«Frauen haben, strukturell betrachtet, in der Schweiz noch nicht in allen Bereichen die gleichen Bedingungen», sagt Beatrix Schilling, Co-Präsidentin des Business & Professional Women (BPW) Club Schaffhausen, im Gespräch mit dem «Bock». Diese Ungleichheiten zu reduzieren sei ein Anliegen des Netzwerkes. «Es ist nach wie vor die Realität, dass Frauen weniger als ihre männlichen Arbeitskollegen verdienen.» Ein paar Gründe seien vielleicht erklärbar, der Rest entziehe sich der Logik und würde sich einfach auf das Geschlecht begründen.
Das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie beschäftige heutzutage ebenfalls Männer. Frauen seien aber weiterhin stärker benachteiligt. Gerade der Wiedereinstieg ins Berufsleben, etwa nach dem Mutterschaftsurlaub, gestalte sich schwierig. Oft sei dieser nur mit kleineren Pensen zu bewerkstelligen. Und wiederum würden diese oft mit weniger qualifizierten Jobs einhergehen. «Frauen müssen vermehrt darin sensibilisiert werden, dass jede berufliche Entscheidung eine Auswirkung auf die Finanzen und somit auf die Zukunft hat», fügt Sandra Zimmermann, Co-Präsidentin des BPW Clubs Schaffhausen an.
Präsidium in kompetenten Händen
Seit rund zwei Jahren stehen die studierte Architektin, Sandra Zimmermann, und die studierte Psychologin, Beatrix Schilling, dem Vorstand vor. Erstere ist gebürtige Schaffhauserin. Der Beruf führte sie aber ins Ausland und an andere Orte in der Schweiz. 2015 kehrte sie familienbedingt ins Schaffhauserland zurück. «Ich war zwar bereits vorher selbständig tätig gewesen, musste aber hier wieder von null auf beginnen. Deshalb suchte ich ein berufliches Netzwerk», so Sandra Zimmermann, Gründerin des Architekturbüros «craftraum». Es sei eine Bereicherung, Teil eines solchen Clubs zu sein. Neue Ansichten, Perspektiven und Erfahrungen erweitern den Horizont und ermöglichen neue Blickwinkel. «Bei uns geht es nicht um Akquise oder die Vermittlung einer neuen Stelle, sondern um Sichtbarkeit und die persönliche Weiterentwicklung.» Sie schätze am BPW Club Schaffhausen, dass sie mit Frauen unterschiedlichsten Alters und Erfahrungsschatz zusammenkomme. «Unsere jüngsten Mitglieder haben einen anderen Blick auf die Arbeitswelt als etwa unsere 80- bis 90-jährigen Urgründerinnen, welche aber weiterhin am Puls der Zeit sind.»
Beatrix Schilling studierte nach der kaufmännischen Lehre Psychologie. Unterdessen ist sie in Winterthur Geschäftsführerin des Weiterbildungsinstituts IBP und seit acht Jahren Mitglied des BPW Club Schaffhausen. «Wie man wegen des Hochdeutschs vermuten kann, stamme ich nicht von hier. Als ich nach Schaffhausen zog, gründete ich eine GmbH. Dabei stellte ich fest, dass es als auswärtige, berufstätige Frau teilweise schwierig ist, ein Netzwerk aufzubauen», erinnert sich Beatrix Schilling. Zuerst habe sie gemischte Clubs getestet. Da sei es des Öfteren vordergründig um Akquise gegangen: «Was kann ich dir und du mir verkaufen.» Sie habe aber gezielt ein Netzwerk zum Erfahrungs- und Wissensaustausch gesucht und im BPW Club Schaffhausen einen «Safe Space» gefunden. «Bei uns im Club werden grundsätzliche Fragen diskutiert. Welche Stolpersteine können bei einer Unternehmensgründung im Weg liegen, und welche Elemente sind in der Unternehmensführung sinnvoll?»
Mehr Mut sich zu trauen
Aus der Sicht von Beatrix Schilling braucht es mehr Frauen in Führungspositionen. Diese würden automatisch bessere Rahmenbedingungen schaffen, welche Frauen in ihrer Entwicklung, und auf dem Weg zu verantwortungsvollen Jobs, unterstützen. Denn Frauen seien weiterhin an wichtigen Schalthebeln von Unternehmen unterrepräsentiert. «Ich glaube aber auch, dass viele Frauen mehr Mut haben müssen, sich etwas zuzutrauen und zu wagen», findet Schilling und erklärt, dass das sogenannte Imposter Syndrom bei Frauen häufiger zu finden ist, als bei Männern: «In Stereotypen gesprochen, hat das männliche Geschlecht ein stärkeres Selbstvertrauen und packt Dinge eher an, auch wenn noch nicht alle Fähigkeiten und Ressourcen dafür vorhanden sind.» Und genau bei solchen Themen spiele ein Netzwerk, wie das des BPW, eine nicht unwichtige Rolle. Den Frauen, die noch ein wenig zweifeln, könne der Rücken gestärkt und Mut gemacht werden. «Wir sagen ihnen, versuche es, go for it.» Viele hätten die Qualifikation und das Potenzial.