Wie das Schaffhauser Baudepartement mitteilt, werde die «Ängi» zwischen Neuhausen und Beringen mit temporären Weihern, Feucht- und Trockenwiesen sowie Strukturen ökologisch aufgewertet und seltene Tier- und Pflanzenarten gefördert. Es handle sich dabei um ökologische Ausgleichsmassnahmen zum Tunnelbau und zu Felsensprengungen der DB sowie um Neuschaffungen von Biotopen auf kantonalen Parzellen. Die Baumassnahmen sollen gemäss dem Baudepartement im Oktober 2021 beginnen und würden je nach Witterung einige Wochen dauern. Aus Sicherheitsgründen müsse der Radweg während der Bauarbeiten gesperrt und über den Radweg der Schaffhauser Strasse umgeleitet werden.
Bereits um 1900 gab es in der «Ängi» einen «Iiswäier» – zur Eisgewinnung für den Getränkehandel. Im Rahmen von Ausgleichsmassnahmen zum Galgenbucktunnel wurde der zugeschüttete «Aalte Iiswäier» wieder erstellt. Nun soll die angrenzende Fettwiese der Kantonsparzellen mit wechselfeuchten Gewässern und Uferzonen für Pionierarten aufgewertet werden. Der Wiesenstreifen entlang den DB-Geleisen wird in eine sandige Trockenwiese, wie man sie früher auf dem Galgenbuck kannte, umgewandelt. Nach komplexen Planungs- und Koordinationsarbeiten im Verkehrsknotenpunkt Engi durch das Ressort Naturschutz liegt die Baubewilligung seit Juni 2021 vor und die Umsetzung kann nun Anfang Oktober starten.
Seltene, wechselfeuchte Lebensräume
Wechselfeuchte Flure und temporäre Weiher seien rar geworden im Mittelland, heisst es weiter in der Mitteilung des Baudepartements. Sie seien aber wichtig für Pionierarten wie die Kreuzkröte oder den Laubfrosch. Aber auch seltene Pflanzengemeinschaften wie die Zwergbinsenflur oder Pfeifengraswiesen gehören dazu, die früher v.a. in wechselfeuchten Zonen von Fluss- und Seeufern oder Moorrändern gediehen. Deshalb würden in der ehemals feuchten «Ängi» neue wechselfeuchte Lebensräume realisiert. Dazu werde der nährstoffreiche Oberboden abgetragen, das Gelände modelliert und mit Lehm abgedichtet, schreiben die Verantwortlichen weiter. Dabei wird der seit Sommer 2020 in der «Ängi» deponierte Lehmwall verwendet, der von tiefstem Untergrund einer Baustelle in Neuhausen stammt.
Trockenwiese für Küchenschelle und Wildbienen
Nährstoffarme und sandige Flächen werden entlang der Gleise der DB mit dem Ziel geschaffen, dass Trockenwiesen mit ursprünglichen Pflanzen des Gebiets entstehen. Die Felsen der «Ängi» und der sonnenexponierte, sandige Galgenbuck wurden schon im 19. Jahrhundert als botanisch einzigartiges Gebiet im mild gelegenen Klima nahe des Rheins dokumentiert. Für die Begrünung der neu geschaffenen Kompensationsflächen wird regional gesammeltes Saatgut verwendet sowie gezielt vermehrte Aktionsplanarten des Kantons Schaffhausen, wie die Küchenschelle angepflanzt. Gleichzeitig profitieren auch seltene Wildbienenarten des Galgenbucks. Als Unterschlupf für Amphibien und Reptilien werden Strukturen mit Steinen, die von der Sprengung des «Ängi»-Felsen anfielen, angelegt.
«Ein komplexes Aufwertungsprojekt»
Mit dem Abschluss des Galgenbucktunnels ging die Pflege und das umgebene Land des «Iiswäiers» von ASTRA an den Kanton über. Gleichzeitig löste die DB für die Sicherheit der Bahnlinie sowie des Radwegs Sprengungen und Netzinstallationen an den «Ängi»-Felsen in wertvollen Naturschutzinventarobjekten aus. Deshalb würden im Gebiet Verpflichtungen zum ökologischen Ausgleich zum Tunnelbau wie den Felsensprengungen bestehen. Das Ressort Naturschutz nahm dazu die «Planungs- und Koordinationsarbeiten auf, mit dem Ziel, nicht nur einen Weiher zu erstellen, sondern funktionale Lebensräume zu schaffen», heisst es in der Medienmitteilung. Auch alle Randflächen wurden ins Projekt integriert und die verschiedenen Teilflächenbesitzer wie die DB, die Gemeinden Neuhausen am Rheinfall und Beringen für die gesamtheitliche Aufwertung gewonnen. Nebst den Ausgleichszahlungen von ASTRA und DB werden die umfassenden Massnahmen durch das Bundesamt für Umwelt sowie dem Biogas-Fonds von SHPower finanziert.