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Kanton
31.10.2025

Zwischen Sorge und Zuversicht

20 Jahre «Gute Milch»: Benjamin Gasser sowie Hans und Janine Sonderegger erhielten die Auszeichnung für zwei Jahrzehnte kontinuierlich hervorragende Milchqualität. Herzliche Gratulation!
20 Jahre «Gute Milch»: Benjamin Gasser sowie Hans und Janine Sonderegger erhielten die Auszeichnung für zwei Jahrzehnte kontinuierlich hervorragende Milchqualität. Herzliche Gratulation! Bild: Nici Peter
Die Vereinigten Milchbauern Mittel-Ost (VMMO) luden zum jährlichen Mitgliedertreffen nach Schaffhausen ein – und präsentierten dabei sowohl ernüchternde Entwicklungen als auch einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft. Über 40 Interessierte waren vor Ort, um sich über die aktuelle Lage auf dem Milchmarkt und die mittelfristigen Perspektiven zu informieren.

Stefan Arnold, Marketingleiter der Schweizer Milchproduzenten (SMP), erklärte, wie herausfordernd das Milchgeschäft derzeit ist. Da sei die kurzfristige Sicht: Die Situation sei geprägt von vielen Einflussfaktoren, welche die Planbarkeit stark erschwere. Besonders ins Gewicht fällt der Entscheid aus den USA: Präsident Trump erhob am 31. Juli überraschend hohe Importzölle auf Schweizer Produkte– ganze 39 Prozent. Seither zahlen US-Konsumentinnen und -Konsumenten deutlich mehr für Schweizer Käse. Die Folge: Der Export in die USA ist eingebrochen. Im August konnten rund 760 Tonnen weniger Gruyères Käse ausgeführt werden. Insgesamt spricht man von einem Exportrisiko im Wert von über 100 Millionen Franken. Betroffen sind nicht nur traditionelle Sorten wie der Greyerzer, sondern unter anderem auch die Schokoladenindustrie.

Währungssituation belastet

Doch die Exportproblematik ist nur ein Teil der Herausforderung. Auch die Währungssituation belastet: Der Dollar ist so schwach wie seit Jahren nicht mehr, und auch der Euro befindet sich auf einem Tiefstand. Damit verliert der Schweizer Export in den Hauptmärkten weiter an Wettbewerbsfähigkeit.

Gleichzeitig ist das Angebot an Milch hoch: Die Butterlager sind gut gefüllt, die Milcheinlieferungen liegen aktuell sieben Prozent über dem Vorjahresniveau. 2025 ist bisher ein gutes Jahr – gesunde Tiere, qualitativ hochwertiges Futter, hohe Milchleistung. Doch mit einem schwachen Weltmarktpreis für Butter, der weiter fällt, geraten auch die Milchrohstoffpreise in der EU unter Druck. Die kurzfristige Marktlage bleibt schwierig und unsicher.

Buttermarkt unter Druck

Hanspeter Egli betonte die Herausforderungen rund um die Butterlager. Bereits im Vorjahr wurde empfohlen, vor Beginn der Hauptsaison (März bis Mai) die Bestände gezielt abzubauen. Die BO Milch hatte entsprechende Massnahmen beschlossen. Umgesetzt wurde nur der Rahmexport von 2000 Tonnen, der zollfrei in die EU geliefert werden konnte. Für weitere Massnahmen fehlte leider der Konsens. Die Hoffnung, der Markt reguliere sich selbst, erfüllte sich nicht. Seit April sind die Lagerbestände weiter gestiegen.

Um den Fettüberschuss zu verringern, soll nun C-Milch eingekauft werden und vollständig im Export abgesetzt werden. Die Ursache sei keine strukturelle Überproduktion, sondern ein vorübergehender Überhang. Die ausserordentliche Delegiertenversammlung vom September hat nun die Weichen richtiggestellt. Wiederum werden 2000 Tonnen Rahm in die EU exportiert und zusätzlich 2000 Tonnen Butter auf dem Weltmarkt abgesetzt. Dies soll die Lager genügend entlasten.

Das oberste Ziel ist die Sicherung des A-Milchpreises, um die Marktstabilität im Inland zu gewährleisten. Die Rolle der C-Milch als Steuerungsinstrument gewinnt dabei an Bedeutung.

Egli schlug zudem vor: Es soll jeder Betrieb prüfen, wie und ob er zu einer Entlastung des Marktes beitragen könne. Sei es über ein zusätzliches Mastkalb, das Vertränken von Milch an Fresser, eine Kuh etwas vorzeitig zur Schlachtung bringen, usw. All diese Massnahmen entlasten momentan den Markt.

Langfristige Perspektive

Stefan Arnold wies auf eine bedenkliche Entwicklung hin: Seit 2016 sinkt in der Schweiz der Selbstversorgungsgrad bei Milch kontinuierlich – etwa um ein halbes Prozent pro Jahr. Setzt sich dieser Trend fort, fällt die Schweiz mittelfristig unter die 100-Prozent-Marke.

Zentrale Aufgabe der SMP gemeinsam mit der nationalen Politik sei es nun, im Rahmen der AP2030 die richtigen Weichen zu stellen. Die Milchproduktion soll gestärkt werden – mit Fokus auf die Nutzung des Grünlands, fairen Milchpreisen und attraktiven Perspektiven für junge Betriebsleitende.

Zudem seien Nachhaltigkeit, Absatzförderung, Tierwohlprogramme und Grenzschutz im politischen Rahmen zu verankern.

Konsumverhalten Schweiz

Die Schweiz hat einen ausserordentlich starken Inlandkonsum. Das ist sehr erfreulich. Bis Juli 2025 ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent gestiegen.

Besonders auffällig ist der Anstieg beim Quark: +13,8 Prozent bzw. 1,9 Millionen Kilogramm mehr – was einem Umsatzplus von 15,2 Prozent bzw. 12,6 Millionen Franken entspricht. Gründe dafür liegen im gestiegenen Gesundheitsbewusstsein, dem Trend zu proteinreicher Ernährung («High Protein») sowie in der wachsenden Bedeutung von Sport und Bewegung.

Zum ersten Mal seit zehn Jahren ist auch der Konsum von Trinkmilch wieder gestiegen. Konsumentinnen und Konsumenten kehren vermehrt zur Milch zurück – nicht zuletzt wegen ihrer positiven Gesundheitswirkung und der Nachhaltigkeit, wie sie auch in den offiziellen Ernährungsempfehlungen des Bundes hervorgehoben wird: zwei bis drei Portionen Milch und Milchprodukte gehören zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung dazu.

Erfreuliches aus dem Kanton Schaffhausen

Anlässlich des VMMO-Mitgliedertreffens durften dieses Jahr mehrere Milchbäuerinnen und -bauern aus dem Kanton Schaffhausen für ihre langjährige, qualitativ hochwertige Milchproduktion geehrt werden. Im Rahmen des Programms «Gute Milch» wurden Jubiläumsplaketten verliehen – eine schöne Anerkennung für kontinuierliche Leistung auf hohem Niveau.

  • 5 Jahre:

Georg Germann, Merishausen

Anja Rühli, Barzheim

  • 10 Jahre:

Stefan Neidhart, Buch

  • 15 Jahre:

Markus Keller, Thayngen

Hansueli und Martin Müller,
Neunkirch

Reto Steinegger, Neunkirch

  • 20 Jahre:

Rebekka und Benjamin Gasser,
Schleitheim

Janine und Hans Sonderegger, Barzheim

Schaffhausen24, Originalmeldung Schaffhauser Bauern