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Wirtschaft
05.07.2021

Gegenständen ein zweites Leben geben

Sind Teil des Projekts Restwert: Roland Gasser, Geschäftsführer Stiftung Impuls, Cécile Brülhart, Fachmitarbeiterin, sowie die Co-Betriebsleiterinnen Alexa Walter und Heike Kefer (v. l.)
Sind Teil des Projekts Restwert: Roland Gasser, Geschäftsführer Stiftung Impuls, Cécile Brülhart, Fachmitarbeiterin, sowie die Co-Betriebsleiterinnen Alexa Walter und Heike Kefer (v. l.) Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Spielwaren, Textilien oder Elektrogeräte online verkaufen lassen: Mit dem Projekt Restwert leistet die Stiftung Impuls einen Beitrag zur Arbeitsintegration.

In der heutigen Konsumgesellschaft werden viele Sachen weggeworfen, obwohl sie in anderen Händen noch Verwendung finden würden. Neu können genau solche Produkte beim Projekt Restwert in der Stahlgiesserei in Schaffhausen abgegeben werden. Die Mitarbeitenden übernehmen den kompletten Verkauf der Produkte über die Online-Handelsplattform Ricardo. Mit der Lancierung des Projekts schliesst sich die Schaffhauser Stiftung Impuls einer nationalen Massnahme zur Arbeitsintegration an. Aktuell verzeichnet das Projekt Restwert Schaffhausen über 200 Artikel: Vom Markenschuh bis zum Spielzeug. «Wir verkaufen alles, was sich per Post innerhalb der Schweiz versenden lässt», so Alexa Walter, die mit Heike Kefer für die Betriebsleitung zuständig ist. Gemeinsam mit Roland Gasser, Geschäftsführer Stiftung Impuls, und Cécile Brülhart, Fachmitarbeiterin, stellten sie den Medien vergangene Woche das Konzept des Projekts vor. 

15 temporäre Arbeitsplätze

Mit Blick auf die Arbeitslosigkeit nach Berufsgruppen, stellt der kaufmännische Bereich die drittgrösste Gruppe dar. «Einerseits können viele Lernende nach der Lehre nicht im Betrieb bleiben, andererseits gibt es eine ältere Generation, die mit den IT-Anwendungsfertigkeiten überfordert ist», führt Roland Gasser aus. Und genau hier setzt das Projekt Restwert an: Mit dem Verkauf von Produkten über Ricardo üben die Mitarbeitenden eine grosse Bandbreite an kaufmännischen Tätigkeiten aus: Einkauf, Logistik, Verkauf, Buchhaltung, Kommunikation und Marketing. Insgesamt wurden 15 temporäre Arbeitsplätze geschaffen, die von Personen, welche sich in einer herausfordernden Lebenslage befinden, ausgeübt werden. «Der Vorteil ist, dass die Menschen in ihrem eigenen Tempo arbeiten können, ohne externen Zeitdruck», so Alexa Walter. Dennoch handelt es sich um eine reale wirtschaftliche Dienstleistung mit echten Kunden und konkreten Aufträgen – es ist nicht einfach eine Beschäftigungstherapie für die Angestellten, welche über die IV, das RAV oder das Sozialamt vermittelt und finanziert werden. Bei einem Verkauf können 70 Prozent des Gewinns von der Verkäuferin oder dem Verkäufer kassiert werden. Eine Alternative ist es, das Geld vollumfänglich an das Projekt zu spenden.

Nachgefragt bei Alexa Walter

«Bock»: Welche Gegenstände können über das Projekt Restwert verkauft werden?

Alexa Walter: Die Spannweite ist gross: Von der Markentasche über Elektronik bis zu Spielzeug. Wer unsicher ist, darf uns gern vorgängig kontaktieren, um zu klären, ob ein Gegenstand unsere Kriterien erfüllt.

Wie gross ist der Aufwand für Privatpersonen?

Walter: Minimal. Die Gegenstände müssen nur bei uns in der Geschäftsstelle in der Stahlgiesserei vorbeigebracht werden. Alle weiteren Arbeitsschritte übernehmen wir. Bei erfolgreichem Verkauf erhalten die Verkäuferinnen und Verkäufer 70 Prozent des Erlöses auf ihr Konto überwiesen.

Wie werden die Menschen über das Projekt Restwert wieder in die Arbeitswelt integriert?

Walter: Nach Stellenverlust aus wirtschaftlichen Gründen, nach Unfall oder Krankheit können die Menschen bei uns wieder Fuss fassen. Je nach Ausgangslage ist das Ziel eine Stabilisierung der Leistungsfähigkeit oder das Einüben von neuen Fertigkeiten. Mit unserem digitalen Geschäftsmodell führen wir sie an die Handhabung von zeitgemässen Tools heran und machen sie wieder fit für den Einsatz in der Wirtschaft.

Eine der Kisten mit Artikeln, welche die Mitarbeitenden des Projekt Restwert auf Ricardo verkaufen. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Lara Gansser, Schaffhausen24