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Gesellschaft
21.11.2022
21.11.2022 18:15 Uhr

Die erste Schulinsel im Kanton Schaffhausen

Für die Schülerinnen und Schüler, hier Fünftklässlerin Mira Kapoor (l.), ist die Schulinsel ein Ort zum Rückzug. Sozialpädagogin Christine Dienst hat immer ein offenes Ohr.
Für die Schülerinnen und Schüler, hier Fünftklässlerin Mira Kapoor (l.), ist die Schulinsel ein Ort zum Rückzug. Sozialpädagogin Christine Dienst hat immer ein offenes Ohr. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Für einen kurzen Urlaub vom Unterricht können Schulkinder der Primarschule Emmersberg die Schulinsel aufsuchen. Das Fazit des Pilotprojekts ist durchwegs positiv.

Wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, sich im Unterricht zu konzentrieren, Streit mit einem Gspändli hat oder einfach einen kurzen Rückzugsort braucht, gibt es seit 2019 im Schulhaus Emmersberg eine ganz besondere Anlaufstelle: die Schulinsel. Dort nimmt Christine Dienst die Schülerinnen und Schüler in Empfang und unterstützt sie bei einem Tee auf dem Sofa oder einem Spiel bei der gemeinsamen Lösungsfindung. «Ich schenke allen ein offenes Ohr», so die Sozialpädagogin, die im Rahmen des Pilotprojekts seit 2019 an der Schule tätig ist. Vergangenen Donnerstag informierte sie gemeinsam mit Madeleine Führer, Vorsteherin Schule Emmersberg, Raphaël Rohner, Bildungsreferent, sowie Kathrin Menk, Bereichsleiterin Bildung, über die Evaluationsergebnisse des Pilotprojekts. 

«Die vorliegende Evaluation der Pädagogischen Hochschule Zürich bestätigt, was wir eigentlich schon wussten», so ein durchwegs zufriedener Bildungsreferent. «Eine ganz wichtige Erkenntnis ist, dass die betroffenen Kinder mit diesem Modell Teil der Gesellschaft bleiben.»

Konflikte geschützt klären

«Der Mehrwert für die Schule beginnt bei der Reduktion von Stress und Belastung der Lehrpersonen und geht bis hin zu den persönlichen Erkenntnissen, welche die Kinder von der Schulinsel mitnehmen», führt Madeleine Führer aus und fasst den Hintergrund zusammen: «Die Schulinsel ist die Antwort unserer Schule auf die grossen gesellschaftlichen Herausforderungen.» Die Schulinsel kann als Art Zwischenstelle zwischen der Schulklasse und der Schulsozialarbeit gesehen werden. Wenn es einem Kind nicht gut geht, überbrückt es die Wartezeit auf die Eltern auf der Schulinsel. Wenn zwei Schüler aufgrund eines Konflikts den Unterricht stören, können sie diesen dort in einem geschützten Raum ausdiskutieren. Sehr viele Kinder suchen die Schulinsel auch einfach auf, um in Ruhe lernen oder arbeiten zu können. Die Dauer des Aufenthalts variiere meist zwischen fünf Minuten, einer Lektion und einem Tag. Bei längeren Besuchen werden die Eltern informiert. 

Vorbildfunktion übernommen

Das Schulhaus Emmersberg übernimmt mit dem Projekt Schulinsel eine Vorbildfunktion – nicht nur auf städtischer, sondern auch auf kantonaler Ebene, wie die Verantwortlichen betonen. «Es ist sehr schön, wie sich die Kinder aus verschiedenen Klassen hier gegenseitig akzeptieren und Interesse füreinander entwickeln», so Christine Dienst. Verbesserungspotential sieht sie unter anderem in den Räumlichkeiten. So wünscht sie sich einen zweiten Raum – denn gerade wenn viele Kinder auf einmal da sind, sei es teils schwierig, private Gespräche zu führen.

Informierten über das Pilotprojekt: Raphaël Rohner, Bildungsreferent, Kathrin Menk, Bereichsleiterin Bildung, Madeleine Führer, Vorsteherin Schule Emmersberg und Christine Dienst, Sozialpädagogin (v. l.). Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Lara Gansser, Schaffhausen24