In den letzten Tagen häuften sich Meldungen von aufdringlichen Bettlerinnen und Bettlern in der Schaffhauser Altstadt. Auch die Polizei ist darauf aufmerksam geworden. Patrick Caprez von der Schaffhauser Polizei bestätigt, dass vermehrt Anrufe über aufdringlich bettelnde Personen eingegangen seien. Kontrollen hätten ergeben, dass diese Personen in der Regel eine rumänische Staatsbürgerschaft und eine Aufenthaltsgenehmigung im Süddeutschen Raum hätten. Er weist darauf hin, dass die betroffenen Personen verschiedene Tricks anwenden, um ans Geld zu kommen: «Meistens geben sich die angeblichen Spendensammlerinnen und -sammler als taubstumm aus und tragen Zettel für erfundene Hilfsorganisationen mit sich. Diese Personen sammeln aber weder für Hilfsorganisationen noch für Bedürftige, sondern bereichern sich selbst.» Diese Erfahrung hat auch der Leiter der Stadtpolizei, Romeo Bettini, gemacht. Vor allem das Ausmass dieser organisierten Gruppen sei für Schaffhausen neu. Die Bettelnden zu büssen sei aber oft schwierig: «Die Erfahrung zeigt, dass wir zwar büssen können, diese Personen die Bussen aber anschliessend nie zahlen werden. Dann könnten wir sie verzeigen, wobei dann wiederum eine Adresse in der Schweiz fehlt und der Aufwand für ein Rechtshilfegesuch im Ausland wäre unverhältnismässig.» Romeo Bettini hofft, dass diese Gruppierungen Schaffhausen aufgrund des erhöhten Kontrolldrucks künftig meiden werden. Gemäss städtischer Polizeiverordnung dürften Bettelnde nämlich weggewiesen werden. «Wenn sie immer wieder weggehen müssen, haben sie irgendwann genug – oder wenn sie keine Spenden bekommen.» Damit spricht Romeo Bettini das Verhalten der Passantinnen und Passanten an. Auch Patrick Caprez rät zu Zurückhaltung bei Spenden: «Grundsätzlich steht es allen frei, wie sie das Geld ausgeben wollen. Uns ist es einfach wichtig, dass die Leute wissen, dass diese Bettelnden oft gut organisiert sind. Die Sammeltour ist nicht selten straff geplant. Die Geldsammlerinnen und die Hausierer werden gezielt von Ort zu Ort gefahren und wieder abgeholt.»
Droht der Fall Basel?
In anderen Städten gibt es das Problem des organisierten Bettelns schon länger. Vor drei Wochen wurde zum Beispiel bekannt, dass die Basler Verkehrsbetriebe die Unterstützung der Kantonspolizei anforderten, um aufdringlichen Roma-Bettlern in ihren Fahrzeugen Herr zu werden. Der Basler Regierungsrat reagierte auf die Situation mit einem Bettelverbot an diversen Orten. Schaffhausens Stadtpräsident Peter Neukomm sagt auf Anfrage des «Bocks», dass die neue Entwicklung mit Bettelnden in der Munotstadt im Schaffhauser Stadtrat bisher noch kein Thema war. Der Stadtrat werde die Situation aber beobachten: «Das ist ja ein Phänomen, das wir in Schaffhausen so bisher kaum kannten. Falls sich die Meldungen über aufdringliche Bettlerinnen und Bettler weiter häufen, müssten wir allenfalls reagieren.» Eine Situation wie in Basel wolle er auf jeden Fall verhindern.