Die Bauchmuskeln spannen sich an, die Beine drücken die bewegliche Plattform des Reformers nach hinten, während die Trainierende jede Bewegung kontrolliert ausführt. Auf den ersten Blick wirkt es einfach, doch hinter jeder Übung stecken Kraft, Körperkontrolle und Balance – genau das macht den weit verbreiteten Trend des Reformer Pilates aus. Auf Social Media teilen täglich unzählige Menschen Kurzvideos von ihrem Training, die ein Millionenpublikum erreichen. In Grossstädten wie Zürich gehören die Studios längst zum Stadtbild. Jetzt ist der Trend auch in Schaffhausen angekommen. In diesem Sommer haben in der Munotstadt zwei Studios eröffnet. Der «Bock» hat mit den Inhaberinnen und Inhabern gesprochen, um herauszufinden, was hinter dem Trend steckt und was die Sportart so besonders macht.
Zwei Studios, zwei Wege
Bei Simona und Ali Ritter riecht es Ende August noch nach frischer Farbe – im «Routine Pilates Club» an der Fischerhäuserstrasse haben sie vor gut einem Monat die Türen geöffnet. Die Geschwister teilen sich seit ihrer Kindheit die Leidenschaft für den Sport. Ali Ritter stand jahrelang auf dem Fussballplatz bei der Spielvi in der 1. Mannschaft Schaffhausen, Simona fand während ihrer Tätigkeit als Journalistin ihren sportlichen Ausgleich im Pilates und startete ihre Ausbildung zur Pilates-Teacherin. «In Zürich kann man sich spontan über Mittag für eine Klasse anmelden, diese Kombination von einem Boutique-Pilates-Studio, einem flexiblen Training und einem Community-Feeling gab es in Schaffhausen noch nicht», erinnert sie sich. Die beiden waren schnell vom Reformer-Pilates begeistert, nicht nur weil es viel Spass macht, sondern auch, weil es dadurch positive körperliche Veränderungen gibt. So entschieden sich Simona und Ali Ritter, nach ihrer Trainerausbildung ein eigenes Studio zu eröffnen, mit einer klaren Mission: Pilates soll in Schaffhausen kein Nischensport bleiben. «Viele denken, Pilates sei nur ein leichtes Training für Frauen», sagt Ali Ritter. «Dabei ist es intensiv und fordert Kraft, Balance und Körperkontrolle. Mein Ziel ist es, mehr Männer davon zu überzeugen.» Am anderen Ende der Munotstadt, am Rheinweg, verfolgt Cécile Züst mit ihrem «Loft Pilates Club» eine ähnliche Philosophie. Die 29-Jährige tanzt seit ihrer Kindheit, Pilates entdeckte sie zunächst als Ergänzung und blieb begeistert dabei. «Mich hat fasziniert, wie viel man mit kontrollierten Bewegungen erreichen kann», erzählt die Schaffhauserin. Nach ihrer Ausbildung zur Pilates-Trainerin wagte sie im Juni den Schritt in die Selbstständigkeit. «Von aussen wirkt es oft einfach, ein Studio aufzubauen. Aber dahinter steckt viel Arbeit und Herzblut», sagt die 29-Jährige. Ihr Studio ist mit verschiedenen Pilates-Geräten ausgestattet, neben Reformer auch zum Beispiel mit Wunda Chair und Tower. «Für mich stehen Präzision und Professionalität im Vordergrund. Pilates ist für mich kein kurzlebiger Trend, sondern eine Sportart, die langfristig Körper und Geist stärkt.»