Bei sengender Hitze wurde Schleitheim am Samstag zum Treffpunkt der Schwingstars von morgen. 259 junge Athleten aus Graubünden, Zürich, St. Gallen, Glarus, Appenzell sowie Luzern warfen sich im Sägemehl gegenseitig auf den Rücken, als ginge es schon um den Königstitel. Unter ihnen standen auch 15 Schaffhauser, die auf heimischem Boden besonders motiviert waren. Schon am Morgen war klar: Hier wird nicht bloss gerangelt, hier wird gearbeitet. Die Jungen setzten Kurze, Übersprünge und Brienzer mit einer Entschlossenheit, die so manchen Erwachsenen ins Grübeln bringen könnte. Mal ging ein Gang blitzschnell zu Ende, mal wogten die Gegner minutenlang hin und her, bis das Sägemehl an den Zwilchhosen klebte und der Schiedsrichter fast selbst ins Schwitzen kam.
Wer genau hinsah, bemerkte die teils ungleichen Kräfteverhältnisse. Im Nachwuchsschwingen zählt nicht das Gewicht, sondern der Jahrgang. So kommt es vor, dass ein schmaler Bursche mit zierlichem Lächeln gegen einen Gegner antritt, der aussieht, als hätte er schon den halben Winter Holz gehackt. Was auf den ersten Blick unfair wirkt, ist im Schwingen Alltag und schult Köpfchen, Technik und Zähigkeit. Denn hier gilt: Wer nicht stärker ist, muss eben schlauer schwingen. Am Ende durften auch die Gastgeber jubeln. Sieben Zweige blieben in Schaffhauser Händen und wurden wie kleine Trophäen präsentiert, darunter Liam Leu Charly (2016), Remo Bachmann (2016), Tim Hermann (2014), Lars Fischer (2013), Laurin Bachmann (2012), Joel Schilling (2012) sowie Lian Schilling (2011). Wer wissen will, wie es im Sägemehl um die Zukunft steht, bekam in Schlaate eine klare Antwort: Sie ist in besten Händen.
Von den Jungspunden zu den Routiniers
Am Sonntag sorgte Martin Hersche für die Schlagzeilen. Nach monatelanger Pause kehrte der Appenzeller aufs Sägemehl zurück und holte gleich den Festsieg. Im Schlussgang bezwang er den Thurgauer Thomas Burkhalter, dem er im dritten Gang noch unterlegen war. Am Ende nutzte Hersche seine Chance und krönte sein Comeback mit einem verdienten Triumph. Als Preis durfte Hersche schliesslich einen besonderen Gewinn in Empfang nehmen: Das Galloway-Rind «Barbara», geboren am 8. Juli 2023 auf dem Hof 3 Eichen in Schaffhausen und mit viel Sorgfalt und Herzblut von der Familie Hermann aufgezogen. Mit dem Ende der Kranzfestsaison sind nun alle Blicke auf Mollis gerichtet. In drei Wochen steigt dort das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF), der Höhepunkt des Schwingjahres und für viele Teilnehmer die grosse Chance, sich im Sägemehl unvergesslich zu machen.