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Kanton
02.10.2025

Getreidejahr 25: geprägt von Gegensätzen

2025 gab es eine erfreuliche Rapsernte. Qualität und Ölgehalt lagen auf gutem Niveau – trotz herausfordernder Bedingungen bei anderen Kulturen.
2025 gab es eine erfreuliche Rapsernte. Qualität und Ölgehalt lagen auf gutem Niveau – trotz herausfordernder Bedingungen bei anderen Kulturen. Bild: Nici Peter
Hitze, Regen und Auswuchs liessen die Erträge schwanken – bei teils hoher Qualität. Besonders Sorgen bereitet der zunehmende Mutterkornbefall in allen Kulturen, wie Elmar Caldart, Bereichsleiter Getreide bei der GVS, festhält.

Elmar Caldart, Bereichsleiter Getreide bei der GVS, zieht Bilanz: Der Frühsommer war ungewöhnlich heiss, was sich positiv auf das Hektolitergewicht und den Ertrag der Gerste auswirkte. Besonders der letzte Regen vor der Hitzewelle brachte den Pflanzen nochmals einen Schub. Auch die Rapsernte fiel insgesamt erfreulich aus: Qualität und Ölgehalt lagen auf gutem Niveau.

Proteinwerte hoch, Erträge sinken

Mit der einsetzenden Hitzewelle begann vielerorts die Ernte. Die Proteinwerte und Hektolitergewichte waren bei allen Getreidekulturen extrem hoch. Gleichzeitig sank jedoch der Ertrag, sodass die Bilanz während dieser Periode nur durchschnittlich ausfiel. Erfreulich war, dass Mykotoxine dieses Jahr in keiner Kultur ein Thema waren. Dafür stellte sich ein anderes Problem in den Vordergrund: der hohe Mutterkornbesatz in sämtlichen Getreidesorten.

Mutterkorn breitet sich aus

Mutterkorn ist giftig für Mensch und Tier und tritt zunehmend in allen Kantonsteilen auf. Besonders anfällig ist der Roggen, da er ein Fremdbestäuber ist. Fachleute empfehlen, auf eine saubere Fruchtfolge und Feldhygiene zu achten: Randsteine ausmähen und Flächen frei von Gräsern halten, denn in ihnen entwickelt der Schlauchpilz seine Sporen.

Nach der Hitzewelle folgten zwei Wochen mit schlechtem Wetter. Elmar Caldart vom GVS hatte gehofft, dass die kühleren Temperaturen den Auswuchs bremsen würden. Doch bereits die ersten Proben zeigten ein anderes Bild: Vor dem Regen lagen die Fallzahlen bei 400, danach nur noch bei 60. Selbst in den höheren Lagen des Kantons, wo die Ernte drei Wochen später beginnt, kam es zu massivem Auswuchs. Teilweise trieb das Korn bereits Wurzeln und Blätter. Rund 95 Prozent des nach dem Regen geernteten Getreides war betroffen – unabhängig von Sorte und Kultur.

Immerhin hatte die Widrigkeiten einen kleinen Vorteil: Das Korn war so stark ausgewachsen, dass das Hektolitergewicht hoch blieb. Das Getreide wurde zwar zu Futtergetreide deklassiert, aber nicht zum minderwertigen Futtergetreide, was für die Landwirte preislich noch verheerender gewesen wäre. Caldart fasst zusammen: «Ich habe auf ein normales Erntejahr gehofft. Aber es wurde ein weiteres Mal wieder anders.»

Statistik gibt Aufschluss

Die GVS-Statistik zeigt im Vergleich zum Vorjahr: Beim Futtergetreide erreichte die Erntemenge 88 Prozent, beim Brotgetreide 86 Prozent, während Ölsaaten auf Vorjahresniveau blieben. Der Ölgehalt des Rapses war gut, beim Hohlraps für Frittieröl blieb die Produktion stabil – trotz Krankheiten, die diese Spezialkultur befallen können. Die Anbaufläche in Schaffhausen ist unverändert. Auch die ersten Sonnenblumenposten wurden angeliefert, ihre Erträge fielen gut aus.

Spezialitäten vorläufig gestoppt

Anders sieht es bei den Spezialitäten aus: Emmer, Einkorn und Hartweizen wurden wegen hoher Lagerbestände der IP-Suisse vorläufig ausgesetzt. Dasselbe gilt für Speisehafer. Der Hype um Hafermilch war grösser als die Nachfrage, das Produkt bleibt ein Nischenmarkt für Allergiker. Stattdessen wurden vom GVS vermehrt Brotgetreide und Roggen übernommen.

Beim Dinkel blieben die Erträge auf Vorjahresniveau, die Lagerbestände sind jedoch weiterhin gut gefüllt. Auch bei Bio-Getreide – ob Brot oder Futter – gab es keine grossen Veränderungen.

Viel Arbeit hinter einem Sack Mehl

Elmar Caldart resümiert: «Hinter jedem Kilo Mehl steckt sehr viel Arbeit. Das können sich viele Konsumentinnen und Konsumenten gar nicht vorstellen.»

Schaffhausen24, Originalmeldung Schaffhauser Bauern