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Kanton
17.09.2025

Wenn Essen selbstverständlich wird

Mitten in der Stadt befindet sich der Schafuuser Puure Märkt. www.puuremaerkt.ch
Mitten in der Stadt befindet sich der Schafuuser Puure Märkt. www.puuremaerkt.ch Bild: zVg.
Brot, Milch, Gemüse, Fleisch – im Laden ist alles jederzeit griffbereit. Doch was für uns selbstverständlich ist, bedeutet für andere harte Arbeit, Verantwortung und Sorgen. Ein Blick auf die stillen Heldinnen und Helden in Gummistiefeln.

Wir alle greifen beim Einkauf ganz selbstverständlich ins Regal. Wir planen Menüs, schreiben Einkaufslisten meist ohne Rücksicht auf Saisonalität und ärgern uns vielleicht, wenn ein Produkt fehlt. Doch nur selten halten wir inne und fragen uns: Wer sorgt eigentlich dafür, dass diese Lebensmittel überhaupt da sind?

Der unsichtbare Alltag

Hinter jedem Liter Milch, jedem Apfel und jedem Stück Fleisch stehen unzählige Stunden Arbeit. Landwirtschaft wirkt von aussen oft idyllisch: grüne Wiesen, Kühe mit Glocken, Heuduft. Doch dahinter steckt ein Alltag, der körperlich anstrengend, finanziell riskant und emotional fordernd ist.

Ein Bauer, eine Bäuerin ist längst nicht mehr «nur» Landwirt. Sie sind gleichzeitig:

Buchhalter, weil alles dokumentiert und archiviert werden muss.

Tierärztin, weil Krankheiten oft zuerst selbst erkannt und behandelt werden.

Gärtner, weil kein Pflänzchen von allein wächst.

Mechanikerin, weil jede Maschine irgendwann streikt.

Wetterprophet, weil täglich neu entschieden werden muss: mähen oder abwarten?

Kommunikatorin, weil erklärt werden muss, dass Essen nicht virtuell entsteht.

Psychologe, für Tiere, Familie – und nicht zuletzt für sich selbst.

Kein Beruf wie jeder andere

In kaum einer anderen Branche gibt es so wenig Pausen. Tiere kennen keine Feiertage, Pflanzen keinen Feierabend. Krankheit oder Ferien bedeuten einen organisatorischen Spagat. Gleichzeitig stehen viele unter grossem wirtschaftlichem Druck. Preise für Milch, Fleisch oder Getreide werden nicht von den Produzenten bestimmt. Sie müssen nehmen, was der Markt zahlt – oft zu wenig, um alle Kosten zu decken. Viele arbeiten deshalb zusätzlich ausserhalb des Hofes. Nicht aus Freude, sondern aus Notwendigkeit.

Billig einkaufen – teuer bezahlen

Auch wir Konsumentinnen und Konsumenten tragen Verantwortung. Viele fahren über die Grenze, weil Lebensmittel dort günstiger sind. Doch günstiger heisst nicht automatisch besser: In anderen Ländern gelten andere Standards. Nachhaltigkeit, Tierschutz und Umweltauflagen sind dort oft weniger streng als bei uns.

Was im Portemonnaie kurzfristig wie ein Vorteil wirkt, hat langfristig Folgen. Wer im Ausland billiger einkauft, schwächt unsere eigene Landwirtschaft – und damit genau das, was wir gleichzeitig so hochhalten: regionale Produkte, kurze Transportwege, hohe Standards im Tierwohl.

Respekt und Dank

Wenn wir wirklich Regionalität, Nachhaltigkeit und Tierschutz wollen, müssen wir auch bereit sein, dafür einzustehen – im Alltag, beim Einkaufen und im Umgang mit den Menschen, die dahinterstehen.

Bäuerinnen und Bauern sind keine Relikte der Vergangenheit. Sie sind Unternehmer, Allrounder und Versorger unserer Zukunft. Sie sorgen dafür, dass Brot, Milch und Gemüse nicht nur in den Regalen stehen, sondern aus verantwortungsvoller Produktion stammen.

Darum braucht es mehr Respekt, Verständnis und Wertschätzung für diesen Beruf, der viel zu lange unterschätzt wurde.

Danke an alle stillen Superheldinnen und Superhelden in Gummistiefeln – und an alle Konsumentinnen und Konsumenten, die bewusst regional einkaufen, zum Beispiel im Schafuuser Puure Märkt.

Anti Pfeiffer, Schaffhauser Bauer