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Umwelt
21.05.2025
21.05.2025 14:00 Uhr

Imkern auf dem Bauernhof

Dominik Kellers Bienenhäuschen steht im Hühnergehege. Anfangs war das für die Hühner ­ungewohnt – inzwischen leben sie in friedlichem Einklang.
Dominik Kellers Bienenhäuschen steht im Hühnergehege. Anfangs war das für die Hühner ­ungewohnt – inzwischen leben sie in friedlichem Einklang. Bild: Nici Peter
Am heutigen Weltbienentag steht Dominik Keller im Fokus: Der Bauernsohn und leidenschaftliche Imker hält auf dem Hof seines Bruders rund 20 Bienenvölker – und zeigt, wie Landwirtschaft und Bienenhaltung harmonieren können.

Mitten im Landwirtschaftsbetrieb seines Bruders widmet sich Dominik Keller einer ganz besonderen Aufgabe: der Imkerei. Vor drei Jahren startete der Bauernsohn mit fünf Bienenvölkern, heute pflegt er rund 20 Völker. Der Hof in Dörflingen bietet ideale Voraussetzungen: Blühstreifen, Obstbäume, Reben und landwirtschaftliche Kulturen wie Raps, Mais und Phacelia Felder liefern den Bienen ein reichhaltiges Nahrungsangebot.

Schon als Kind erlebte Dominik das Honigschleudern bei seinem Vater. Später war es sein Schwiegervater, ebenfalls Imker mit 24 Bienenvölkern, der ihn endgültig für die Bienen begeisterte. «Ich hatte gerade mein nebenberufliches Studium abgeschlossen,  mit dem neuen Job begonnen und wollte etwas, das mich mit der Natur verbindet», erinnert sich Dominik.

 

Bauernhof – das Bienenparadies?

Ein Grossteil der Bienenvölker steht direkt neben den Rapsfeldern. «Raps ist im Frühling ein wichtiger Ernährungsbestandteil der Bienen», erklärt der Imker. Mit seinem hohen Nektar- und Pollenwert liefert der Raps optimale Bedingungen. Der Frühlingshonig, geprägt von Rapspollen und Blütenstaub, verströmt beim Öffnen des Glases einen ganz eigenen Duft. «Wenn man ihn probiert, hat er im Nachgang einen leichten, floralen und kohligen Geschmack – so, wie der Raps bei der Ernte riecht», beschreibt Dominik.

Auch Sonnenblumen, Mais und Zwischenfruchtkulturen wie Phacelia bieten reichlich Nahrung. Die hofeigenen Blühstreifen und Hecken leisten gerade in Trockenperioden wertvolle Dienste. «Dann müssen die Bienen nicht weite Wege zurücklegen», erklärt Dominik.

Die Zusammenarbeit mit seinem Bruder, der den Betrieb nach ÖLN-Richtlinien, aber nicht biologisch bewirtschaftet, klappt hervorragend – auch beim Thema Pflanzenschutzmittel. Dominik betont: «Hier gilt: so wenig wie nötig und wenn irgendwie machbar, sollte die Ausbringung des Pflanzenschutzes auf die Abendstunden gelegt werden, wenn die Bienen nicht mehr fliegen», erklärt er. Gleichzeitig ist ihm bewusst: «Ohne Pflanzenschutz gäbe es keinen Raps – und man kann von den Bauern nicht verlangen, nur nachts zu arbeiten.»

Ein besonderes Miteinander herrscht auf dem Hof zwischen Bienen und Hühnern. Die hofeigenen Hühner picken rund um das Bienenhaus Würmer und Insekten. «Anfangs gab es ein paar Stiche, aber die Hühner haben schnell gelernt, sich vom Ausflugloch der Bienen fernzuhalten», berichtet Dominik schmunzelnd.

  • Alles Handarbeit: Dominik hat sämtliche Bienenkästen selbst gebaut. Bild: Nici Peter
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  • Eine Bienenwabe dient gleichzeitig als Brutstätte und Honiglager. Bild: Nici Peter
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  • Rapsfelder im Hintergrund, Bienen im Vordergrund – dazwischen der Imker bei der Arbeit: Ein Honigraum kann bis zu 16 kg wiegen. Bild: Nici Peter
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Nachhaltigkeit im Honigglas

Der Imker legt grossen Wert auf Nachhaltigkeit. Wiederverwendbare Honiggläser gehören ebenso dazu wie der bewusste Verzicht auf künstliche Zuchtmassnahmen. «Jedes Glas, das erneut genutzt wird, entlastet die Umwelt», betont er.

Im ersten Jahr stellte er das Zuckerwasser für die Einfütterung der Bienen noch selbst her, mittlerweile kauft er es ein: «Pro Volk braucht es rund 15 bis 20 Kilogramm, ich war damals nur noch am Anrühren.»

Ein Traum wäre es, den Zuckersirup aus den Zuckerrüben des Bruders selbst herzustellen. Doch das wäre sowohl für ihn als Imker als auch für seinen Bruder als Landwirt nicht realisierbar respektive wirtschaftlich. «Es ist ein Hobby und soll es auch bleiben.»

 

Sie kommt bestimmt

Die Asiatische Hornisse bereitet ihm Sorgen: «Eine solche Hornissenkolonie vernichtet jährlich bis zu zehn Kilogramm Insekten. Besonders im August, wenn sich die Bienenvölker auf den Winter vorbereiten und frische Nahrung für die wichtigen Winterbienen benötigen, greifen die frisch geschlüpften Kolonien gezielt an.» Während die Honigbienen gut überwacht werden, fehlt es bei Wildbienen und anderen Insekten an einem entsprechenden Monitoring. «Dort gibt es keine Daten – und das macht mir Sorgen.» Zurzeit wurden in der Ostschweiz zum Glück noch keine Nester gefunden – doch Dominik ist überzeugt, dass sich das in Zukunft ändern wird. Umso wichtiger sei es, dass auch die Bevölkerung aufmerksam bleibt und bei Spaziergängen mögliche Funde meldet.Dominik begegnet dieser Bedrohung, indem er seine Völker gezielt stark hält. «Nur starke und widerstandsfähige Völker können sich zusammen mit unterstützenden Massnahmen seitens Imker eher gegen solche Angriffe behaupten, aber es wird Verluste geben», erklärt er. Dabei folgt er seiner Überzeugung: «Lieber weniger Völker, dafür starke.»

 

Bienen als Kulturgut

Dominik erinnert daran, dass früher fast jeder Landwirtschaftsbetrieb eigene Bienen hielt: «Die Imkerei war fester Bestandteil des Hoflebens.» Heute ist das kaum mehr möglich, denn die Arbeit auf den Betrieben ist zeitintensiv – und auch die Imkerei erfordert viel Engagement und Aufwand. Dominik selbst reduzierte nach seinem Start als Imker sein Arbeitspensum von 100 auf 90 Prozent.

 

Honig wertschätzen

Seine Wirtschaftsvölker* liefern pro Jahr bis zu 250 Kilogramm Honig, den er sowohl direkt auf dem Hof als auch in den Dorfläden in Dörflingen verkauft. «Ich investiere viele Stunden in meine Völker, die Bienen wiederum betreiben einen riesigen Aufwand für den Honig. Das sollte in einem fairen Preis widergespiegelt werden.»

Neben Honig bietet die Imkerei auch Potenzial für weitere Produkte wie Propolis Tinkturen oder Salben, doch Dominik bleibt realistisch: «Es ist ein zeitintensives Hobby. Für uns funktioniert der Mix: Ich habe die Bienen, mein Bruder den Betrieb.»

*Erklärung: Wirtschaftsvölker sind Bienenvölker, die stark genug sind, um einen wirtschaftlichen Nutzen zu erbringen.

Schaffhausen24, Originalmeldung Schaffhauser Bauer, Nici Peter