In den letzten Wochen und Monaten gibt es in den Medien gefühlt nur noch ein Thema: Donald Trump. Wenn es einmal nicht um seine mutmassliche Verstrickung in die Epstein-Akten geht oder um seine demonstrative Abneigung gegenüber Menschen, die vor Armut, Krieg oder Gewalt fliehen, dann debattiert der Rest der Welt über seine willkürlich verhängten Zölle. Was mich an dieser Berichterstattung irritiert, ist weniger die Häufigkeit als die Art und Weise: Medienhäuser analysieren akribisch jedes Wort, das dieser Mann von sich gibt – als wäre es Teil eines genialen, strategisch geplanten Masterplans. Aber hier muss ich euch enttäuschen: Dieser sichtlich gealterte Mann ist kein raffiniertes Schachgenie. Wer in ein Casino geht und sein gesamtes Vermögen auf Rot setzt, handelt mit mehr Kalkül. Lasst uns die Sache doch beim Namen nennen: In den Vereinigten Staaten – dem wirtschaftlich stärksten Land der Welt, mit der grössten Armee – hat ein Mann die Wahl gewonnen, der offensichtlich keine klare Vorstellung davon hat, was er eigentlich tut. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Vor allem an der Börse und in der Wirtschaft gibt es Menschen, die weniger in Panik verfallen und nüchtern feststellen: Trump rudert meistens zurück. Fast immer. Im Englischen hat sich dafür sogar ein ironischer Ausdruck etabliert: «Trump always chickens out» – oder kurz «TACO». Ein zynischer, aber treffender Hinweis darauf, dass sein aggressives Auftreten oft nur Fassade ist. Denn das Problem ist nicht nur, dass er unberechenbar wirkt. Das Problem ist, dass er es tatsächlich ist. Man sollte ihn daher nicht völlig ignorieren – schliesslich besitzt er den berüchtigten roten Knopf, mit dem er die Welt innerhalb von Minuten in ein radioaktives Steinzeitalter zurückversetzen könnte. Die Vorstellung, dass jemand mit so sprunghaften Impulsen über ein solches Arsenal verfügt, ist alles andere als beruhigend. Und genau deshalb sollten wir aufhören, seine Aussagen mit der Ernsthaftigkeit eines politischen Masterplans zu behandeln. Er ist kein genialer Puppenspieler im Hintergrund. Er ist ein Mann, der improvisiert, reagiert, provoziert – und dabei oft nicht einmal die langfristigen Konsequenzen versteht. Und trotzdem steht er an der Spitze einer Supermacht. Das ist kein strategisches Genie. Das ist ein globales Risiko. Wer sich trotzdem noch intensiver mit Trump auseinandersetzen will – oder einfach Lust auf einen Filmabend hat – könnte sich The Apprentice ansehen. Dieser Film erschien kurz vor den Wahlen 2024 und ging trotz seines brisanten Themas unter. Er zeigt auf unterhaltsame, aber zugleich erschreckende Weise, wie Donald Trump in den 70er- und 80er-Jahren zum Immobilienmogul aufstieg. Dabei wird deutlich, dass sein Weg an die Spitze nicht etwa durch visionäre Unternehmensführung oder besondere Kompetenz geprägt war, sondern durch skrupellose Geschäftspraktiken, taktische Medieninszenierungen und ein gnadenloses Ausnutzen von Schwächen anderer.
Politik
20.08.2025
Hört auf, ihn ernst zu nehmen

Maxim Mäder.
Bild:
zVg.
Maxim Mäder schreibt in seiner Gastkolumne über Donald Trump.