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Gesundheit
17.06.2025

Arbeitskonflikte kosten Energie, Zeit und Geld

Konflikte behindern die Arbeit und machen Teams ineffizienter.
Konflikte behindern die Arbeit und machen Teams ineffizienter. Bild: Envato/KI
Verbale Gewalt, Mobbing und sexuelle Belästigung sind zwar nicht der Regelfall am Arbeitsplatz, können aber auch nicht verleugnet werden. Sie bremsen Mensch und Unternehmen gleichermassen aus. Dazu führt die IVS am Donnerstag, 26. Juni, 16 Uhr, in der Eventlocation SIG Areal, einen Anlass mit Dr. Markus Hugentobler durch.

Im Rahmen des anstehenden Erfa-Anlasses, zum Thema «Arbeitgeberhaftung bei Arbeitskonflikten, sexueller Belästigung und Mobbing», organisiert von der Industrie- und Wirtschafts-Vereinigung Region Schaffhausen (IVS), sprach der «Bock» mit Marlen Weber, Vorsitzende der IVS Bildungs- und Personalkommission.

«Bock»: Welchen grossen Herausforderungen müssen sich Unternehmen und Mitarbeitende stellen, um erfolgreich zu bleiben?
Marlen Weber: Die Anforderungen an Unternehmen und ihre Mitarbeitenden verändern sich rasant. Technologische Entwicklungen, der Fachkräftemangel, neue Arbeitsformen und die steigende Komplexität gesetzlicher Vorgaben sind nur einige Beispiele. Erfolgreich bleibt, wer offen für Veränderungen ist, sich stetig weiterbildet und eine Unternehmenskultur pflegt, in der Kommunikation, Vertrauen und Verantwortung gelebt werden.

Wie steht die IVS ihren Mitgliederfirmen und deren Angestellten zur Seite?
Weber: Als Industrie- und Wirtschaftsvereinigung vertreten wir die Interessen unserer Mitglieder auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Gleichzeitig bieten wir ihnen konkrete Unterstützung – etwa durch Informationsveranstaltungen, Netzwerkveranstaltungen oder die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. Gerade im Bereich Personal und Bildung fördern wir regelmässig den Dialog zu aktuellen Herausforderungen und bringen Fachwissen aus der Praxis ein.

«Arbeitskonflikte kosten Energie – und damit auch Zeit und Geld. Sie verhindern, dass Teams ihr volles Potenzial entfalten.»
Marlen Weber, Vorsitzende der IVS Bildungs- und Personalkommission

Was steht auf der Agenda der IVS zur Schaffung optimaler Rahmenbedingungen in der Region?
Weber: Wir setzen uns für einen starken Wirtschaftsstandort ein. Dazu gehören eine moderne Infrastruktur, ein attraktives Bildungsangebot, stabile Rahmenbedingungen für Unternehmen sowie eine enge Zusammenarbeit mit Politik, Verwaltung und Bildungsinstitutionen. Besonders am Herzen liegt uns auch die Stärkung der Berufsbildung und der Zugang zu qualifizierten Fachkräften – das ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit unserer Region.

Szenenwechsel: Welche Ziele verfolgen Sie mit der Durchführung von Veranstaltungen?
Weber: Unsere Veranstaltungen bieten einen praxisnahen Mehrwert. Sie sollen informieren, sensibilisieren und vernetzen. Wir greifen aktuelle Themen auf, die unsere Mitglieder beschäftigen, und holen dazu erfahrene Fachpersonen aus der Region oder der ganzen Schweiz. Das Ziel ist immer: den Teilnehmenden konkrete Impulse und Werkzeuge für ihren Berufsalltag mitzugeben.

Nächstens steht ein Referat zur Arbeitgeberhaftung bei Arbeitskonflikten, sexueller Belästigung und Mobbing an. Weshalb gerade dieses Thema?
Weber: HR-Fachleute sind oft die erste Anlaufstelle bei Mobbing-, Belästigungs- oder Diskriminierungsfällen. Diese Rolle erfordert viel Fingerspitzengefühl – aber auch rechtliches Wissen und Handlungssicherheit. Es ist zentral, dass HR-Fachpersonen wissen, wann Vertraulichkeit geboten ist und wann eine Pflicht zum Handeln besteht. Auch präventive und intervenierende Massnahmen gehören dazu. Unser Ziel ist es, hier Orientierung zu geben und das Bewusstsein für diese anspruchsvolle Thematik zu stärken.

«Eine schnelle Lösung ist nicht immer die beste – wichtiger ist eine nachhaltige Lösung. Das bedeutet, den Ursachen auf den Grund zu gehen und gemeinsam tragfähige Wege zu finden.»
Marlen Weber, Vorsitzende der IVS Bildungs- und Personalkommission

Ein Unternehmen ist nur so gut wie seine Mitarbeitenden. Wie fest erschweren Arbeitskonflikte den Tagesbetrieb und Betroffene? Sind dies Ausnahmen oder der Regelfall? Was bekommen Sie davon mit?
Weber: Arbeitskonflikte kosten Energie – und damit auch Zeit und Geld. Sie verhindern, dass Teams ihr volles Potenzial entfalten. Natürlich lassen sich Konflikte nicht vermeiden, wo Menschen zusammenarbeiten. Wichtig ist, sie frühzeitig zu erkennen und in einem geschützten Rahmen anzusprechen. Kleine Spannungen lassen sich oft intern klären. Bei grösseren, teamübergreifenden Konflikten braucht es gezielte Intervention – idealerweise mit Unterstützung der HR-Fachstelle. Solche Fälle sind zum Glück nicht die Regel, aber sie kommen vor. Da ich selbst keine operative HR-Funktion habe, erlebe ich solche Situationen nicht aus erster Hand – aber durch unsere Arbeit in der Kommission erhalten wir einen guten Einblick in die Herausforderungen der Praxis.

Wer ist Dr. Markus Hugentobler und wo liegen die Schwerpunkte in seinem Referat?
Weber: Dr. iur. Markus Hugentobler lebt im Klettgau und ist seit vielen Jahren für das Centre Patronal tätig. Zudem lehrt er an der FHNW und ZHAW und ist nebenamtlicher Richter am Schaffhauser Obergericht. In seinem Referat zeigt er auf, welche rechtlichen Entwicklungen aktuell sind, welche Pflichten Arbeitgeber und Arbeitnehmende haben und wie haftungsrelevante Situationen im Arbeitsverhältnis eingeordnet werden können. Es ist ein praxisorientierter Überblick, der sowohl sensibilisiert als auch konkrete Handlungsansätze bietet.

Zum Schluss: Haben Sie einen Tipp an Arbeitgeber und auch Arbeitnehmer, wie Konflikte rasch und nachhaltig beigelegt werden können?
Weber: Eine schnelle Lösung ist nicht immer die beste – wichtiger ist eine nachhaltige Lösung. Das bedeutet, den Ursachen auf den Grund zu gehen und gemeinsam tragfähige Wege zu finden. Manchmal braucht es dazu mehrere Schritte oder externe Unterstützung, gerade in kleineren Firmen. Aber es lohnt sich: Ein funktionierendes Team ist das Fundament für jedes erfolgreiche Unternehmen.

Sandro Zoller, Schaffhausen24