Verlieren Blue, Madox und Apolina schon bald ihr Zuhause? Die drei leben im Schaffhauser Tierheim Buchbrunnen. Es sind «Problemfälle» – nur schwer zu vermitteln. Für sie wäre es besonders einschneidend, sollte das Worst-Case-Szenario tatsächlich eintreten.
Die finanzielle Lage im Schaffhauser Tierheim ist marode. Monika Hübscher, Präsidentin des Schaffhauser Tierschutzes, sagt angespannt: «Wir stehen finanziell grottenschlecht da.»
Nun sind Tierheime selten auf Rosen gebettet. Man könnte immer noch mehr Geld brauchen, um noch mehr Tiere zu retten. Was ist diesmal anders? «Wenn wir das Geld nicht zusammenkriegen, müssen wir schliessen – zumindest vorübergehend», so Hübscher.
Personalkosten fallen ins Gewicht
Konkret gehe es um rund 250 000 Franken. Falls der Schaffhauser Tierschutz diese Summe nicht bis Anfang nächsten Jahres zusammenkriegt, steht das Tierheim vor dem Aus. Denn der Betrieb ist teuer. «Jährlich fallen Kosten von einer halben Million Franken an», sagt die 58-Jährige.
Ein grosser Posten sind dabei die Personalkosten. «Wir brauchen ausgebildete Fachleute.» Aktuell teilen sich fünf Personen 400 Stellenprozente. «Das ist eigentlich zu wenig», sagt Hübscher. «Wenn jemand ausfällt, gerät alles durcheinander.» Entsprechend streng sei es die letzten Jahre für die Mitarbeitenden gewesen. Drei von ihnen haben auf Ende Jahr gekündigt. Auch das sei ein Dilemma für den Betrieb. «Aktuell werden dringend Tierpfleger:innen gesucht.»
Weiter fällt der Unterhalt des 70er-Jahre-Baus finanziell ins Gewicht. «Wir müssten längst unser Dach machen, können die Renovierungsarbeiten aber nur tröpfchenweise durchführen.» Hinzu kommen Futter- und Tierarztkosten. Aktuell sitzt im Tierheim eine Hündin, die mit einem riesigen Tumor ausgesetzt wurde. «Da wollte vermutlich jemand die Tierarztkosten sparen. Sie lagen im vierstelligen Bereich.»
Gerade bringt eine Frau vier grosse Kisten Hundefutter ins Tierheim. Eine Spende, da ihr eigener Hund das Futter ablehnt. «Das nehmen wir natürlich gerne an», sagt Monika Hübscher. Aber es sei ein Trugschluss zu glauben, dass Tierheimtiere alles fressen. «Auch wir haben Feinschmecker oder solche, die ein Futter nicht vertragen.»
Auf Spenden angewiesen
Der Schaffhauser Tierschutz, dem auch das Tierheim Buchbrunnen gehört, ist ein eigenständiger, gemeinnütziger Verein. Er lebt hauptsächlich von Spenden und Legaten, also bestimmten Vermögenswerten aus Erbschaften. Hinzu kommen kleinere Beträge aus Mitgliedschaften, Patenschaften, Einnahmen aus der Tierpension und Vermittlungsgebühren. Hübscher: «Und einen kleinen Beitrag erhalten wir vom Kanton.»
Besonders die Haupteinnahmequellen sind in letzter Zeit eingebrochen, sagt Monika Hübscher. Der Fokus bei Spendengeldern lag vermehrt auf humanitären Krisen wie beispielsweise dem Ukraine-Krieg. Zudem hätten sich die Negativschlagzeilen rund um den Schweizer Tierschutz (STS) auch auf die regionalen Vereine ausgewirkt. Medienberichte und die Zewo kritisierten die Transparenz und Buchführung des STS, insbesondere, weil die Organisation ihre Spenden nicht nach den gängigen Standards abrechnete.
«Wir wirtschaften eigenständig, haben damit nichts zu tun», sagt die Präsidentin des Schaffhauser Tierschutzes. Schaffhauser Tierschutz. Einige Spender:innen hätten das Vertrauen trotzdem verloren. «Manche haben bei uns nachgefragt, denen konnten wir die Situation erklären. Andere haben einfach aufgehört zu zahlen», zeigt sich Hübscher enttäuscht.
Neuer Online-Auftritt
Aber aufgeben sei noch keine Option. Verschiedene Aktionen seien geplant. Ein erster Schritt ist der neue Online-Auftritt des Tierheims. «Den hat meine Tochter für uns gemacht. Natürlich unentgeltlich», freut sich die Tierliebhaberin. Weiter werde man Firmen und Institutionen gezielt anschreiben. «Wir sind auf wiederkehrende Beträge angewiesen, damit wir planen können.» Hinzu kommen die jährlichen Weihnachts-Sammelaktionen und auch eine Standaktion wäre denkbar. «Ich gebe mein Allerbestes, dass es nicht zum Worst-Case-Szenario kommt.» Und was passiert mit Blue, Madox, Apolina und all den anderen Tieren, wenn man es doch nicht schafft? In einem solchen Fall helfe jedes Tierheim mit. «Und im schlimmsten Fall nehme ich die Ladenhüter selbst mit nach Hause», sagt die Frau, die schon fünf Hunde, etliche Nager und einige Schildkröten aus dem Tierheim bei sich zu Hause im Winterschlaf hat.
Wer helfen will, findet Infos unter: schaffhauser-tierschutz.ch