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Schaffhausen
13.08.2025
11.08.2025 17:01 Uhr

Buch-Tipp: Ungebetene Gäste – Ayelet Gundar-Goshen

Dieses Buch fordert die Leser auf, sich Gedanken über die eigenen Vorurteile gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen zu machen.
Dieses Buch fordert die Leser auf, sich Gedanken über die eigenen Vorurteile gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen zu machen. Bild: Sylvia Bührer
Sylvia Bührer arbeitet seit 2016 bei den Bibliotheken Schaffhausen. In loser Folge schreibt sie für den «Bock» Buchempfehlungen. In dieser Ausgabe stellt sie eine ihrer Lieblingsgeschichten vor.

Sie hat es wieder getan! Die Psychologin Ayelet Gundar-Goshen schafft es immer wieder, ihre Romanfiguren in einem Dilemma zu stürzen, wobei die Leserin unweigerlich ins Grübeln kommt. Was hätte ich getan, wenn mir das passiert wäre? In «Löwen wecken» begeht der Protagonist Fahrerflucht aus Angst um seine Karriere.

In «Lügnerin» hat die Lüge so viele Folgen, dass es keinen Weg zurückgibt, und in «Wo der Wolf lauert» macht eine Mutter alles, um ihren Sohn zu beschützen, obwohl es nicht klar ist, ob er überhaupt beschützt werden muss.

Auch in «Ungebetene Gäste» treffen Naomi und ihren Mann Yalev Entscheidungen, die ich als Leserin hinterfrage und bei denen ich versuche herauszufinden, wie ich reagiert hätte.

Dieses Buch ist ein sehr israelisches Buch. Das Misstrauen der Israeli gegenüber den Arabern und die gleiche misstrauende Haltung der Araber gegenüber den Israelis sind für mich doch etwas weit entfernt von meiner eigenen Realität. Trotzdem gibt es viele Situationen, in denen ich mich mit Naomi identifiziere. Das grosse Thema des Buchs ist Misstrauen gegenüber Fremden. Die Protagonisten haben Vorurteile gegenüber andere Bevölkerungsgruppen und lassen sich nur schwer davon abbringen.

Was passiert eigentlich? Ein Hammer fällt von Naomis Balkon. Dummerweise läuft ein Teenager gerade vorbei und wird tödlich verletzt. Die Leute auf der Strasse beschuldigen sofort den arabischen Handwerker, der auf dem Balkon am Arbeiten war. Der «Täter» ist aber Naomis zweijährigen Sohn Uri. Er hat den Hammer heruntergeschmissen, als der Arbeiter gar nicht da war. Die darauffolgenden Geschehnisse reissen einen als Leser völlig mit. Es gibt einige überraschende Twists und viel Stoff zum Nachdenken.

Dieses Buch ist sicher keine leichte Lektüre. Es gibt aber einen tiefen Einblick in die israelische Gesellschaft und bietet die Möglichkeit, seine eigene Haltung und Vorurteile gegen andere Bevölkerungsgruppen zu überdenken.

Schaffhausen24