«Bock»: Was bedeutet Ihnen Heimat?
Rosetta Ielapi: Im Alter von vier Jahren bin ich mit meiner Mutter in die Schweiz gekommen. Geboren bin ich in Kalabrien und mein italienisches Tempe-rament kann ich nicht leugnen. Die Schweiz ist meine Heimat, doch mein Herz gehört meinem Geburtsland Italien. Aufgewachsen und zur Schule gegangen bin ich in Neuhausen. Mein Kraftort ist der Rheinfall.
Wie beschreiben Sie sich selber?
Ielapi: Seit 2012 ernähre ich mich vegan. Es ist mir leichtgefallen, auf tierische Produkte zu verzichten, denn ich war schon vorher Vegetarierin. Ich bin nicht von missionarischem Eifer für den Veganismus beseelt, vielmehr möchte ich in meinem Café aufzeigen, dass es ohne Verwendung von tierischen Produkten möglich ist, abwechslungsreich und vielfältig zu kochen und zu backen. Ich verwende nur saisonale, frische und zu über 90 Prozent biologische Produkte aus regionalem Anbau. Warmherzigkeit, Herzlichkeit und die besondere Gabe der italienischen Gastfreundschaft machen meine Person aus. Und doch kann ich zum Teil uncool sein und bin schon nass, bevor es regnet.
Üben Sie als Gastronomin Ihren Traumberuf aus?
Ielapi: Mit meinem eigenen veganen Café auf dem Herrenacker habe ich mir im September 2019 meinen schon lange gehegten Lebenstraum erfüllt. Sich im Gastronomiebereich selbständig zu machen, ist immer ein grosses Wagnis. Ich stehe fast jeden Tag spätestens um 4 Uhr auf und arbei-te weit mehr als 8 Stunden. Ich bin am liebsten allein tätig und mache gerne alles selbst. Einkaufen, Organisieren, Kochen, Servieren, Backen, Aufräumen, Putzen – mein Arbeitstag endet erst spätabends. Viele meiner Gäste sind Stammkunden, die meisten kenne ich beim Namen. Es erfüllt mich mit Stolz, dass viele Gäste zu mir kommen, weil sie meine Art zu kochen schätzen. Beliebt sind auch mein verführerisches, veganes Gebäck und meine Desserts. Ich lege sehr grossen Wert auf frische, saisonale, regionale und biologische Lebensmittel. Essen ist etwas Wunderbares. (lg.)