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Kanton
07.10.2025
07.10.2025 08:56 Uhr

Sie ist die jüngste Stimme im Kantonsrat

Seit dem 16. Juni vertritt Svea Lang (JSVP) den Wahlkreis Reiat im Schaffhauser Kantonsrat.
Seit dem 16. Juni vertritt Svea Lang (JSVP) den Wahlkreis Reiat im Schaffhauser Kantonsrat. Bild: Salome Zulauf
Mit 20 Jahren ist Svea Lang die jüngste Parlamentarierin im Schaffhauser Kantonsrat. Seit Juni nimmt die JSVP-Politikerin Einsitz im Rat. Nach ihren ersten 100 Tagen spricht sie im Interview über Überraschungen, über Momente, in denen sie Geduld braucht, und über das Gefühl, dennoch am richtigen Platz zu sein.

«Was mich an den Sitzungen im Kantonsrat bisher am meisten überrascht hat, ist, wie langwierig gewisse Themen behandelt werden», sagt Svea Lang. Die 20-Jährige aus Lohn sitzt seit dem 16. Juni im Schaffhauser Kantonsrat – als jüngste Parlamentarierin des Kantons. «Von aussen ist einem oft gar nicht bewusst, welcher Aufwand hinter einer Initiative oder einer Motion steckt, bis diese überhaupt einmal vor das Volk kommen.»

«Ich hatte keine konkrete Erwartung»

An ihren ersten Tag im Kantonsrat erinnert sie sich noch genau. «Ich war natürlich nervös, weil ich nicht wusste, was mich erwarten würde. Es war ungewohnt, aber auch sehr spannend», erzählt die Politikerin der Jungen SVP. Nach der Sommerpause im August begann dann der richtige politische Alltag: Fraktionssitzungen, Unterlagen studieren, erste Debatten. Schritt für Schritt tastete sich die Lohnerin in ihre neue Rolle an. Erwartungen hatte sie keine, wie die Arbeit konkret ablaufen würde. Sie liess sich überraschen: «Ich wollte einfach erleben, wie es ist, Teil dieses Gremiums zu sein», sagt sie rückblickend. Ein klares Fazit nach hundert Tagen sei deshalb schwierig. «Ich bin noch dabei, mich einzuleben. Aber ich finde es schön, dass alle 60 Mitglieder ihre Themen einbringen können und dass am Ende auch wirklich etwas herauskommt.» Gleichzeitig habe sie erstaunt, wie intensiv über einzelne Punkte diskutiert werde. «Manchmal drehen sich die Gespräche stundenlang um dieselben Details. Diese endlosen Debatten sind gewöhnungsbedürftig», führt sie weiter aus. Für die 20-Jährige sei das aber auch ein Lernprozess: zu verstehen, weshalb politische Abläufe Zeit brauchen und wie komplex die Entscheidungswege sind.

Richtige Entscheidung

An ihrer Entscheidung zweifelt sie nicht. «Für mich war es der richtige Schritt, dieses Amt anzunehmen», sagt Svea Lang überzeugt. Der Einstieg sei fordernd, aber bereichernd – und er mache Lust auf mehr. In Zukunft wolle sie eigene Vorstösse einbringen, auch wenn sie sich momentan noch nicht auf spezifische Themen festlegen möchte. «Im Moment ist es wichtiger, dass ich mich in alle Themenbereiche einlese und mir einen Überblick verschaffe. Viele meiner Ratskollegen sind seit Jahren dabei. Ich möchte zuerst auf einen ähnlichen Wissensstand kommen.» Und wie ist es, als jüngste Abgeordnete in einer bürgerlichen Partei ernst genommen zu werden? «Am Anfang hatte ich Bedenken, dass ich nicht wirklich wahrgenommen werde», gibt sie zu. Doch diese Angst sei unbegründet gewesen. «Ich wurde vom ersten Tag an herzlich aufgenommen – sowohl im Kantonsrat als auch in meiner Fraktion. Obwohl ich mit Abstand die Jüngste bin, werde ich nicht als Küken abgestempelt.» Im Gegenteil: «Wenn ich mal etwas nicht sofort verstehe, wird mir geholfen. Dafür habe ich das Gefühl, dass man mir auch Fehler eher verzeiht.»

Frühes Interesse an Politik

Das Interesse an Politik begleitet Svea Lang schon seit jungen Jahren. «Meine Eltern waren beide sehr politisch interessiert. Bei uns wird viel am Tisch über Politik diskutiert. In meiner Jugend wurde dieses Interesse dann noch stärker.» Mit 18 trat sie der Jungen SVP Schaffhausen bei – obwohl sie sich als Teenager zunächst vor allem für soziale Themen interessierte, wie etwa den Klimastreik 2019. «Für eine Diskussion braucht es beide Seiten, das ist ganz klar. Aber in den letzten Jahren wurde mir bewusst, dass ich meine Rolle auf der bürgerlichen Seite sehe, wo ich meinen Beitrag an die Gesellschaft leisten kann», ergänzt die 20-Jährige. Dass sie so schnell in den Kantonsrat einziehen konnte, hätte sie allerdings nie gedacht. Im Mai trat Lara Winzeler wegen ihrer Mutterschaft zurück und da die drei weiteren Ersatzkandidaten vor Svea Lang verzichteten, rückte sie schlussendlich nach und vertritt nun den Wahlkreis Reiat im Schaffhauser Kantonsparlament. «Da hatte ich schlicht Glück, dass alles so zusammengekommen ist, wie es ist», sagt sie heute.

Nebst dem Kantonsratsmandat hat Svea Lang gerade ihre Lehre als Zeichnerin abgeschlossen. «In meinem Beruf arbeite ich nun auch weiter», erzählt sie. Ob sie ihr technisches Wissen im Parlament einsetzen kann? «Bei Bauprojekten wie beispielsweise dem Kantonsspital oder dem Fäsenstaubtunnel habe ich sicher ein Grundverständnis, das mir hilft.»

Politik und Generation Z

Auf die Frage, wie sie das politische Interesse gerade bei jüngeren Generationen einschätzt – oft wird kritisiert, diese würden sich zu wenig engagieren –, meint sie: «Ich sehe beide Extreme», sagt sie. «In meinem Umfeld gibt es viele, die sich stark für Politik interessieren. Gleichzeitig kenne ich aber auch viele, die damit gar nichts zu tun haben wollen.» Manche hätten eine gefestigte Meinung, andere gingen nicht einmal abstimmen. Ob sich dies wirklich in den letzten Jahrzehnten verschlechtert habe, ist sich die 20-Jährige nicht sicher. «Es gab bestimmt schon früher jene, die abstimmen gingen, und andere, die sich kaum dafür interessierten.»

Was kann man ändern? 

Für Svea Lang braucht es mehr politische Bildung in der Schule. «Allein wie unsere Regierung funktioniert, hatte ich erst in der Berufsschule. Dabei wäre es wichtig, das schon früher zu lernen: Wo finde ich Informationen für Abstimmungen? Wie funktioniert unser System überhaupt? Denn ehrlich gesagt, sind die Abstimmungsbüchlein nicht immer einfach verständlich.»

Weiter konkrete politische Ziele hat Svea Lang derzeit nicht. «Ich habe mir nicht vorgenommen, Bundesrätin zu werden», sagt sie mit einem Schmunzeln. «Ich möchte zuerst einmal diese Amtszeit gut meistern und mich in der Politik und in meiner Partei einfinden.» Ihr erstes Fazit nach hundert Tagen fällt deshalb vorsichtig, aber optimistisch aus: ein anspruchsvoller Start, viele neue Erfahrungen und die Gewissheit, dass dieser Schritt der richtige in die richtige Richtung war.

Salome Zulauf, Schaffhausen24