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Gesellschaft
21.05.2024

«Ich wollte nie ein Dorflädeli»

Der Bergsport hat es dem Unternehmer angetan. Auch seine JCI-Gruppe will er mitnehmen auf einen 4000er. «Das ist ein wahnsinnig verbindendes Erlebnis.»
Der Bergsport hat es dem Unternehmer angetan. Auch seine JCI-Gruppe will er mitnehmen auf einen 4000er. «Das ist ein wahnsinnig verbindendes Erlebnis.» Bild: zVg.
Er mag Hochtouren – beruflich wie privat. Er ist Patron, Papi und in diesem Jahr sogar Präsident. David Laube, Inhaber der Kurt Schwaninger AG, hat keine Angst vor Temu und nimmts mit Humor, wenn schon morgens um 7 Uhr ein Kunde bei ihm an der Haustüre klingelt.

«Be trained» lautet das Jahresmotto der JCI Schaffhausen. Die Junior Chamber International (JCI) ist die weltweit grösste Organisation für junge Führungskräfte. Die Schaffhauser Kammer wird in diesem Jahr von David Laube, Inhaber der Kurt Schwaninger AG, präsidiert. Sein Motto: Er will in der Gruppe nicht nur den Geist schulen, sondern auch den Körper trainieren. Das passt zum sportlichen 39-Jährigen.

65 Kilogramm Gewicht verloren

Fünfmal die Woche ist er im Fitnesscenter. So hat er in den letzten drei Jahren 65 Kilogramm abgenommen. Das Konzept ist so einfach wie effizient: «Ich verzichte aufs Zmittag und gehe stattdessen trainieren.» Daneben hat sich David Laube dem Bergsport verschrieben. Schon vor zwei Jahren nahm er die JCI-Gruppe mit auf einen 4000er. In diesem Jahr wiederholt er sein persönliches Projekt «Gipfelstürmer»: «Das ist ein wahnsinnig verbindendes Erlebnis.» Dieses Gemeinschaftliche sei es auch, was die JCI Schaffhausen ausmache. «Unsere Gruppe ist sehr familiär.» Davon profitiert er gleich doppelt. «Ich habe nicht nur Freunde, sondern vertrauensvolle Berater gefunden.» Man helfe sich, wo man könne. Obwohl die Schaffhauser Gruppe mit 13 Aktivmitgliedern zu den kleineren gehöre, gebe es für viele Anliegen Ansprechpartner. «Wenn ich eine steuerliche Frage habe, schreibe ich beispielsweise in den Chat und bekomme schnell eine kompetente Antwort.»

Hinzu käme das soziale Engagement mit Projekten wie «Fit4jobs», wo man Jugendliche beim Berufseinstieg unterstütze. Als Sozialarbeiter sieht er sich deswegen nicht: «Es ist definitiv alles eher wirtschaftlich geprägt.» Man wolle der Gesellschaft aber auch etwas zurückgeben.
Durch die JCI Schweiz profitiert David Laube von vielen Weiterbildungsprogrammen. Das Angebot reicht von Rhetorik- und Gedächtnistrainings über Teambuilding und Stilberatung bis hin zu Verkaufspsychologie. In David Laubes Metier besonders dienlich.

Von Arbeitskleidern zu Partyartikeln

70 000 Artikel lagern am Hauptsitz der Kurt Schwaninger AG in Hallau. David Laube und sein Team sind das ganze Jahr über damit beschäftigt, Artikel zu organisieren, zu etikettieren, saisonal ein- und auszuräumen und ganz wichtig: zu verkaufen. «Wir versuchen innovativ zu sein und wollen, dass die Leute bei uns finden, wonach sie suchen.» Sind also Rainbow Looms, Fidged Spinner oder Bey Blades im Trend, müssen sie im Laden verfügbar sein. Das erfordert eine gute Planung. Obwohl er den Druck auf den Detailhandel spüre, habe er keine Angst vor chinesischen Billig-Onlinehändlern wie Temu oder Shein. «Wir haben viele Stammkunden, die Ware ist sofort verfügbar und wir versuchen, angemessene Preise zu machen.»

Das Unternehmertum ist David Laube in die Wiege gelegt. Die Eltern Marlis Laube und Kurt Schwaninger hatten beide ein Geschäft. Der Vater gründete unter dem Namen ursprünglich eine Landmaschinenwerkstatt. Das ergänzende Ladengeschäft war die Idee der Mutter. In den Anfängen lagen Arbeitskleider und Trettraktoren in der Auslage. Durch die steigende Nachfrage wurde das Sortiment laufend erweitert. Heute reicht es von Briefpapier über Büromöbel zu Spielzeug, Partyartikeln, Feuerwerk, Bücher und Babyartikel.

Vom Herd auf den Chefsessel

Bevor er den Schritt in den Detailhandel machte, stand der gelernte Koch David Laube zehn Jahre hinter dem Herd. Schon da habe er gewusst, dass er eines Tages sein eigener Chef sein wolle. «Für die Gastronomie hatte ich aber nicht die richtige Frau an meiner Seite», lacht der 39-Jährige. Der Detailhandel schmeckte seiner Linda umso besser. Die gelernte Kindergärtnerin ist seit den Anfängen dabei. Inzwischen sind die beiden verheiratet und haben drei Kinder. Linda Laube ist unter anderem für das gesamte Personalwesen zuständig. Für ihren Ehemann ein Glücksfall: «Ich hätte da nicht die Geduld.» Er könne als Chef auch mal unangenehm werden. «Wenn ich alles zehnmal sagen muss.» Er selbst arbeite sehr gewissenhaft und organisiert. «Auch wenn mein Schreibtisch nicht immer danach aussieht.» Das Gleiche erwarte er von seinen Mitarbeitern.

Im Familienbetrieb helfen neben seiner Frau und den Eltern auch die Schwiegereltern und die Kinder (6, 10, 12) mit. «Die Grosse ist schon super im Etikettieren.» Und natürlich zahlt der Papi dann auch einen angemessenen Lohn.

In den Ferien abtauchen

Was schwierig ist: In diesem Umfeld lassen sich Beruf und Privatleben kaum trennen. «Man steht zusammen auf, sitzt den halben Tag zusammen im Büro und isst abends zusammen Znacht», erzählt der Unternehmer. «Damit muss man umgehen können.» Manchmal werde ihm das zu viel: «Dann brauche ich eine Pause und kann nicht mehr übers Geschäft reden.»

In den Ferien taucht er gerne ab – buchstäblich. Mit Tauchmaske und Flossen erkundet David Laube am liebsten das Rote Meer oder den Indischen Ozean. «Tatsächlich war ich bisher nur einmal im Rhein.» Seine Wohlfühltemperatur liege eher über 25 Grad und er möge es gerne farbig und lebendig. «Ich will die grossen Fische sehen und nicht zwei kleine Egli.»

Mittlerweile über 30 Mitarbeiter

Auch beruflich interessieren ihn eher die grossen Fische: «Ich wollte nie ein Dorflädeli.» Es ist also kein Zufall, dass sich viel verändert hat, seit er bei der Kurt Schwaninger AG vor 14 Jahren in die Geschäftsleitung einstieg. Aufs Hauptgeschäft in Hallau folgten Filialen in Thayngen, Schaffhausen und Andelfingen. Mittlerweile hat er über 30 Mitarbeiter und in den vergangenen zwei Jahren stand der Neubau in Hallau im Fokus. Das bisherige Gebäude wird vermietet. Am neuen Hauptsitz hats mehr Platz fürs Personal, mehr Platz fürs Material und mehr Platz für die Familie. «Bisher lebten wir zu fünft in einer 3,5-Zimmer-Wohnung.»

Dass sich die Wohnung direkt über dem Geschäft befindet, stört ihn nicht. «So kann ich meine Kinder kurz sehen, wenn sie aus der Schule kommen und nach dem Znacht kann ich noch schnell ins Büro.» Auch der eine oder andere Kunde hätte schon von den kurzen Wegen profitiert. «Es hat auch schon morgens um 7 Uhr bei uns geklingelt, weil jemand vergass, seinem Kind einen Schuelzgi zu kaufen.»

Will nicht bis 65 arbeiten

Gestört hats ihn nicht. Im Gegenteil: «Es motiviert mich, wenn ich einen aussergewöhnlichen Kundenwunsch erfüllen kann.» Denn obwohl das Geschäft laufe, sei es zuweilen belastend. «Selbstständig sein ist zehrend», räumt der 39-Jährige ein. Darum ist für ihn klar: «Ich werde sicher nicht bis 65 arbeiten.» Bevor es aber in den Ruhestand geht, will er nochmals hoch hinaus. Beruflich denkt er bereits wieder über Expansion nach und auch privat will er aufsteigen. Geplant ist eine sogenannte Spaghetti-Tour. Mit den Kochkünsten des Unternehmers hat dies nichts zu tun. Es ist ein fünftägiger Marsch durchs Monte Rosa Massiv. Auf dem Programm stehen elf 4000er. Ein Projekt ganz nach seinem Gusto: Eine mentale wie auch körperliche Challenge.

Claudia Riedel, Schaffhausen24