Innovation. Neugier. Achtsamkeit. Das steckt hinter dem im Jahr 2020 von dem Kulturschaffenden Beat Toniolo ins Leben gerufenen Immersive-Art-Projekt. Die Idee war, Rheinfalltouristen mit einem immersiven Rheinfallfilm anzulocken, den Toniolo selbst realisiert hatte. Nun präsentiert die innovative Kunsthalle ein neues immersives Erlebnis: Mit «Schaffhausen im Mittelalter!» wurde ein 60-minütiger Film entwickelt, der die Zuschauenden auf eine Zeitreise durch 300 Jahre Stadtgeschichte mitnimmt. Für die neue 360°-Show wurden jahrhundertealte Buchmalereien zum Leben erweckt, die von den Anfängen Schaffhausens erzählen. Der «Bock» vor Ort, hat sich die Show angeschaut und mit Corinna Rausch vom Rhyality gesprochen.
«Bock»: Das Zielpublikum ist sehr
breit angelegt: Schüler, Touristen, aber eigentlich jeder. Warum lohnt es sich,
diese Veranstaltung anzuschauen?
Corinna Rausch: Geschichtserzählungen sind vor allem aus Dokumentationen oder alten Büchern bekannt. Wir haben versucht, mit diesen Materialien einen sehr authentischen Film zu produzieren, der auch Nicht-Geschichts-Experten begeistern soll. Durch das Immersive dieser Veranstaltung ist man mittendrin in der Geschichte und kann sie besser aufnehmen – man könnte es als «Immersive Learning» bezeichnen.
Wie ist das Ganze entstanden und welche Schwierigkeiten sind dabei aufgetreten?
Rausch: Der Historiker Tassilo Roeck und der Art Director Devon Miles haben sich zunächst den Lehrplan angeschaut. Dann sind sie in Bibliotheken gegangen und haben sich mit Historikern ausgetauscht. Sie haben bewusst alte Buchmalereien ausgewählt, die sich auf die Entstehung von Schaffhausen beziehen, beispielsweise die Gründungsgeschichte des Klosters Allerheiligen. Anhand dieser Buchmalereien ist eine Art Landschaft entstanden. Um Lücken in der 360°-Landschaft zu vermeiden, mussten Häuser ergänzt oder dupliziert werden. Eine weitere Schwierigkeit stellte die Einheitlichkeit dar: Es gab verschiedene Buchmalereien verschiedener Personen, die man zueinander anpassen musste. Das war eine sehr aufwändige Recherchearbeit.
Der Film endet im Jahr 1386, doch Tassilo Roeck hat angedeutet, dass eine Fortsetzung in Planung ist, die die Judenpogrome von 1401 sowie den Beitritt zur Eidgenossenschaft thematisiert. Der erste Teil wird bis zum 31. Oktober ausgestrahlt.