Wer sich in der Schaffhauser Ausgangswelt auskennt, ist sicher schon einmal auf den Namen Sam Madi gestossen. Der lokale DJ ist für Events wie «Style am Rhein» bekannt. Yannick Vuga ist hingegen als Organisator des «Escape» Festivals bekannt. Zwei Menschen also, die sattelfest in der Kunst der Partyorganisation sind. Als sie erfuhren, dass das Casino schliessen würde, fragten sie einfach mal nach, wer der Nachmieter war. «Wir standen in den ehemaligen Casino-Hallen und uns wurde warm ums Herz. Dann dachten wir: ‹Doch, hier lässt sich was machen.› Wenn das Herz ja sagt, dann machen wir es», erzählt Sam Madi. Wenn die beiden etwas machen, dann richtig. Ein DJ-Pult aufzustellen würde nicht reichen. Das bedeutete, Wände einzubauen, Bühnen aufzustellen und eine neue Licht- und Soundanlage zu installieren. Die Investition ist riesig. Doch lohnt sie sich angesichts des kritischen Zustands der Ausgangsszene? «Das werden wir im Januar sehen», sagt Madi schmunzelnd. «Für uns ist das ein Herzensprojekt. Wir wollten das machen, koste es, was es wolle. Wir wussten genau, worauf wir uns einlassen. Doch wir sind positiv gestimmt.» Madi und Vuga finden es wichtig, etwas für die Schaffhauser Klubszene zu tun, um sie wiederzubeleben.
Offline gehen
Der Klub erstreckt sich über zwei Etagen: Im unteren Bereich gibt es einen Dancefloor, ein paar versteckte Party-Räume und eine Lounge, in der man das Panini-Angebot geniessen kann. Im oberen Stockwerk wird es ein wenig anders sein, denn dort wird es nicht erlaubt sein, Handys zu benutzen und zu filmen. Durch das Abkleben der Kameras und geschultes Personal soll ein Raum geschaffen werden, in dem die Leute wie vor 40 Jahren feiern können und die Möglichkeit bekommen, mal offline zu gehen. «Wir merken immer wieder, dass die Leute nicht abschalten können. Ich konnte schon oft beobachten, wie Leute im Klub E-Mails gecheckt haben. Dabei ist dort ein DJ, der sich Mühe gibt und gute Musik spielt, und die Leute sind mehr aufs Handy konzentriert.», erklärt der lokale DJ.
Eine spezielle Gastgeberin
«Switch your brain off» ist der Slogan des Klubs. Er kommt auch im Namen der KI-basierten Gastgeberin, «Soffia», vor. Die OpenAI-basierte Gastgeberin wurde zwei Monate lang trainiert und kennt alles, was es über den Klub zu wissen gibt. Am Eröffnungstag kommt sie zum ersten Mal zum Einsatz, denn sie entscheidet, wer eine Einladung bekommt. Wer also dabei sein möchte, muss zuerst mit Soffia in Kontakt treten. «Die von Soffia geleistete Arbeit bedeutet für uns, dass wir weniger zu tun haben. Sonst wären wir jetzt nur noch mit dem Eingeben von Namen beschäftigt», so Madi. Aber nicht alle sind von künstlicher Intelligenz begeistert. Auf die Frage, wie sie damit umgehen würden, waren die beiden vorbereitet. «Digitalisierung ist die Zukunft. Wir sind Teil dieser Welt und können sie nicht ändern. Jetzt sind wir der erste Klub mit einer KI-Host. In zehn Jahren wird das normal sein», fügt Sam Madi hinzu. Und wie sieht es mit dem Datenschutz aus? «Die Datenschutzbestimmungen und -mechanismen, die in der Schweiz Pflicht sind, müssen natürlich erfüllt werden. Wir können garantieren, dass die Nachrichten, die mit Soffia ausgetauscht werden, aus rechtlichen Gründen nicht von uns durchgelesen werden.» Das Einzige, was die Klubbetreiber mitbekommen, ist, dass jemand mit Soffia geschrieben hat. Dessen Daten (also Name, Nachname und Telefonnummer) werden aus Werbezwecken genutzt, wie auf der Webseite des Klubs deklariert, aber nicht weitergegeben. Abgesehen von der Eröffnung und einem Sonderevent im Januar muss jedoch nicht zwingend mit Soffia geschrieben werden. «Grundsätzlich ist Soffia da, um Fragen zu Events zu beantworten. Ansonsten kann man ganz normal auf die Website gehen und Tickets holen», erklärt Yannick Vuga.
Früher feiern, früher heimgehen
Elektronische Musik wird ein Schwerpunkt des Klubs sein, aber nicht die einzige Musikrichtung. «OFF» soll auch früher öffnen: Bereits um 20 Uhr kann man das Tanzbein schwingen und dementsprechend auch früher nach Hause gehen. «Wir hoffen, ein generationsübergreifendes Publikum zu erreichen, das gerne tanzt und offen für Neues ist», fügt Yannik Vuga hinzu. Sam Madi und Yannik Vuga sind auch für die Zukunft zuversichtlich: «Im Moment wird das als Pop-up-Klub geplant, aber wer weiss? Vielleicht wird das ‹OFF› dann an anderer Location wiederbelebt», erzählt Sam Madi.