Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Kultur
16.09.2025

Wo Geschichte lebendig wird

Jürg Krebser und Martin Huber (r.) blicken auf 20 Jahre Museum im Zeughaus zurück. Eine Zeit, in der sie viel mit den Mitgliedern des Vereins erleben und umsetzten konnten.
Jürg Krebser und Martin Huber (r.) blicken auf 20 Jahre Museum im Zeughaus zurück. Eine Zeit, in der sie viel mit den Mitgliedern des Vereins erleben und umsetzten konnten. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
Vom Panzer bis zur Postkarte – das Museum im Zeughaus hat in den letzten 20 Jahren Ausstellungen gezeigt, die Geschichte lebendig machen. Seit April gibt es einen weiteren Standort in Diessenhofen. Die beiden Kadermitglieder Jürg Krebser und Martin Huber erzählen, welche Highlights ihnen besonders am Herzen liegen und warum das Museum weit mehr als nur eine Sammlung alter Gegenstände ist.

Wer die Halle 5 auf dem Zeughausareal auf der Breite betritt, riecht Motoröl sowie Eisen und spürt die Atmosphäre vergangener Zeiten aus der Schweizer Armee. Seit der Eröffnung im September 2005 hat sich das Museum im Zeughaus weit über Schaffhausen hinaus einen Namen gemacht – als Ort, der Geschichte lebendig macht. Von Anfang an dabei war Martin Huber, Präsident der Stiftung Museum im Zeughaus. Mit von der Partie ist Jürg Krebser, Präsident des Vereins Museum im Zeughaus, der seit 15 Jahren dabei ist. Gegründet wurde das Museum 2004 von Karl Bauert, Jürg Zimmermann und Martin Huber. Alle drei waren passionierte Sammler: Karl Bauert sammelte militärische Ausrüstung, Martin Huber Artilleriegeschütze und Motorfahrzeuge und Jürg Zimmermann besass rund 140 historische Blechblasinstrumente. «Damals brauchten wir schlicht Platz, um unsere Sammlungen zugänglich zu machen, statt sie im Keller verstauben zu lassen», erinnert sich Martin Huber. Durch einen Zufall lernten sich die drei Schaffhauser kennen, zwei von ihnen hatten schon privat einen Raum auf dem Areal des Zeughauses gemietet. Durch einen Zusammenschluss und mit der Unterstützung der damaligen Kantonsbaumeisterin Katharina Müller, des Architekten Manuel Bergamini und des Künstlers Erwin Gloor erhielten die drei Gründer die Möglichkeit die Halle 5, zu restaurieren und daraus das heutige Museum im Zeughaus zu gestalten.

Alte Fundstücke

Von Beginn an war den Gründern klar, dass es ihnen nicht nur um das Zeigen alter Gegenstände geht. «Wir wollten nie einfach nur Dinge hinstellen, die man einmal durch eine Vitrine betrachtet», sagt Martin Huber. «Uns war wichtig, dass die Besucherinnen und Besucher etwas lernen und mitnehmen.» Seither hat das Museum über 20 Ausstellungen realisiert, oft mit einem Bezug zur Region Schaffhausen. Themen wie die Mobilmachung der Schweizer Armee, Artillerie von gestern bis heute, die Bombardierung Schaffhausens im Zweiten Weltkrieg, der Landesstreik von 1918, aber auch die Coronapandemie 2020 standen bereits im Fokus. Die Ausstellung 2019, zur Bombardierung Schaffhausens, war für Martin Huber und Jürg Krebser rückblickend besonders eindrücklich: «Als Zeitzeugen mit Tränen in den Augen vor den Fotos standen und uns von ihren eigenen Erlebnissen noch zusätzlich berichteten, war schon sehr bewegend.»

Engagierter Verein

Der Verein zählt heute über 730 Mitglieder, davon rund 150, die sich aktiv engagieren – sei es beim Aufbau neuer Ausstellungen, beim Restaurieren von Exponaten, an den jährlich sieben Museumstagen, bei Führungen oder als Motorfahrer bei den regelmässigen Ausfahrten mit allen 50 historischen Motorfahrzeugen. Regelmässig nutzen Schulklassen und Vereine das Museum für Besuche, um mehr über die Geschichte zu erfahren. Insgesamt verzeichnet das Museum im Schnitt rund 3900 Besucherinnen und Besucher pro Jahr. Die meisten Ausstellungsstücke stammen dabei aus privaten Sammlungen. Daneben arbeitet das Museum aber eng mit anderen Institutionen zusammen, um für Sonderausstellungen Leihgaben zu erhalten. «Die Leihgeber freuen sich meist sehr, wenn ihre Stücke gezeigt werden», so Martin Huber.

«Wir sind keine Sammler, wir sind Aussteller, die etwas erzählen wollen.»
Martin Huber, Präsident Stiftung Museum im Zeughaus

Zweitstandort in Diessenhofen

Einen grossen Schritt wagte das Museum im Jubiläumsjahr 2025 mit dem Kauf und Umbau der Liegenschaft Ratihard 1 eingangs Diessenhofen. Dort sind nun die historischen Radfahrzeuge, Motorräder, Panzer und Geschütze untergebracht, die früher in der Stahlgiesserei standen. Innerhalb eines Jahres wurde der neue Standort von freiwilligen Vereinsmitgliedern hergerichtet und am 5. April 2025 eröffnet. «Das war ein Kraftakt; wir sind sehr dankbar für die Unterstützung, die wir von all den freiwilligen Helferinnen und Helfern tagtäglich erhalten haben, das ist keine Selbstverständlichkeit», betont Martin Huber.

Unklare Zukunft auf der Breite

Ganz sorgenfrei ist die Freude allerdings nicht. Die Zukunft des Hauptstandorts auf der Breite ist nach wie vor unsicher. Der Kanton hatte zeitweise die Absicht, das Zeughausareal an die Stadt zu verkaufen. Gemäss einer Testplanung der Stadt soll das Hauptgebäude des Zeughauses abgerissen und der freiwerdende Platz für eine grosse Allmend genutzt werden. Aktuell sind diese Pläne zwar auf Eis gelegt, da die Polizei und der Zivilschutz auch noch in dem Gebäude sind, doch die Mitglieder des Vereins wissen, dass die Diskussion bald wieder aufkommen kann. «Wir haben sehr viel Geld und Arbeit in diese Gebäude investiert. Es wäre das Ende des Museums, wenn uns gekündigt würde. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass all die Arbeit und das Geld, die wir in den letzten 20 Jahren in die Ausstellungen und die Infrastruktur hineingesteckt haben, nicht verloren geht», sagt Martin Huber. Der Verein hofft, dass das Areal auch in Zukunft kulturell genutzt werden kann – zum Beispiel mit Schulen, dem Quartierverein oder anderen Institutionen. Wie sich das Ganze entwickeln wird, steht jedoch noch offen.

Feier zum 20-jährigen Bestehen

Am Samstag, 20. September, feiert das Museum sein Jubiläum mit einem besonderen Museumstag unter dem Motto «20 Jahre Kultur im Zeughaus Schaffhausen». Um 10 Uhr beginnt der Anlass. Korpskommandant Hans-Peter Walser, Chef Kommando Ausbildung der Schweizer Armee, würdigt die Arbeit des Museums. Anschliessend spricht Raphaël Rohner, Alt-Stadtrat Schaffhausen, über die kulturelle Bedeutung des Hauses und führt in die neue Sonderausstellung «Der Rhein – Lebensader einer Region» ein. Die Knabenmusik Schaffhausen sorgt für die musikalische Umrahmung. Alle Besucherinnen und Besucher sind nach dem offiziellen Teil zu einem Apéro eingeladen, um auf das Museum anzustossen.

Mit viel Liebe zum Detail bereiten die Verantwortlichen des Museum im Zeughaus regelmässig Austellungen auf, die von der Vergangenheit bis in die Gegenwart reichen. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
Salome Zulauf, Schaffhausen24