Daniela und Bernhard Neukomm sind seit bald 40 Jahren auf dem Hof zur Grünau in Guntmadingen tätig. «Mein Vater war Zollbeamter, und dadurch habe ich im Kanton Schaffhausen gewohnt, die Schulen besucht und meine Ausbildungen als Verwaltungsangestellte und Bäuerin absolviert», erklärt Daniela Neukomm. Bernhard Neukomm übernahm in den 1980er-Jahren den Hof in Guntmadingen von seinem Vater und trat in dessen Fussstapfen. «Mein Grossvater erbaute diesen Hof in der Zeit von 1900 bis 1903. Hier wuchs ich auf, besuchte die Schulen und schloss hier eine Berufsausbildung als Landwirt und im auswärtigen Lehrjahr im Aargau ab. Nach der Lehre war ich im Militär bei den berittenen Truppen als Dragoner eingeteilt», erzählt der 69-Jährige. Sein Vater hatte zu dieser Zeit den Landwirtschaftsbetrieb noch mit Hilfe der Pferde bewirtschaftet und auch selbst einige Freibergerpferde gezüchtet.
Das Thema Pferd war bei der Familie Neukomm seit eh und je präsent. Als Bauernjunge erledigte Bernhard Neukomm viele Nebenaufgaben auf dem Hof und zeigte grosses Interesse an den Vierbeinern. Später unterrichtete er Maschinenkunde im Charlottenfels in Neuhausen und arbeitete gerne mit Jugendlichen. «Als ich die Meisterprüfung im Bereich Landwirtschaft abschloss, merkte ich bald, dass ich durch den Wandel der Zeit in dieser Richtung keine Zukunft hatte. Unser Land ist nicht vermehrbar, also mussten wir eine andere Lösung suchen», so Bernhard Neukomm.
Den Kindern das Reiten beibringen
Vor bald 30 Jahren kamen immer wieder Anfragen nach Ausritten auf sie zu. «Anfangs kamen einige Familien und fragten, ob es eine Möglichkeit gebe, ihren Kindern das Reiten und den Umgang mit dem Pferd beizubringen», sagt die 57-Jährige. «Daher suchten wir geeignete Pferde für unsere Gäste und bauten die Ställe und Weiden aus. Die Anfragen überfluteten unsere Kapazitäten und wir mussten handeln», erzählt Bernhard Neukomm. Zuerst wurde ein Reitplatz gebaut, und bei einer Nachfrage von damals weit über 150 Reitschülern entstand der Wunsch nach einer Reithalle. Genau an Weihnachten im Jahr 1999 konnte Bernhard Neukomm die Reithalle einweihen. Das Ehepaar hat während der Zeit des Ausbaus auch Reitstunden, Kurse und Ausbildungen besucht und sich intensiver mit dem Wesen der Pferde und deren Bedürfnissen beschäftigt. Es war wichtig, dass der Betrieb einwandfrei funktioniert. Mitarbeitende wurden sukzessiv eingestellt, um die Kinder bei der Pferdepflege zu begleiten. Der Betrieb hat sich immer weiterentwickelt, und heute sind einzelne Personen langjährige Freunde und Helfende zugleich.
Den Alltag auf dem Hof planen
Einerseits geben das Paar und eine Mitarbeiterin Reitunterricht. Die Kinder können an der Longe die Grundkenntnisse des Reitens erlernen. Andererseits beherbergen die beiden auf dem Pferdehof auch Pensionspferde. Der Tagesablauf im Sommer gestaltet sich wegen der Hitze und den «Rossbremsen» wie folgt: Frühmorgens bekommen die Pferde Heu und Futter im Stall. Danach führen sie alle Pferde auf die Weide. Das gleicht dann bei 30 Tieren einem 30-minütigen Spaziergang. Während die Pferde grasen, werden die Ställe ausgemistet und auf den Paddocks Wasser und Heu für den Mittag gerichtet. Am Nachmittag treffen die ersten Kinder ein. Gemeinsam werden die Pferde bereit gemacht und zur Halle für die Reitlektion geführt. Am Abend besuchen dann mehrheitlich Jugendliche und Erwachsene den Reitunterricht. Bis die Pferde wieder versorgt sind, ist es oft spätabends.
Parallel einen Traum mit Hürden leben
«Ein Stück weit leben wir unseren Traum. Sich mit Menschen und Tieren auseinanderzusetzen und Pferde zu beherbergen, erfüllt uns mit Freude, und wir tun es mit Leidenschaft. Es ist die Krone der Arbeit», erklärt der Seniorbauer. «Durch die Präsenz unserer eigenen Pferde und die grosse Nachfrage nach Reitunterricht haben wir uns den Wünschen und der Nachfrage der Kundschaft angepasst», erklärt Daniela Neukomm weiter. Die Familie Neukomm versucht so weit wie möglich jedem Individuum gerecht zu werden. Das ist sehr anspruchsvoll und bringt manche schlaflose Nacht mit sich. «Es wird immer komplizierter, die Reitlektionen zu organisieren, wenn die Kinder nach der Schule auf die gleichen Termine angewiesen sind. Die Pferde dann ausgeglichen bewegt werden, und auch da braucht es Fingerspitzengefühl bei der Zusammenstellung. Nicht jedes Tier passt zu jedem Menschen», sagt sie weiter. Das Ehepaar hat sich vorgenommen, keine weiteren Rösser mehr aufzunehmen. Als Betriebsleitende wollen sie so lange wie möglich weiterwirken und den Gästen einen Ort der Begegnung mit dem Pferd bieten.