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Gesellschaft
16.10.2023

Hanf: Lifestyle-Produkt oder Heilmittel?

Katharina Keller ist als Tierärztin bei der Tierklinik Rhenus AG tätig
Katharina Keller ist als Tierärztin bei der Tierklinik Rhenus AG tätig Bild: zVg.
Katharina Keller schreibt in ihrer Kolumne für die Tierklinik Rhenus AG über Hanfprodukte für Tiere.

Ein Blick in den Pet-Shop bestätigt es: Futterzusätze und Pflegeprodukte mit Hanfextrakten liegen im Trend. Ist das nur eine Modeerscheinung oder hat Hanf einen berechtigten Platz in der Tiermedizin? Ist er gar ein Wundermittel?
Von den über 500 verschiedenen Komponenten der Hanfpflanze sind das Tetrahydrocannabinol (THC) und das Cannabidiol (CBD) am bekanntesten. In der Tiermedizin zum Einsatz kommt ausschliesslich das CBD (CBD ist nicht psychoaktiv wirksam). CBD entfaltet seine Wirksamkeit am sogenannten Endocannabinoid-System, welches das grösste Netzwerk von Rezeptoren im Körper ist. Es existiert bei allen Säuge- und Wirbeltieren. Cannabinoidrezeptoren befinden sich einerseits im Nervensystem, wo sie an der Schmerzübertragung und modulation beteiligt sind. Andererseits befinden sich Cannabinoidrezeptoren auch ausserhalb des Nervensystems, insbesondere im Immungewebe. Hier entfalten die Cannabinoide ihre entzündungshemmende Wirkung und können zu einer beschleunigten Regeneration eines geschädigten Gewebes beitragen. Vereinfacht dargestellt ist die Hauptfunktion all dieser Rezeptoren, ein System des Gleichgewichtes aufrechtzuerhalten, indem sowohl auf das Nervensystem wie auch auf das Immunsystem modulatorisch eingewirkt wird. An genau diesen Rezeptoren im Körper setzen die Wirkstoffe der Hanfpflanze an.
Bei der Verabreichung von CBD-Produkten gibt es einige Punkte zu beachten. CBD ist für Hunde und Katzen schlecht verwertbar. Die Verabreichung muss deshalb direkt über die Schleimhäute erfolgen. Es gibt keine Standarddosierung. Die Dosierung ist abhängig von der Indikation und auch von individuellen Faktoren des Patienten. Generell gilt bei CBD der Grundsatz «start low, go slow». Das heisst, die Dosierung wird tief angesetzt und Anpassungen erfolgen langsam. Manchmal ist eine tiefere Dosierung letztendlich wirkungsvoller.
CBD ist zwar kein Wundermittel, aber richtig eingesetzt ein durchaus geschätzter Helfer mit weitem Indikationsgebiet.

Schaffhausen24