«Bock»: Wieso leben Sie in der Region Schaffhausen?
Rosmarie Widmer Gysel: Ich bin in Hallau aufgewachsen, lebte dann aber während meinen Lehr- und Wanderjahren in Genf, im Zürcher Oberland, mehr als zehn Jahre in der Stadt Zürich und dann noch einige Jahre am Zürichsee und konnte mir während all dieser Zeit nicht vorstellen, eines Tages wieder zurückzukommen. Das Leben am oder ganz in der Nähe von Seen und in der Urbanität gefiel mir sehr. Und doch kam ich zurück – denn mein heutiger Mann war nicht dazu zu bewegen, an den Zürichsee zu ziehen.
Was möchten Sie hier nicht missen?
Rosmarie Widmer Gysel: Die Weite unserer Landschaft im Klettgau, die sanften Hügelzüge mit Reben und Wald ringsherum und die sich im Verlauf der Jahreszeiten verändernden Farben der Landschaft. Dies wiegt das Fehlen von Wasser auf. Obwohl ich zugeben muss, dass wir unsere kurzen Auszeiten bei unserem Sohn mit Familie am Genfersee jeweils sehr geniessen und dort oft auf dem Wasser anzutreffen sind!
Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung in der Freizeit?
Rosmarie Widmer Gysel: Nun – eigentlich habe ich ja nur Freizeit, ich bin nicht mehr berufstätig. Nebst einigen kleineren Engagements in und für unsere Region sind wir im Sommer und Winter oft in den Bergen, beim Wandern oder Skifahren und eben am oder auf dem Genfersee anzutreffen. Aber im Zentrum stehen unsere 27 Aren Reben in der Bruech in Hallau, alle anderen Aktivitäten passen sich zeitlich unseren Reben an. Im Frühjahr müssen die Reben geschnitten werden, bevor wir in die letzte Skiferienwoche fahren können. Die intensivste, aber auch schönste Zeit ist die der Laubarbeiten zwischen Ende April und Mitte Juli. Mit unserem grossen Garten ums Haus in Wilchingen und den Reben ist dann eigentlich fast Vollbeschäftigung angesagt. Im August folgt die Zeit des gemächlichen Beobachtens der wachsenden und sich langsam färbenden Trauben, das regelmässige Grasschneiden, um es den Kirschessigfliegen möglichst ungemütlich zu machen. Im September beginnt das wöchentliche Messen der Oechslegrade, und schon bald können die ersten Cabernet-Trauben probiert werden. Die Ernte wird dann zu einem gemütlichen Familienanlass – am Morgen wird geherbstet, und der gemütliche Teil – mit Schübling, Wein und Brot – kann sich dann bis weit in den Nachmittag hineinziehen. Und da wir zwei Sorten Trauben haben, Merlot und frühe Cabernet Dorsa, kommen alle zweimal in den Genuss vom Zümis im Wingerte.