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Handball
19.08.2025

Mit Leidenschaft und Disziplin

Wenn Yari Price nicht gerade in der BBC-Arena trainiert, trifft man ihn im Sommer wohl am ehesten in der Rhybadi, wo er seine Freizeit gerne mit Freunden verbringt.
Wenn Yari Price nicht gerade in der BBC-Arena trainiert, trifft man ihn im Sommer wohl am ehesten in der Rhybadi, wo er seine Freizeit gerne mit Freunden verbringt. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
Für Yari Prince ist Handball nicht nur eine Sportart, die er gerne in seiner Freizeit ausübt. Seit seiner Kindheit trainiert der heute 19-Jährige bei den Kadetten Schaffhausen und hat seine Leidenschaft mittlerweile zum Beruf gemacht. Nun steht er vor seiner zweiten Saison in der ersten Mannschaft. Er erzählt vom vergangenen Jahr und von seinen Zielen für die kommende Saison.

In der BBC-Arena wird seit Ende Juni wieder fleissig trainiert. Die 1. Mannschaft der Kadetten Schaffhausen bereitet sich auf die bevorstehende Saison vor. Ausdauer, Kraft und Technik stehen bei den Handballern auf dem Tagesplan. Nebst einigen Neuzugänger startet der 19-jährige Yari Prince in seine zweite Saison bei der 1. Mannschaft der Kadetten Schaffhausen. Im Gespräch mit dem «Bock» erzählt er von seinem vergangenen Jahr und seinen Zielen für die Saison 2025/26.

Holperiger Start mit gutem Ende

«Als ich vor einem Jahr meine erste Saison in der 1. Mannschaft starten durfte, war das für mich etwas ganz Besonderes und ist es auch rückblickend immer noch», erinnert sich der 19-jährige Schaffhauser zurück. «Am Anfang war alles neu. Klar, ich konnte in der Saison 2023/24 schon etwas Luft schnuppern, aber wenn man dann fix in diesem 16er-Kader steht, ist das schon etwas anderes.» Neu war Yari Prince bei den Kadetten allerdings nicht. Er durchlief sämtliche Juniorenstufen, ehe er Ende 2024 seinen ersten Profivertrag unterschrieb und sein Hobby zum Beruf machte. «Der Start verlief eigentlich ganz okey», erzählt der Handballspieler. «Ich nahm an den Trainings teil, merkte jedoch ziemlich schnell, dass das Niveau im Vergleich zur U19 deutlich höher ist.» Direkt aus der U19 wechselte er in die 1. Mannschaft und übersprang somit die zweite Liga. «Ich kam direkt vom Juniorenteam zur, meiner Meinung nach, besten Mannschaft der Schweiz», erklärt Yari Prince. «Das war natürlich ein riesiger Schritt. Am Anfang war ich vielleicht sogar etwas überfordert, die ersten Eindrücke und Erfahrungen waren eher negativ.» Einerseits habe er sich selbst zu viel Druck gemacht, andererseits Zeit gebraucht, um sich im Team zurechtzufinden. «Ich war mit Abstand der Jüngste. Wenn ich dann mal einen Fehler gemacht habe, war das nicht ganz so leicht.» Doch ab der zweiten Saisonhälfte habe er seinen Rhythmus in der Mannschaft gefunden: «Da ging es bei mir wieder bergauf. In dieser Zeit habe ich viel gelernt – nicht nur sportlich, sondern vor allem mental, wie ich persönlich mit Druck umgehe.» Die Erkenntnis, dass er nun nicht mehr nur zum Spass Handball spielt, sondern auch für seinen Lebensunterhalt, sei am Anfang schwierig gewesen. Heute blickt er positiv auf die Zeit, aber auch nach vorne: «Mit der neuen Zusammenstellung der jetzigen Mannschaft sehe ich nur Vorteile und freue mich auf die bevorstehende Saison.»

Vorbilder von früher

Seit seiner Juniorenzeit waren die Spieler der 1. Mannschaft der Kadetten Schaffhausen für Yari Prince Vorbilder. Dass er heute mit ihnen in der gleichen Halle trainiert und spielt, ist für ihn etwas Besonderes: «Ich erinnere mich noch gut, wie ich 2016 das Playoff-Finale gegen Wacker Thun geschaut habe. Da spielten Luka Maros, Lucas Meister und Zoran Markovic schon in der Mannschaft. Aus Angst, dass sie verlieren könnten, habe ich während des Spiels angefangen zu weinen», gibt er offen zu. «Damals war ich ein kleiner Junge. Wenn ich heute daran denke, dass mein jetziger Captain damals schon für die Kadetten Schaffhausen spielte, ist das schon speziell.» Inzwischen sei das aber Teil seines Alltags geworden: «Vor einem Jahr hätte ich auf diese Frage viel emotionaler reagiert, heute ist es normaler, aber trotzdem noch immer schön, weil ich diesen Spielern schon so lange zuschaue.» Für Yari Prince bedeutet der Verein Kadetten Schaffhausen mehr als nur ein Vertrag: «Für mich ist der Verein Familie. Das ist das, was ich seit Jahren täglich sehe und kenne. Auch meine Mutter arbeitet hier, das macht es noch persönlicher.»

Intensiver statt länger

An seinem Trainingsrhythmus habe sich im Vergleich zur Juniorenzeit nicht viel verändert – ausser, dass alles professioneller und intensiver geworden sei. «Vom Zeitumfang trainiere ich jetzt weniger. Bei den Junioren hatte ich zum Beispiel an einem Montag drei Trainings, insgesamt vier Stunden, nach der Schule oder der Arbeit. Heute dauert ein Training rund eineinhalb Stunden, aber dafür ist es viel intensiver.» Die Ansprüche seien deutlich gestiegen: «Ich muss mit dem Kopf immer voll dabei sein, es gibt keine halben Sachen mehr. Training um Training, Wurf um Wurf – bis Fortschritte sichtbar werden.» Nicht aufgeben, nicht zu viel denken. Einfach abschalten und durchziehen, das hat den 19-Jährigen in der letzten Saison wieder auf Kurs gebracht. Unterstützung hat er nebst seinen Mannschaftskollegen und dem Trainer auch von seiner Familie erhalten, trotzdem mache er viele Probleme lieber mit sich selbst aus: «Ich gebe immer Vollgas, auch wenn ich mal einen schlechten Match hatte. Ich glaube, das hat mich auch stärker gemacht.»

Ein gutes Gefühl für die neue Saison

Wenn Yari Prince jetzt auf die vergangene Saison zurückschaut, findet er, dass der Zusammenhalt in der Mannschaft etwas gefehlt hat. Sie hätten viele Chancen verpasst. Dieses Jahr sei es anders: «Nach drei Wochen Training habe ich das Gefühl, dass die Mannschaft besser zusammenspielt und gut harmoniert.» Die Mischung stimme: Langjährige Spieler, Neuzugänge und junge, hungrige Spieler.

Gänsehautmoment

Das Highlight der letzten Saison war für den Schaffhauser der Schweizer Meistertitel. Bereits zum 15. Mal holten die Kadetten Schaffhausen Ende Mai den Pokal in die Munotstadt. «Wenn ich an das Finale zurückdenke, bekomme ich immer noch Gänsehaut», so Yari Prince. «Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass wir es schaffen. Wir sind früh aus der Europa League ausgeschieden, auch beim Schweizer Cup hat es nicht gereicht.» Doch im Finale gegen Bern lief alles: 3:0 gewannen die Kadetten Schaffhausen in der BBC-Arena. «Ich durfte über 40 Minuten spielen, deutlich mehr als sonst. Und das im wichtigsten Spiel der Saison. Als ich eingewechselt wurde, dachte ich zuerst: Oh nein, warum jetzt? Aber dann habe ich meiner Meinung nach ein gutes Spiel gemacht und konnte zum Comeback der Mannschaft beitragen.»

Ziele für 2025/26

Für die kommende Saison hat sich der Schaffhauser viel vorgenommen. «Ich will Stammspieler werden, mehr Verantwortung übernehmen und nicht mehr nur als junger Neuling gelten, der mal gut, mal schlecht spielt», erklärt er. Auch der Trainer habe ihm eine wichtigere Rolle zugesprochen. Und was sind die Ziele mit der Mannschaft, deiner Meinung nach? «Ganz klar: Wir müssen Schweizer Meister werden. Dazu den Schweizer Cup holen und in der European League besser abschneiden», so der 19-Jährige zuversichtlich. In den Augen von Yari Prince sieht dies realistisch aus, denn dafür haben sie schliesslich die letzten Wochen und Monate hart trainiert.

  • Hoch hinaus: Yari Prince – hier im Einsatz für die U13 – durchlief alle Juniorenstufen der Kadetten Schaffhausen. Bild: zVg.
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  • Yari Prince unterschreibt seinen ersten NLA-Vertrag bei den Kadetten Schaffhausen. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
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Salome Zulauf, Schaffhausen24