«Den Bolderhof haben wir vor gut 30 Jahren von den Eltern meines Mannes Heinz übernommen», erinnert sich Doris Morgenegg, Geschäftsführerin des Bio- und Erlebnishof in Hemishofen zurück. Seither gibt es kaum einen Tag, an dem sie oder ihr Mann nicht irgendwo auf dem Hof anzutreffen sind – sei es im Hofladen, beim Kuhreiten oder in der Metzgerei.
Der langjährige Familienbetrieb zeichnet sich jedoch nicht nur durch deren landwirtschaftliche Arbeit aus, sondern ebenfalls durch seine Offenheit gegenüber der Öffentlichkeit. «Ich bin eigentlich ausgebildete Lehrerin», erzählt die Landwirtin. «Als wir den Hof übernommen haben, war es jedoch schwierig, diesen Beruf weiterzuführen, weil es mich hier brauchte.» Anstatt ihre pädagogische Seite zu vernachlässigen, entschied sich Doris Morgenegg, sie in den Hofalltag zu integrieren. «Darum haben wir beschlossen, das Landwirtschaftliche mit dem Pädagogischen zu verbinden – so entstand die Idee des Erlebnis- und Biobauernhofs.» Heute kommen Schulklassen, Firmen und Besucherinnen und Besucher auf den Bolderhof, um Hofluft zu schnuppern und Landwirtschaft aus nächster Nähe zu erleben. Besonders viel Freude bereiten Doris Morgenegg die Ferienlager mit Kindern. «Ich finde es immer wieder faszinierend, wie sie Freude an der Landwirtschaft entwickeln, selbst wenn sie mit mir jäten oder ausmisten», sagt sie schmunzelnd. «Es sind diese kleinen Momente, die mir zeigen, dass sich die Verbindung von Arbeit und Bildung lohnt.» Auch die Ruhe auf dem Hof weiss sie zu schätzen. «Hier draussen sind wir fernab vom Alltagstrubel», erzählt sie. «Das spüren auch unsere Gäste. Sie kommen an, legen das Smartphone weg und geniessen einfach den Moment. Diese Auszeit tut allen gut – den Besucherinnen und Besuchern genauso wie mir.»
Aufgepasst, die Wasserbüffel kommen
Auf dem Bolderhof leben nicht nur Kühe, Kälber und Legehennen, seit einigen Jahren gehört auch eine Herde Wasserbüffel dazu. Rund 280 Tiere sind heute im Stall und auf der Weide in Hemishofen anzutreffen. Wie es dazu kam, erzählt Doris Morgenegg: «Mein Mann suchte schon immer nach Nischen, die es in der Region noch nicht gab. Durch einen Zufall sind wir nach Italien an eine landwirtschaftliche Tagung gereist, bei der es um Wasserbüffel ging.» Was als neugieriger Ausflug begann, wurde schnell zu einer Herzenssache für die Morgeneggs. «Wir waren sofort von diesen Tieren und ihrem Wesen, ihrer Ruhe und ihrer Nähe zum Menschen fasziniert», erinnert sich Doris Morgenegg.
Bereits kurze Zeit später entschieden sie und ihr Mann sich dazu, zwanzig Tiere mit auf den Bolderhof zu nehmen. Seither ist die Herde stetig gewachsen. Heute sind die Wasserbüffel nicht nur ein wichtiger Teil des Betriebs, sondern auch eine Attraktion für Besucherinnen und Besucher. «Im Vergleich zu Kühen sind Wasserbüffel viel ruhiger. Mit einem gesunden Respekt vor den stolzen Hörnern, lassen sich unsere Büffel liebend gerne streicheln. Wenn es Ihnen gefällt, rollen sie ihren Schwanz wie Hunde oder Schweine auf», erzählt Doris Morgenegg. Gleichzeitig seien sie aber auch eigensinnig: ««Man kann sie nicht einfach treiben wie Kühe, da braucht es manchmal viel Geduld.» Von Mai bis September verbringt rund die Hälfte der Herde den Sommer auf unterschiedlichen Alpen. Ende September kehren die Tiere, jeweils begleitet von einem kleinen Alpenfest, zurück auf dem Bolderhof. «Es ist jedes Jahr etwas Besonderes, wenn die Wasserbüffel wieder heimkommen», sagt Doris Morgenegg. Das Verladen der Tiere muss dabei besonders entspannt angegangen werden. Viel Liebe und Geduld seien nötig, um die Wasserbüffel stressfrei zu verladen. Ein ausgewachsener Wasserbüffel kann gut mehr als eine Tonne wiegen. Eine Milchkuh bringt, im Vergleich dazu, rund etwa 600 bis 700 Kilogramm auf die Waage. Auch im Verhalten unterscheiden sich die Tiere deutlich. Eine Besonderheit der Wasserbüffel ist, dass sie weniger schwitzen können. Um entspannt zu bleiben kühlen sie sich im Schlamm oder in Gletscherbächen ab», erklärt Doris Morgenegg.