Es gibt Themen, die selten Schlagzeilen machen, obwohl sie viele betreffen. Einsamkeit gehört dazu. Gerade ältere Menschen in unserem Kanton Schaffhausen spüren sie besonders. Wenn die Kinder weggezogen sind, der Lebenspartner nicht mehr da ist und Freunde nach und nach fehlen, wird die Welt stiller. Zu still.
Krank vor Einsamkeit
Einsamkeit ist kein lautes Problem. Sie schleicht sich ein – zwischen langen Nachmittagen ohne Besuch, zwischen abgesagten Treffen und der Angst, jemanden zur Last zu fallen. Für viele wird der kurze Schwatz mit der Kassiererin oder dem Nachbarn zum Höhepunkt des Tages.
Die Folgen sind gravierend. Studien zeigen, dass Einsamkeit krank machen kann – so belastend wie Bluthochdruck oder Diabetes. Sie schwächt das Immunsystem, erhöht das Risiko für Depressionen und Demenz. Und doch bleibt Einsamkeit oft unsichtbar. Wer traut sich schon zu sagen: «Ich bin allein»?
Wo bleibt die Politik?
Stattdessen überlagern andere Themen die politische Agenda. Immer neue Restaurants, Fitnesscenter und Wellnessoasen entstehen. Als ob unsere dringendste Aufgabe darin bestünde, die Freizeitmöglichkeiten für die Stärkeren und Jüngeren zu erweitern. Die Exekutive rühmt sich solcher Projekte – doch wo bleiben die Taten für jene, die ihre Stimme nicht so laut erheben können? Begegnungsorte für Ältere, niederschwellige Treffpunkte, mobile Dienste, bessere Anbindungen? Genau das wären Investitionen in echte Lebensqualität.
Eine zusätzliche Last
Hinzu kommt: Immer wieder verbreiten Aktivistinnen und Aktivisten düstere Szenarien von Klima, Energie und Zukunft. Aber ältere Menschen, die sich ohnehin oft allein fühlen, erleben diese Panikmache als zusätzliche Last. Statt Hoffnung und Zuversicht, die sie so dringend brauchen, hören sie Untergangsstimmung. Das macht einsamer, nicht stärker.
Es ist höchste Zeit, dass wir hinschauen: Einsamkeit im Alter ist keine private Angelegenheit, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe. Gemeinden und Politik müssen sich fragen: Was tun wir für jene, die unser Land aufgebaut haben? Es braucht Räume, Begegnungen, Programme – keine Versprechen.
Vielleicht sollten wir uns öfter fragen: Wann habe ich zuletzt bei der Nachbarin geklingelt, die allein lebt? Einsamkeit ist kein Schicksal, dem wir tatenlos zusehen müssen. Sie ist eine stille Herausforderung – aber eine, die wir gemeinsam lösen können. Und dafür braucht es nicht nur Engagement aus der Bevölkerung, sondern endlich auch Verantwortung aus der Politik.