Die Hiobsbotschaft trifft Yvonne Stocker vor drei Wochen. Die Schulvorsteherin aus dem Schulhaus Zündelgut ist mitten in der Stundenplanung, als sie am Telefon erfährt, dass ihr im neuen Schuljahr 60 Erstklässler zugeteilt werden. «Das ist eine ganze Klasse mehr als im Vorjahr», so Yvonne Stocker. «Die Nachricht war ein Schock.» Denn eine Klasse mehr bedeutet nicht nur eine neue Lehrperson suchen, sondern auch noch ein zusätzliches Schulzimmer.
Aber Stocker hatte gleich doppelt Glück. Sie konnte nicht nur die Stelle schnell besetzen, sondern auch das Platzproblem lösen. «Wir hatten noch ein Medienzimmer, das wir relativ unkompliziert opfern konnten», so die Schulvorsteherin.
Räumlich stösst die Stadt an Grenzen
So einfach geht es nicht immer. Kathrin Menk, Bereichsleiterin beim Schulamt der Stadt Schaffhausen, sagt: «Das Schwierigste bei der Planung sind die Klassenräume. Wir sind pumpenvoll.»
Seit November sind Kathrin Menk und ihr Team daran, die rund 300 Kindergärtler auf die Schulen zu verteilen. Zwar seien die Kindergärten eigentlich den Schulhäusern zugeteilt. Das gehe aber nicht immer auf. «In diesem Jahr haben wir beispielsweise viele Kinder, die aus privaten Kindergärten zurück in die öffentliche Schule kommen», so Menk. Diese Kinder sind in diesem Falle nicht mehr im System und werden somit nicht mitgerechnet. «Die vielen zusätzlichen Kinder in den Quartieren Zündelgut, Emmersberg und Alpenblick haben auch uns überrascht.»
Bei der Planung werde jedes Kind einzeln angeschaut. Dazu geben die Mitarbeiter:innen vom Schulamt die Adressen auf Google ein und prüfen den Weg zum nächsten Schulhaus. Teilweise würde man die Wege sogar einzeln abgehen und manchmal müsse man bei der Stadt sogar neue Lichtquellen einfordern. Grundsätzlich sollte der Schulweg in der Unterstufe nicht weiter als zwei Kilometer sein. Kathrin Menk: «Generell schauen wir, dass es weniger ist.» Die höchste Priorität habe aber die Betreuungssituation. «Unser Ziel ist immer die beste Lösung fürs Kind und die Familie.»
Nach den Ferien gehts an die Klassen
Schulvorsteherin Yvonne Stocker weiss inzwischen zwar, wie viele Erstklässler sie bekommt. «Die definitive Liste mit den Namen erhalten wir aber erst nach den Frühlingsferien.» Dann geht es an die Klassenverteilung. Dazu schreibt die Schulvorsteherin jeden einzelnen Namen auf ein farbiges Kärtchen und darunter allfällige Bemerkungen und Wünsche. Also beispielsweise, ob das Kind einen Deutschkurs oder Logopädie braucht oder ob es einen Mittagstisch besucht. Ebenso notiert sie Gspändli-Wünsche oder -Abneigungen. Zudem sind die Karten farblich nach Geschlecht getrennt. «Aber bewusst nicht mit Rosa und Blau», sagt Yvonne Stocker lachend.
Im nächsten Schritt kommt es zum grossen Treffen mit den abnehmenden Lehrer:innen und den Kindergärtner:innen. «Wir sind gut 10 bis 15 Personen am Tisch und ich breite meine Zettel aus.» Zuerst berichten die Kindergärtler:innen, welche Gruppen gut funktionieren und wo es Probleme gibt. «Der Fokus liegt aber nicht nur darauf, Streithähne zu trennen, sondern wir wollen gute Dynamiken auch mitnehmen», erklärt Stocker.