Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Gesellschaft
20.06.2023
20.06.2023 11:48 Uhr

Ganze Generationen mitgeprägt

Die Schulleiterin Gundula Kohlhaas tritt ab. 24 Jahre war sie die starke Frau an der International School Schaffhausen (ISSH).
Die Schulleiterin Gundula Kohlhaas tritt ab. 24 Jahre war sie die starke Frau an der International School Schaffhausen (ISSH). Bild: Ronny Bien
Sie plante einst nur so lange zu bleiben, bis das Fundament stehe. Daraus wurden schliesslich sage und schreibe 24 Jahre. Nun sagt die Schulleiterin der International School Schaffhausen, Gundula Kohlhaas, «goodbye & farewell».

Unmittelbar nach dem Kreisel im hinteren Mühlental steht es, dieses auffällige gelbe Haus, eingebettet in einer Baumreihe. Das frühere Logierhaus ist zum Mekka für Schüler:innen geworden, die ihren Werdegang in einer internationalen Schule absolvieren. «Am früheren Standort an der Mühlenstrasse in Schaffhausen hatte es schlicht keinen Platz mehr, zudem fehlte es an Infrastruktur», erinnert sich Gundula Kohlhaas. «Zwar sind wir hier nicht mehr ganz zentral, allerdings geniessen wir schon fast paradiesische Verhältnisse», beschreibt sie das Zuhause der International School Schaffhausen, kurz ISSH. In der Tat findet man eine Idylle vor, mit genügend Platz für die Kinder, die sich auszutoben wissen auf den Spielplätzen rund um das historische Gebäude.

Gestaffelter Zmittag

Beim Rundgang durch die Schule herrscht reger Betrieb, als Gundula Kohlhaas zusammen mit ihrer Nachfolgerin Ebru Güver die Räumlichkeiten mit den verwinkelten Gängen präsentiert. Ein Küchenteam bereitet gerade das Mittagessen vor. «Um halb 12 werden die Kleinsten zu Tisch gebeten, die dann anschliessend ein Mittagsschläfchen abhalten», erklärt die Schulleiterin. «Danach ist die Primarstufe an der Reihe und später essen dann die Grossen». Der eigene Magen lädt sich schon fast selbst zum Essen ein ob des lecker riechenden Menüs, welches die Schützlinge gestaffelt einnehmen dürfen. «Und wir Erwachsenen essen zwischendurch, sobald wir die Zeit dazu finden.»

Durch diese Türe wird Gundula Kohlhaas nicht mehr allzu häufig schreiten. Mit dem Ende dieses Schuljahres endet auch ihre Karriere in der ­International School Schaffhausen nach 24 Jahren. Bild: Ronny Bien

38 Nationen auf einem Fleck

Nur selten hört man an dieser Schule jemanden Deutsch reden. «Die Schüler:innen sprechen nebst ihrer Muttersprache hauptsächlich Englisch», weiss Gundula Kohlhaas zu berichten. Das ist an einer internationalen Schule auch nicht unüblich. In Schaffhausen treffen Kinder aus nicht weniger als 38 Nationen aufeinander. Kulturelle Vielfalt ist an diesem Standort alles andere als ein Fremdwort. Nicht nur aus Grossbritannien oder den USA kommen sie, «wir hatten auch sogar jemanden aus Bhutan an unserer Schule», verrät die Pädagogin. Und sie berichtet darüber, dass Eltern, die nach Schaffhausen ziehen wollen, sich auch schon mal darüber erkundigen, wo es gefährlich sei und man besser nicht wohnen sollte. «Ich sage dann, dass sie sich nicht sorgen müssen, weil es hier keine Slums und Ghettos gibt. Später bestätigen die Eltern, dass Schaffhausen in der Tat ein kleines Paradies sei.» Weiter erklärt sie: «Wir bereiten die Lernenden auf einem hohen Level auf Uni oder die Berufswelt vor.» Nach dem Schulabschluss können sie sich weltweit an fast jeder Uni einschreiben lassen. Oftmals höre man das Vorurteil, dass sich eine solche Schule nur Reiche leisten können, doch an der ISSH gibt es auch Angebote, von denen alle Familien profitieren können. «Auch diejenigen, die der englischen Sprache anfangs nicht mächtig sind, fangen bei uns an. «Die Kinder saugen die Sprache regelrecht auf und können sich innerhalb kurzer Zeit auf Englisch verständigen», beobachtet Gundula Kohlhaas regelmässig. «Den Eltern sage ich jeweils, dass auch sie durch ihr Kind die Sprache erlernen werden», schmunzelt die Schulleiterin.

Gekommen, um zu bleiben

Englischsprachige Schulen gibt es in der Schweiz seit 1963, als in Kilchberg ZH eine «American International School» eröffnet wurde. Da kam insbesondere das amerikanische Schulsystem zum Tragen. 34 Jahre später wurde das auch in Schaffhausen zum Thema. Eine Arbeitsgruppe, die im Rahmen des Projekts «Wirtschaftsentwicklung Region Schaffhausen» (WERS) entstanden war, prüfte, ob es in der Munotstadt ebenfalls möglich sei, eine solche Institution einzurichten. Ziel war es, dass Kinder von Mitarbeitenden, die in einem internationalen Konzern tätig sind, in Schaffhausen zur Schule gehen können. Im August 1999 wurde die «International School Schaffhausen» eröffnet. Gundula Kohlhaas war damals im Leitungsteam der Organisation, die die Schule eröffnet hatte. «Ich wechselte dann beim folgenden Jahreswechsel ebenfalls in die ISSH, um meine Unterstützung einzubringen, weil der Start damals doch etwas holprig war». Gundula Kohlhaas plante eigentlich, nur so lange dabei zu sein, bis sich dieses neue Schulprojekt etabliert hatte. Doch es zog ihr den Ärmel ganz hinein: «Ich realisierte, was für ein toller und vielfältiger Job das ist», erinnert sie sich. Und so wurde aus zwei, drei Jahren plötzlich fast ein Vierteljahrhundert.

Türe auf für Gundula Kohlhaas' Nachfolgerin Ebru Güver (l.). Sie übernimmt ab dem kommenden Schuljahr die Leitung der ISSH. Bild: Ronny Bien

Ebru Güver tritt Nachfolge an

Und nun stehen die Zeichen auf Abschied. Es sei aber kein abrupter Leitungswechsel, sondern einer, der sorgfältig geplant wurde. «Ich reduzierte letztes Jahr mein Pensum und konnte meiner Nachfolgerin in immer mehr Bereichen das Ruder überlassen», beschreibt Gundula Kohlhaas das endende Schuljahr. Ganz unbekannt ist die neue starke Frau, die den Lead der ISSH ab dem kommenden Schuljahr ganz übernimmt, jedoch nicht. «Ebru Güver ist mittlerweile auch schon seit 15 Jahren an dieser Schule tätig und wird meine Position bestens vertreten», ist die abtretende Leiterin überzeugt. Dadurch falle Gundula Kohlhaas der Abschied, das Loslassen, auch nicht so schwer. Was danach komme, stehe noch in den Sternen, sagt sie, aber: «Zuerst geniesse ich den Sommer, danach schaue ich weiter.»

Schaffhausen24, Ronny Bien