An einem sonnigen Mittwochnachmittag begrüssten Patrick Portmann und Nina Kaderk den «Bock» am Schaffhauser Bahnhof. Ziel des Ausfluges: das Mühlental. Beide organisieren regelmässig den Clean-up in Schaffhausen. Der nächste soll am 25. August im Mühlental stattfinden. Zusammen mit dem «Bock» inspizierten sie vor Ort die aktuelle Lage.
Beweggründe
«Wenn ich mit dem Zug oder Bus unterwegs war, hat es mich schon immer gestört, wenn am Strassenrand Abfall lag», erzählt Patrick Portmann über seine Beweggründe für sein Engagement. «Doch nicht nur im Strassenverkehr, sondern auch in der Stadt findet man bei genauem Hinsehen überall Abfall.» Hier kritisiert Portmann, dass das Littering häufig totgeschwiegen und nichts dagegen unternommen wird. Mit dem Sammeln von Abfällen möchte er auf dieses problematische Thema aufmerksam machen. Im Jahr 2016 organisierte er dann den ersten Anlass. Die Idee dazu hatte er von einem Freund, der mit ungefähr 50 Personen nach Nordafrika flog, um dort Müll einzusammeln. «Ich sehe das als Widerspruch: Abfälle sammeln, aber mit dem Flugzeug hinfliegen. Ich will lieber vor Ort etwas bewirken.» Bei den Clean-ups legt Portmann deshalb grossen Wert darauf, dass sie nicht mit dem Auto unterwegs sind. Damals plante er den Clean-up als einmaliges Event. Durch die positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden merkte er aber schnell, dass diese Aktion mehrmals stattfinden muss. «So erreichen wir eine höhere Wahrnehmung.» Nina Kaderk ist schon seit zwei Jahren dabei und hilft Patrick Portmann bei der Organisation. «Ich bin froh, muss ich den Clean-up nicht mehr allein organisieren», meint Portmann. «Sie bringt noch eine andere Sichtweise auf gewisse Themen mit und hinterfragt auch mein Vorgehen. Das hilft mir sehr.» Nina Kaderk erzählt, dass sie schon als Kind mit ihrem Bruder immer Abfall sammelte. «Mir macht es Spass und es ist für mich wie Meditation», vergleicht Nina Kaderk. «Zum Schluss der ungefähr zweistündigen Aktion sieht man, was man geleistet hat – zumindest für eine kurze Zeit.»
Jede dritte Zigarette landet am Boden
«Wir befinden uns nun in der Peripherie, also am Stadtrand. Hier befindet sich das lokale Gewerbe», erzählt Portmann im Mühlental angekommen. «Wir sind selbst gespannt, was wir gleich vorfinden werden. Seitdem wir den allerersten Clean-up hier durchgeführt haben, sind wir nie mehr zurückgekommen.» Schon am Strassenrand liegen erste Flaschen, Dosen und Plastikverpackungen. Im Vergleich zur Innenstadt fährt hier kein Putzwagen vorbei, der den Müll einsammelt. Deshalb liegt Abfall hier über Jahre hinweg. «Am meisten finden wir Zigaretten», erzählt Kaderk. Mindestens jede dritte Zigarette weltweit wird nach dem Rauchen auf dem Boden entsorgt. Pro Jahr landen 340 bis 680 Kilogramm Tabakabfälle in der Umwelt. «Ein Stummel verseucht einen Kubikmeter Erde oder drei Kubikliter Wasser», fügt Portmann hinzu.
Zusammenarbeit mit Firmen
Weiter geht es dann der Durach entlang. Hier zeigen sie dem «Bock», wie problematisch die Lagerung von Materialien neben einem Naturabschnitt sein kann. «Firmen in dieser Gegend lagern ihr Material direkt neben dem Hang. Weil diese meistens nicht gut befestigt wurden, können sie bei Gewitter oder Sturm in die Durach fallen.» Vor allem auch bei Überschwemmungen besteht die Gefahr, dass das Material mitgerissen wird. «Wir sind immer daran interessiert, mit Firmen zusammenzuarbeiten und sie auf diese Problematiken aufmerksam zu machen», meint Portmann. So organisierte er schon mit Firmen wie SIG, Cilag, Hilti oder dem Druckwerk Schaffhausen Clean-ups für die Mitarbeitenden. Zudem befindet er sich momentan auch im Gespräch mit dem Geschäftsführer von McDonald’s in Schaffhausen. «Wir bieten diese Aktion gratis an und jeder darf sich bei uns melden», erklärt Patrick Portmann. «Es ist uns ein Anliegen, dass wir am Anlass nicht nur Abfall sammeln, sondern den Firmen etwas mitgeben können.» Hier betont er aber auch, dass sie keine Gütesiegel dafür verteilen und somit auch dem «Green Washing» entgegenwirken wollen.
Symptombekämpfung
Nach dem Spaziergang entlang der Durach zeigt Nina Kaderk, was sie alles auf dem Weg gefunden hat. Darunter befinden sich eine Medikamentenverpackung, Plastikbecher oder Metallstücke. «In dieser kurzen Zeit haben wir vieles gefunden», meint Kaderk. «Wenn wir dann am Clean-up einen genaueren Blick darauf werfen, finden wir sicherlich einiges mehr.» Für die Zukunft wünschen sich die beiden, dass sich auch auf politischer Ebene etwas ändert. «Momentan bekämpfen wir nur die Symptome», so Nina Kaderk. «Damit das Problem gar nicht mehr auftritt, müssten bestimmte Verpackungen verboten werden.» Auch im Recycling sehen sie noch viel Potenzial. Hier wünschen sie sich zum Beispiel eine Plastiksammlung in der Altstadt, damit die Entsorgung erleichtert wird.