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Kanton
19.10.2025

Ein offenes Ohr für Bauernsorgen

Beim Bäuerlichen Sorgentelefon hören Menschen zu, die den Alltag in der Landwirtschaft aus eigener Erfahrung kennen.
Beim Bäuerlichen Sorgentelefon hören Menschen zu, die den Alltag in der Landwirtschaft aus eigener Erfahrung kennen. Bild: F1 Digitals/Pixabay
Wenn Sorgen überhandnehmen, ist das Bäuerliche Sorgentelefon für Bäuerinnen, Bauern und ihre Familien da – anonym, verständnisvoll und mit offenem Ohr. Seit fast 30 Jahren bietet es Unterstützung in schwierigen Lebenslagen.

Schon länger kämpft er mit sich. Die Ernte war nur teilweise wie erhofft. Ferien? Schon lange her – wenn er ehrlich ist, weiss er kaum noch, wie sich das anfühlt. Täglich brauchen ihn die Tiere. Das Büro überquillt, Rechnungen liegen zwischen ungeöffneten Briefen. Er sollte, er muss! Immer, morgens, mittags, abends – manchmal auch nachts.

Die Familie wünscht sich einen fröhlichen Vater, der mit am Tisch sitzt. Doch er ist leer, erschöpft. Die Gedanken kreisen um Arbeit, Sorgen, Geld. Vor ihm türmen sich Berge – hoch, steil, unüberwindbar. Was soll er nur tun?

Für genau solche Momente gibt es das Bäuerliche Sorgentelefon. Ein Hilfsangebot für Bäuerinnen, Bauern und alle in der Landwirtschaft Tätigen, wenn Probleme und Belastungen überhandnehmen. Hier hören Menschen zu, die die besonderen Herausforderungen des bäuerlichen Lebens aus eigener Erfahrung kennen. Diskret, anonym – und ohne Zeitdruck.

Vor fast 30 Jahren gegründet

Gegründet wurde der Verein 1996. Damals hatte Daniela Clemenz, Mitarbeiterin bei Agridea, die Idee, ein solches Angebot für die Landwirtschaft zu schaffen. Anlass war das «Internationale Jahr der Armut», für das der Bund einen Wettbewerb ausrief. Clemenz gewann engagierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus kirchlichen und landwirtschaftlichen Kreisen. Gemeinsam mit Organisationen wie der srakla, den Katholischen Bäuerinnen, dem Schweizerischen Landfrauenverband, der katholischen Bauernvereinigung und der Agridea entstand das Bäuerliche Sorgentelefon. Inspiration und Know-how kamen unter anderem von ähnlichen Angeboten in Baden-Württemberg.

Anliegen ganz unterschiedlich

Seit damals rufen Menschen mit ganz unterschiedlichen Anliegen an: Konflikte zwischen Generationen auf dem Hof, Beziehungsprobleme, Auseinandersetzungen mit Behörden, gesundheitliche Krisen, finanzielle Sorgen. Die Probleme sind vielfältig – und in den letzten Jahren komplexer geworden. Der Druck in der Landwirtschaft nimmt zu: tiefere Preise, strengere Vorschriften, neue Schädlinge, steigende Anforderungen in Tierhaltung und Bürokratie. Dazu kommen die grossen Umbrüche durch Hofübergaben, Vorsorgefragen und finanzielle Unsicherheiten.

Im Januar 2025 hat Hans Jörg Rüegsegger das Präsidium des Vereins übernommen. Gleichzeitig wurde die srakla in den Verein integriert, und die Aufgaben werden nun auf mehrere Schultern verteilt. Das Motto des Bäuerlichen Sorgentelefons: zuhören, helfen, Gedanken ordnen, Lösungswege finden, Fachstellen vermitteln. Manchmal reicht schon ein Gespräch, um den Berg vor einem ein Stück kleiner werden zu lassen.

Schaffhausen24, Originalmeldung Nici Peter