Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Gesellschaft
21.07.2020

Traum mit dem Wursten ausleben

Roman Rühli produziert nebenberuflich Würste für Freunde und Familie.
Roman Rühli produziert nebenberuflich Würste für Freunde und Familie. Bild: Nathalie Homberger, Schaffhausen24
Roman Rühli produziert seit einigen Jahren Würste und Fleischdelikatessen für Familie und Freunde. Was in kleinem Rahmen als Hobby begann, stösst auf immer breiteres Interesse. Für die künftige Produktion wird er seine Wursterei weiter ausbauen.

Angrenzend an einen idyllischen Reitstall in Barzheim oberhalb von Thayngen sieht es aus wie auf einem typischen, gepflegten Landwirtschaftsbetrieb im Kanton Schaffhausen. Hinter einer Tür, die vor einigen Jahren noch zu einem Kuhstall führte, später ein Ort für Mutterschweine war, ist heute aber auch die Wursterei von Roman Rühli zu finden. Vor fünf Jahren begann er, den früheren Stall in einen Hygienebereich umzubauen. Seit etwa zwei Jahren produziert er dort regelmässig Wurst- und Fleischdelikatessen für die Familie, Freunde und Bekannte.

Ausbildung nicht umsonst absolviert

Der 29-Jährige lernte das Wursten während seiner Lehrausbildung zum Fleischfachmann in der Metzgerei Bührer in Thayngen. Später zog es ihn beruflich nach Luzern, und er absolvierte vor einigen Jahren die Ausbildung zum Polizisten. Bis letztes Jahr arbeitete er bei der Schaffhauser Polizei, bevor es ihn zur Firma Schaumann zog, welche hauptsächlich Mineral- und Wirkstoffe sowie Siliermittel für die Tierernährung produziert. Dort arbeitet er heute in einem 100-Prozent-Pensum und lässt sich zum Fachspezialisten ausbilden.

«Bei der Polizei habe ich gemerkt, dass die Arbeit mehrheitlich aufgrund von einem Rapport sichtbar gemacht wird, aber es sonst nichts Handfestes vorzuweisen gibt. Mit handfester Arbeit bin ich jedoch auf dem Hof meiner Eltern aufgewachsen», erklärt Roman Rühli. Dies war einer von vielen Gründen, weshalb er sich wieder der Wursterei zuwandte. «Ich wollte die Ausbildung nicht umsonst gemacht haben.» Schon während seiner Lehr- und Wanderjahre erachtete er das Produzieren von Würsten und Delikatessen als interessantesten Part bei der Metzgerarbeit. «Ich kann dabei kreativ sein, ich bin in direkter Verbindung zwischen Rohmaterialgewinnung sowie der Kundschaft und habe das Glück meines eigenen Schaffens somit in den eigenen Händen», erklärt der Thaynger. Das Herstellen und Kreieren von Würsten ist momentan noch ein Hobby, dem er neben seiner beruflichen Tätigkeit nachgeht.

 

Verschiedene Arten von Würsten stellt Roman Rühli in seiner Wursterei her. Bild: zVg.

Wachsende Nachfrage

Nach dem Umbau des Stalls kaufte Roman Rühli von einem ehemaligen Berufsschulkollegen ein paar Maschinen wie beispielsweise einen Cutter oder einen Wurstfüller. Dann begann er in kleinem Rahmen, Würste zu produzieren. Bei der anfänglich kleinen Menge von zehn Kilogramm Fleisch blieb es aber nicht, da immer mehr Freunde und Bekannte seine Würste kaufen wollten. Heute stellt er bis zu 98 Kilogramm Bratwürste her. Für die Verarbeitung dieser Menge investiert er jedoch viel Zeit: Er braucht rund zwei Wochen dafür.

In einem ersten Schritt informiert der 29-Jährige alle zwei Wochen in seinem Wurstchat, welche Würste er produzieren wird und wer Interesse habe, diese zu kaufen. Auf die Bestellungen hin kauft er ein geschlachtetes Tier bei einem regionalen Metzger, beint es selber aus und friert das gewonnene Fleisch ein. Später lässt er dieses durch den Fleischwolf laufen und verarbeitet es im Cutter, in dem die Brätmasse hergestellt wird. Diese kommt in den Wurstfüller, mit dem dann die Masse in einen Darm gestossen wird. Die daraus entstehenden Würste werden noch gekocht, hängend gekühlt und vakuumiert. «Für 98 Kilogramm musste ich neun Mal den Cutter füllen. Für die Produktion einer Füllung brauche ich eine halbe Stunde», so Roman Rühli. Da beim gelernten Fleischfachmann immer mehr Bestellungen reinflattern, will er sich grössere Maschinen für die Wursterei anschaffen, um die Arbeitsprozesse zu beschleunigen und die wachsende Nachfrage bewerkstelligen zu können. «Wenn die Nachfrage aber wieder sinkt, dann ist es halt so. Ich habe dann immer noch mein Hobby und Spass daran.»

Innovatives Ausprobieren

Meistens produziert Roman Rühli Bratwürste – seine Lieblingskreation ist die Käsebratwurst mit Schnittlauch. Zudem stellt er auch solche mit Paprika, milde und scharfe im Geschmack, Fleischkäse und Schüblig her. An seinen Rezepten tüftelt er immer wieder, denn eine verschiedenartige Mengenverwendung von Rind- und Schweinefleisch ergibt auch andere Geschmäcker. «Im Moment arbeite ich auch noch eine Wurstkreation mit einem Räucherschrank aus», erklärt der innovative Thaynger.

Seine Wursterei wird er an der 1.-August-Feier in Barzheim der teilnehmenden Bevölkerung vorstellen. «Wenn die Anfragen weiter ansteigen, dann mache ich wohl etwas richtig.» Die Wurstproduktion ist für ihn aber nicht nur ein Hobby, er kann dabei auch seinen Traum ausleben. «Die Menge an Bestellungen ist nur eine Bestätigung, dass es auch funktioniert.»

Nathalie Homberger, Schaffhausen24