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Laufsport
09.09.2025
08.09.2025 16:12 Uhr

Mein viertes Schaffhauser Lauffest

Neben der sportlichen Leistung darf die Freude am Laufen nicht fehlen.
Neben der sportlichen Leistung darf die Freude am Laufen nicht fehlen. Bild: Seraina Ammann
Beim ersten Mal humpelte ich nach dem Schaffhauser Stadtlauf wegen Muskelkater nur so ins Büro. Vier Jahre später starte ich bereits das vierte Mal an der Startlinie. Am Ende wurde es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Ausdauer und Zeit.

2021 bin ich zum ersten Mal beim Schaffhauser Stadtlauf mitgelaufen. Damals noch völlig unvorbereitet und spontan. Am Ende stoppte meine Uhr bei 47 Minuten und 13 Sekunden. Ich erinnere mich gut, wie ich am nächsten Tag förmlich ins Büro gehumpelt bin, weil mir der ganze Körper weh tat. Und trotzdem hat mich das Laufen so gepackt, dass ich vier Jahre später mit einigen Kilometern mehr auf meiner Uhr wieder am Start auf dem Herrenacker stand. Bereits zum vierten Mal. Die Vorfreude war riesig. Schon am Samstagnachmittag hiess es für mich, die Startnummer abzuholen. Ich hatte die Nummer 437. Die Helferin drückte mir neben der Nummer auch einen prall gefüllten Turnbeutel in die Hand. Als Finisher-Geschenk gab es ein gelbes Badetuch mit dem Stadtlauf-Logo, dazu eine Packung Spaghetti und Tomatensauce. Ideal, um die Kohlenhydratspeicher noch einmal zu füllen, bevor es am Sonntag ernst wurde. Die letzten Wochen sahen bei mir ähnlich aus. Irgendwo zwischen Bachelorarbeit, Arbeiten, Sommer geniessen und dem Pflegen meines sozialen Umfelds musste ich auch noch regelmässig trainieren, damit ich mein Ziel erreiche. Dieses Jahr wollte ich die 7,5 Kilometer in unter 40 Minuten laufen. Das bedeutete eine Pace von 5:20 min/km.

Stimmungsvoller Herrenacker

Als ich am Sonntag gegen 10 Uhr auf dem Herrenacker ankam, herrschte schon richtig Stimmung. Menschen standen in langen Schlangen vor den Glücksrädern und versuchten ihr Glück. Kinder und Jugendliche bewegten sich langsam Richtung Startlinie. Um 10.15 Uhr fiel der Startschuss der Kategorie Jugend und Schüler. Ich stellte mich an den Rand und beobachtete, wie die Sportlerinnen und Sportler nur so über die Pflastersteine sprinteten. Am Streckenrand feuerten Familien und Freunde an. Ich schaute zu und merkte, wie die Aufregung in mir immer stärker wurde.

Für mich ging es dann um 12.15 Uhr los. Zum Glück war das Wetter gnädig und nicht so heiss wie im Vorjahr. «Alle Läuferinnen und Läufer für den Hauptlauf bitte Richtung Startlinie», hiess es aus den Boxen. Ich hatte mich kurz eingewärmt und reihte mich danach im hinteren Bereich ein. Neben mir stand meine Schwester, die ihren ersten offiziellen Lauf absolvierte. Die letzten Sekunden vor dem Start sind für mich immer ein Gänsehautmoment. Überall piepten Sportuhren, die nach GPS suchten. «En guete Lauf», hörte man von allen Seiten. Gemeinsam mit allen 606 Läuferinnen und Läufern des Hauptlaufs wurde von zehn heruntergezählt. Dann fiel der Startschuss. Die Strecke führte fünfmal durch die Schaffhauser Altstadt. Zuerst Richtung Kammgarn und Mosergarten, dann über die Vordergasse in die Sporrengasse, die Stadthausgasse hinunter Richtung Webergasse und schliesslich wieder zurück auf den Herrenacker. Am Anfang drängten sich viele Läuferinnen und Läufer dicht an mir vorbei, doch bald lichtete sich das Feld. Insgesamt zählte der Breitensportanlass 1119 Teilnehmende – zum ersten Mal knackte er die 1000er-Marke.

 

Der kleine Feind

Mein erster Kilometer lag bei einer Pace von 5:08. Etwas zu schnell. Am Rand standen Zuschauerinnen und Zuschauer, die Namen riefen und anfeuerten. Gleichzeitig rauschten links und rechts immer wieder Läufer an mir vorbei. Jedes Mal fasziniert es mich, wie schnell Menschen auf so einer Distanz sein können. Da wird man von 16-Jährigen, aber auch von 60-Jährigen überholt. Der Anstieg zum Herrenacker ist mein kleiner Feind. Schon in der zweiten Runde fragte ich mich, was ich hier eigentlich mache. In der dritten Runde wurde es hart. Ich griff mir einen Becher an der Verpflegungsstation beim St. Johann und kippte das Wasser über den Kopf, um mich abzukühlen. Es half ein wenig, ich rannte weiter. In der vierten Runde spürte ich, dass ich mein Tief überwunden hatte. Ich sammelte noch einmal Kräfte für die fünfte und letzte Runde. Meine Vermutung: Es könnte knapp werden. Kurz vor dem letzten Anstieg, etwa 250 Meter vor der Ziellinie, legte ich nochmals einen Sprint hin. Kopf gegen Körper, Ausdauer gegen Zeit. Dann endlich die Ziellinie. Geschafft. Ein Schwall Endorphine, das berühmte Runner’s High, von dem alle immer sprechen, überdeckte die Anstrengung. Für einen Moment war alles vergessen. Ich war einfach stolz, im Ziel zu sein. Nach einem kurzen Abklatschen mit meiner Familie und meinen Freunden folgte der Blick auf die Uhr. 40 Minuten und 38 Sekunden. Ich hatte mein Ziel knapp verfehlt. Im ersten Moment war es ärgerlich, doch im nächsten war klar, dass die Zeit nicht alles ist. Es sind die Menschen, die Stimmung und das gemeinsame Laufen.

Und trotzdem. Mit dem 8. Schaffhauser Stadtlauf am 5. September 2026 habe ich noch eine Rechnung offen, denn dann wird dieser unter 40 Minuten gelaufen.

Salome Zulauf, Schaffhausen24