Seit mehr als hundert Jahren wird am 8. März der internationale Tag der Frau gefeiert. Damals stand vor allem der Erhalt des Stimmrechts im Fokus. Auch heute ist der Tag für feministische Bewegungen Anlass, um auf ihre Forderungen und Bestreben aufmerksam zu machen. Der Verein Frauenstammtisch Schaffhausen bietet für den morgigen Tag ein Spektrum an Veranstaltungen unter der Devise «gesehen und gehört werden» an.
Gespräche unter Gleichgesinnten
«Die Herren reden sowieso schon so viel und wir wollen uns gelegentlich auch ohne männliche Gegenwart untereinander austauschen», berichtet Manuela Bührer, Ur-Mitglied des Frauenstammtischs Schaffhausen. 2012 war das der ausschlaggebende Grund für die Gründung des Vereins. Von 25 bis 75 sind alle Alterskategorien in der Vereinigung vertreten. Für Gesprächsrunden versuchen die rund 30 Mitglieder einmal im Monat zusammenzufinden. Zudem kümmere sich der Verein um das Arrangieren von öffentlichen Kundgebungen zur Verbreitung seiner Belange. Darunter fiel beispielsweise das Koordinieren der Schaffhauser Beteiligung am gesamtschweizerischen Frauenstreik vom 14. Juni 2019.
Solidarität zeigen
Die Veranstaltungen am kommenden Internationalen Frauentag vom 8. März starten am späten Mittwochnachmittag. Als erstes wird SP-Kantonsrätin und Nationalrats-Kandidatin Linda De Ventura um 17.15 Uhr auf dem Fronwagplatz in Schaffhausen das Wort übernehmen. Danach bahnen sich sämtliche Beteiligte lautstark in einer Demo ihren Weg Richtung Bachturnhalle. Dort angelangt hält unter anderem die Iranerin Roya Ashrafabadi um circa 18.30 Uhr eine Rede über das Frausein in ihrem Heimatland. Es folgen verschiedene Beiträge von Iranerinnen und Iranern, welche aktiv an den Demonstrationen, die zuletzt in ihrem Land stattfanden, teilgenommen haben. Ab 19.30 Uhr können Besucherinnen und Besucher an einem Buffet diverse iranische Spezialitäten erwerben. Der Erlös wird zugunsten von Frauen im Iran gespendet. Das Schlusslicht der Veranstaltungsreihe bildet die Vorführung von Suramira Vos’ Stück «AUSBAUCHEN» um 20.30 Uhr in der Bachturnhalle. Der Besuch des Theaterstücks ist kostenpflichtig.
Lismen als politisches Werkzeug
Am Internationalen Frauentag ebenfalls auf dem Fronwagplatz anzutreffen werden die Tricoteusen (Deutsch: Strickerinnen) sein. Die bestehende Gruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, einen Schal in der Länge der Strecke von Schaffhausen bis nach Bern zu stricken. Ihre Intention verfolgen sie so lange, bis der Schal tatsächlich bis nach Bern reicht oder in der Gesellschaft zwischen den Geschlechtern Chancengleichheit herrscht. «Eigentlich kann ich gar nicht wirklich lismen», meint die Tricoteuse Nella Marin. Trotzdem hat der Schal durch den Einsatz von ihr und ihren Kolleginnen bereits eine Länge von 200 Metern erreicht. «Lismen ist eine typische Frauentätigkeit. Berufe, welche meistens von Frauen ausgeübt werden, sind häufig schlechter bezahlt», führt Nella Marin die Thematik weiter aus. «Das ist der Grund, weshalb wir uns für diese Art des Protests entschieden haben.» Die Gruppe setzt am 8. März um 17 Uhr mit der Erweiterung ihres Schals fort. Es wird auch ein extra Paar Stricknadeln vorhanden sein, sofern sich interessierte Personen spontan dazugesellen wollen. «Wir haben genug von weniger Lohn und weniger Renten», lautet der Slogan der Tricoteusen.
Alle sind willkommen
«Feminismus heisst für mich nicht, gegen Männer zu sein», meint Manuela Bührer. «Sondern, dass die Bedürfnisse von Frauen ernst genommen werden.» Gleichstellung bedeute laut ihr keineswegs, dass jeder Mensch gleich sein muss, jedoch das alle über die gleichen Rechte verfügen. Der Frauenstammtisch Schaffhausen hofft auf eine rege Beteiligung der Bevölkerung an den von ihm geplanten Veranstaltungen. «Auch Männer sind herzlich eingeladen», so Manuela Bührer abschliessend.