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Kanton
08.10.2025

Willkommen, kleiner Nikita

Gute vier Liter Milch hat Nikita am Morgen des  zweiten Lebenstags bereits getrunken. Er ist noch immer wackelig auf den Beinen.
Gute vier Liter Milch hat Nikita am Morgen des zweiten Lebenstags bereits getrunken. Er ist noch immer wackelig auf den Beinen. Bild: Nici Peter
Am 22. September erblickte der kleine Nikita das Licht der Welt. Seine Mutter, die Kuh Messi, brachte ihn an einem regnerischen Herbstmorgen zur Welt. Die Redaktion durfte bei der Geburt dabei sein.

Dürfen wir vorstellen: Das ist Nikita. Er wurde am 22. September geboren, an einem regnerischen Herbstmorgen kurz vor 11 Uhr. Seine Mutter, die Kuh Messi, war schon früh unruhig: eingefallene Beckenbänder, Absonderung von Schleim und ein pralles Euter kündigten die Geburt an. Der Landwirt hatte sie bereits am Vorabend in die sogenannte Abkalbebox gebracht – dick eingestreut mit Stroh und mit viel Platz zum Herumlaufen. Dort wartete sie mit einer Artgenossin, bis es losging.

Vater Prutus als Gast-Muni

Viele Kühe gebären im Liegen. Nur wenn menschliches Eingreifen nötig wird, bewegt man sie zum Aufstehen. Messi ist keine Erstkalbende – schon vor einem Jahr brachte sie ein Kalb zur Welt. Nikita ist ihr zweiter Sohn. Sein Vater heisst Prutus. Der rote Limousinstier war im letzten Frühling als «Gast-Muni» im Stall, da die Kühe wegen Fruchtbarkeitsproblemen durch die Blauzungenkrankheit schlecht aufgenommen hatten. Prutus erwies sich als zuverlässig: Innert kurzer Zeit waren über zehn Kühe trächtig – darunter Messi.

Die Geburt beginnt

Unruhig lief sie in der Box umher, immer wieder verlor sie Fruchtwasser. Zwischendurch nahm sie ein Maul voll Heu, käute wieder und leckte sogar das Fruchtwasser auf. Immer wieder hatte sie Senkwehen, dann wurde es ernst. Messi legte sich hin und presste. Schon bald waren die Füsse des Kalbes mit hellen Klauen zu sehen. Die Anwesenheit der Redaktion machte sie zwischendurch unruhig, doch nach gut einer Stunde legte sie sich endgültig hin und gebar. Von Wehe zu Wehe muhte sie laut. Langsam erschien die Schnauze des Kalbes, die Zunge herausgestreckt. Dann der ganze Kopf – und plötzlich lag das Kalb im Stroh. Noch voller Schleim, aber lebendig und gesund. Messi wandte sich sofort ihrem Sohn zu, leckte ihn laut rufend ab. «Das ist ein wichtiger Teil der Geburt», erklärte der Landwirt. «So wird das Kalb gut durchblutet und die Kuh vergisst ihre Schmerzen.» Schon nach kurzer Zeit stand Nikita erstmals auf – nur um sich gleich wieder erschöpft hinzulegen. Messi zeigte einen ausgeprägten Mutterinstinkt, rief ununterbrochen nach ihm.

Biestmilch ist überlebenswichtig

Bevor Nikita das erste Mal trinken konnte, separierte ihn der Landwirt von der Mutter. «Je länger ein Kalb bei der Kuh bleibt, desto schwerer ist die Trennung», meinte er. Ausserdem sei das Tränken mit dem Eimer und Nuggi schwieriger, wenn das Kalb schon am Euter der Mutter gesaugt habe. Wichtig war nun, dass Nikita möglichst bald Biestmilch bekam – ohne sie sterben Kälber. Der Landwirt molk daher die frischgewordene Mutter und fütterte den Kleinen.

Noch bevor Nikita sich richtig ausruhen konnte, bekam er seine obligatorischen Ohrmarken. In der Schweiz ist dies Vorschrift: Jedes Nutzvieh wird mit einer individuellen Nummer registriert und so sein Lebensweg nachverfolgt.

Messi als Mutter

Innert 24 Stunden sollte die Nachgeburt bei einer Kuh abgehen. Bleibt sie länger zurück, muss der Tierarzt eingreifen. Bei einer normalen Geburt ist dies jedoch selten ein Problem – mehr Aufmerksamkeit braucht es nur, wenn die Geburt eingeleitet werden musste oder Komplikationen auftraten.

Bei Messi verlief alles unproblematisch: Die Nachgeburt kam rasch, und auch die Trennung von ihrem Kalb verkraftete sie ohne Schwierigkeiten. Zur Stärkung erhielt die frischgebackene Mutter saftige Silage, die sie genüsslich verspeiste.

Nikitas erste Tage

In seiner eigenen Box verschlief Nikita zunächst die ersten Stunden und bekam am Abend nochmals Milch. Danach wurde er zusehends aktiver. Mehrmals täglich erhält er nun Milch, ruht sich aus und erkundet seine Umgebung.

Der kleine Nikita ist übrigens ein Mischling: Seine Mutter Messi ist eine Montbéliard-Kuh – eine Zweinutzungsrasse, die sowohl als Milch- wie auch als Fleischrasse aufgezogen wird. Sein Vater Prutus wiederum ist ein roter Limousinstier, eine reine Fleischrasse.

Wie es mit Nikita weitergeht, erfahren Sie in den kommenden Monaten hier im «Schaffhauser Bauer». Wer die Geburt miterleben möchte, findet ein Video dazu auf unserem Instagram-Kanal.

Schaffhausen24, Originalmeldung Schaffhauser Bauern