Wie im Kinderbuch von Astrid Lindgren beschrieben, begann die christliche Weihnachtsgeschichte in einem Stall, als eine Frau und ihr Mann in der Dunkelheit dort ihr Kind auf die Welt brachten – ein Ort von Einfachheit und Wärme, an dem Tiere und Menschen einander nahe sind. Naja, es ist vielleicht ein bisschen vermessen zu behaupten, dass an jedem Anfang ein Stall steht, aber eins ist sicher: Vor jeder einzelnen Zutat für ein Guetzli steht ein Bauer oder eine Bäuerin.
Für mich als Kind bedeutete die Vorweihnachtszeit Lichterfahrten durchs Dorf, um die geschmückten Häuser und ihre Adventslichter zu bestaunen, Guetzli backen und «Sätzli» für das Sonntagsschulkrippenspiel auswendig zu lernen. Zwischen Zimtduft, Kerzenlicht und Schneeflocken war der Advent auch eine Zeit um inne zu halten.
Von der kindlichen Leichtigkeit hat sich damals zu heute einiges verändert. Jüngste Herausforderungen: Wie und wann geht es mit der Zuckerverarbeitung in Frauenfeld weiter, nachdem der Kalkofen ausgefallen ist? Was bedeuten die vermeintlich hohen Milchmengen für den Milchpreis und damit für die Milchbauern? Welche Auflagen bringt die Vogelgrippe noch mit sich? Es sind nur wenige Beispiele, die uns täglich beschäftigen und unseren Alltag einnehmen.
Apropos Alltag: auch über die Feiertage dürfen Landwirtinnen und Landwirte ihrer Leidenschaft und Pflicht nachgehen, denn die Stallarbeit kennt keine Feiertage. Auf den Höfen herrscht in dieser Zeit eine ganz eigene Magie – so habe ich es bereits als Kind
wahrgenommen. Alles kam zur Ruhe, häufig fiel auch der erste Schnee. Unsere Tiere bekamen an Heiligabend eine extra Gabel Heu, eine kleine Streicheleinheit, versehen mit Dankbarkeit für das vergangene Jahr und die besten Wünsche für das Kommende. Dieses Ritual schenkt Wärme und Verbundenheit.
In diesem Sinne wünsche ich auch Ihnen herzliche Umarmungen, ein paar Streicheleinheiten, ein extra Gläschen und ein feines Guetzli (anstatt Heu).