Die Problematik ist beim Schlendern durch die Altstadt nicht zu übersehen: Leerstehende Gebäude prägen auch das Stadtbild von Schaffhausen. Dem entgegenwirken wollen drei Schaffhauser mit dem Projekt Stadt Labor. Und zwar mit Einbezug der Bevölkerung, damit ein möglichst breites Bild der Bedürfnisse entsteht. Dazu gehören Themen wie die Mischung aus Angeboten in der Altstadt sowie das veränderte Einkaufsverhalten der Schaffhauserinnen und Schaffhauser. Momentan werden in einem ersten Schritt mit einer Umfrage Daten zur Attraktivität der Altstadt erhoben. Die Bevölkerung wird zur Teilnahme aufgerufen.
Austausch im Stadt Labor
Letztes Jahr, kurz vor Beginn der Corona-Pandemie, wurde das Stadt Labor in Schaffhausen gegründet. Initiiert von den drei Schaffhausern Patrick Werner, Christoph Hak und Beat Junker, ist es aus einer Arbeitsgruppe des Vereins für sinnvolle Raumplanung (VSR), der unter anderem die Zwischennutzung im Kammgarn West Gebäude betreibt, entstanden.
Statt letztes Jahr will der VSR nun diesen Herbst in einem Ladenlokal an guter Passantenlage das befristete Stadt Labor einrichten. Dieses soll ein zugänglicher Ort für alle werden und Raum bieten, um neue, innovative und kreative Ideen zu entwickeln und anstehende Fragen zu diskutieren. «Mit dem Projekt wollen wir das Schwarmdenken fördern und möglichst viele verschiedene Vertreterinnen und Vertreter aus der Bevölkerung an einen Tisch bringen», so Christoph Hak. Als einen ersten wichtigen Schritt sieht der Projektmitarbeiter die Sensibilisierungsarbeit. Denn die Thematik, dass Altstädte aufgrund zunehmend mehr leerstehender Gebäude an Attraktivität verlieren, ist auch in anderen Schweizer aber auch europäischen Städten anzutreffen. Es gebe viele verschiedene Ansätze und doch soll keines eins zu eins in Schaffhausen übernommen werden. «Wir werden auch kein Patentrezept entwickeln können», ergänzt Christoph Hak. Aber je mehr Menschen sich am Stadt Labor beteiligen und ihre Wünsche und Ideen äussern, desto eher können Lösungsansätze entwickelt werden, welche die Bedürfnisse der Bevölkerung abdecken. «Natürlich kann es auch sein, dass es irgendwann nicht mehr so viele Läden in der Altstadt gibt», so Patrick Werner. Denn es gehe darum, die richtige Mischung aus Dienstleistungsbetrieben, Restaurants, Kaffees und Nachtleben aber auch aus Kunsthandwerk, Werkstätten und Wohnen zu haben. «Statt einfach Pop-up-Läden zu eröffnen, sind auch andere Konzepte der Zwischennutzung sinnvoll», erklärt Christoph Hak weiter.
Mieten verschieben sich
«Der Online-Handel gab sicherlich einen Schub, der nicht mehr zurückgeht», so Christoph Hak. Weiter mache sich gerade in der Schaffhauser Altstadt eine grosse Fluktuation in den Altstadt-Räumlichkeiten bemerkbar. Dies sei nicht zuletzt auf die hohen Mietkosten zu schieben. Doch gerade in diesem Punkt merken die Verantwortlichen eine Veränderung, welche sie als Reform beschreiben: «Früher wurden die Mietkosten der Wohnungen über die Ladenlokale subventioniert, heute merken wir, dass dies eher andersherum ist.» Denn lange sei in allen Städten das gesamte Gewerbe im Stadtkern gewesen, dies beschränkt sich seit geraumer Zeit nun vor allem auf Läden.
Umfrage zur Beteiligung
Dass eine Stadt aufgrund eines hohen Leerstandes an Ladenflächen nicht nur an Attraktivität verliert, zeigen viele Berichte und Studien aus anderen Städten. «Die Bevölkerung fühlt sich sicherer, wenn etwas los ist in der Altstadt», so Patrick Werner. Doch um noch genauer herauszufinden, was sich die Schaffhauserinnen und Schaffhauser von der Altstadt wünschen, fordern die Projektverantwortlichen dazu auf, an der kurzen Umfrage des Stadt Labors teilzunehmen. Diese läuft noch etwa zwei Monate. Ziel ist es dann, die Ergebnisse im reellen Labor bereits einfliessen zu lassen. Bisher haben gut 100 Personen teilgenommen.
Die Verantwortlichen freuen sich bereits, wenn dann im Herbst mit dem reellen Stadt Labor der richtige Startschuss fällt und der direkte Ideen-Austausch mit der Bevölkerung beginnt. «Mein Wunsch wäre schon, dass ein bis zwei wirklich innovative Lösungsansätze entstehen, bei denen andere Städte auf Schaffhausen zeigen», sagt Christoph Hak optimistisch.
Die Umfrage ist unter stadtlabor.sh zu finden.