Spezialgebiete Mathematik, Geometrie und Naturwissenschaften. Zudem fördert er als diplomierter Dyskalkulie Trainer Betroffene, um die Rechenschwäche zu überwinden. «Für viele Kinder ist es ein Weltuntergang, wenn sie in einem Fach nicht mithalten können. Wenn sie dann Fortschritte erzielen und sich zugleich das Selbstbewusstsein immer mehr entwickelt, ist das auch für mich ein erfüllendes Gefühl», schwärmt der Coach über seine Tätigkeit.

Pascal Houinato zeigt während einer Französischlektion, wo überall «La langue de l’amour» gesprochen wird. Bild: Ronny Bien

Mit der Welt kommunizieren

Genauso ergeht es Englisch- und Französischlehrer Pascal Houinato. «Man muss den Kindern den Sinn vermitteln, warum es von Vorteil ist, wenn man mehrere Sprachen spricht», bezeugt er nicht zuletzt auch durch seine eigenen Erfahrungen, da er früher selbst nicht verstand, wieso er überhaupt eine Sprache lernen soll. Die Freude entwickle sich, wenn die Kenntnis geschaffen ist, dass man mit der ganzen Welt kommunizieren kann und zugleich feststellt, wie die Affinität gegenüber den verschiedenen Kulturen wachse. «Ich nehme meine Schülerinnen und Schüler immer mit auf eine Reise, um die Lust zu verstärken, dass man sich dort auch verständigen kann», beschreibt Houinato einen Teil seines Unterrichts. «Ich zeige den Kindern immer zuerst, wo überall französisch gesprochen wird: in Afrika, in Südamerika oder auf Tahiti. Und sie realisieren, dass diese Sprache auf der ganzen Welt vorkommt.»

Andere Länder, anderes Bildungsniveau

«Im Zentrum steht immer der Mensch», wirft Ulrike Meichelbeck ein. «Darum haben wir uns bewusst darauf spezialisiert, gezielt jeweils eine einzelne Person zu fördern.» Sie stellt auch fest, dass gerade Eltern mit Migrationshintergrund oft selbst mit dem Lernstoff überfordert seien, weil in anderen Ländern ein anderes Bildungsniveau herrsche. «Den Lernstoff in einer solchen Ausgangslage den Kindern weiterzuvermitteln, ist schlicht und einfach nicht realistisch. Darum bieten wir auch in solchen Situationen Hilfeleistung.»

Oft dem Druck nicht mehr gewachsen

Der psychologische Aspekt darf nicht unterschätzt werden. Viele Schüler sind den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Sie haben nicht nur mit dieser Hürde zu kämpfen, sondern spüren auch eine Art Konkurrenzkampf innerhalb einer Klasse und halten diesen Druck nicht mehr aus. «Mit psychologischem Einfühlungsvermögen unterstützen wir Menschen, ihr Potenzial zu erkennen und zu entfalten. Plötzlich löst sich der Knopf und ihr Erfolg bestätigt sich binnen Wochen oder wenigen Monaten, sobald sie bei den Prüfungen konstant mit besseren Noten abschneiden», beschreibt Ulrike Meichelbeck den klassischen Werdegang ihrer Schützlinge und zeigt stolz eine SMS eines ehemaligen Schülers, der sich für die Unterstützung bedankt und erklärt, dass er ohne dieses intensive Coaching seinen beruflichen Weg nicht hätte gehen können.

Schaffhausen24, Ronny Bien