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Kanton
04.11.2025
03.11.2025 15:57 Uhr

Die Glühweintradition auf dem Froni

Laura Ferber und Jörg Göldi: Mittlerweile ist der Glühweinstand aufgebaut und bereits in Betrieb genommen.
Laura Ferber und Jörg Göldi: Mittlerweile ist der Glühweinstand aufgebaut und bereits in Betrieb genommen. Bild: Salome Zulauf
Kaum ein anderes Heissgetränk sorgt in der Vor- und Weihnachtszeit für ein solch grosses Gedränge auf dem Fronwagplatz wie der Glühweinstand von Jörg Göldi und Laura Ferber. Seit zwölf Jahren betreiben die beiden Schaffhauser den Stand. Der «Bock» hat sie bei den Vorbereitungen begleitet, um herauszufinden was den Glühwein so besonders macht.

Freitagvormittag in der Schaffhauser Altstadt, Ende Oktober. In einem Innenhof steht ein kleiner Schuppen. Drinnen stapeln sich grüne Kisten an der Wand, jede sorgfältig beschriftet, damit später am Glühweinstand auf dem Fronwagplatz alles griffbereit ist. Etwas weiter hinten steht ein silberner Geschirrspüler, daneben so viel freie Ablagefläche wie möglich. Mittendrin: Laura Ferber und Jörg Göldi, die Geschäftsführer des Schaffhauser Glühweinstands. Sie besprechen die letzten Vorbereitungen und den Feinschliff, damit sie dieses Jahr möglichst stressfrei in die zwölfte Saison starten können. Gemeinsam hatten sie die Idee, einen Glühweinstand in der Schaffhauser Altstadt aufzubauen. Kennengelernt haben sich Jörg Göldi und Laura Ferber in der Gastronomie, damals noch im «Meiers Pool», heute «The Green Duck». Aus Arbeitskollegen wurden Geschäftspartner.

In ihrem «Headquarter» angekommen; es stapeln sich Stühle und Kartonschachteln aufeinander. Sofort ins Auge fällt eine Wand voller gelber Post-its: Aufgabenlisten, Termine, Materialnotizen. «All diese Aufgaben müssen wir in den nächsten Tagen noch abarbeiten», sagt Laura Ferber und zeigt auf die Zettel. Auf einem Post-it mit dem heutigen Datum steht: Wein GVS. «Wir warten gerade auf die erste Weinlieferung. Deshalb dieser Vermerk. Wir schreiben alles hier auf, so bleibt nichts vergessen und wir behalten den Überblick.» Sie setzt sich auf einen der Stühle und erklärt: «Diese Räumlichkeiten können wir von den Hauseigentümer mieten. Hier können wir alles lagern und sind schnell am Fronwagplatz, das ist ideal für uns.»

An diesem Freitag stand noch einiges auf dem Plan: «Es gibt noch viele Kleinigkeiten zu erledigen, wie Dinge reparieren, kontrollieren oder bereitmachen für den Aufbau des Glühweinstands am kommenden Samstag.»

Aneinaderreihende Post-its, die alle eine Aufgabe haben. Bild: Salome Zulauf

Wer ist der Platzhirsch auf dem Fronwagplatz?

Laura Ferber und Jörg Göldi sind längst nicht mehr die Einzigen mit einem Stand auf dem Fronwagplatz. Mit den Jahren haben sich dort weitere Unternehmen etabliert. Mittlerweile gibt es während der Vor- und Weihnachtszeit rund fünf bis sechs Stände, die Essen und Getränke anbieten.

Wie die Zusammenarbeit zwischen ihnen funktioniert, erklärt Jörg Göldi: «Je nach Saison läuft sie mal besser, mal weniger gut. Das ist ein Punkt, an dem wir künftig noch arbeiten möchten, vor allem in Bezug auf das Gesamtangebot auf dem Fronwagplatz.» Beim Glühweinstand von Ferber und Göldi arbeiten inzwischen rund 14 bis 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Kernteam besteht seit letztem Jahr aus fünf Personen, die sich um die gesamte Vor- und Nachbereitung kümmern. Mittlerweile sind sie ein sehr eingespieltes Team geworden und erklären, was sie sich für die Zukunft wünschen: «Ein grosser Aspekt ist bestimmt, dass wir die Bewilligung für unseren Stand immer sehr kurzfristig von der Stadt erhalten», sagt der Geschäftsführer. «Wir können schlecht in die kommenden Jahre hineinplanen, weil nie sicher ist, ob wir Ende Oktober unser Holzhüttli wieder aufbauen dürfen. Bis jetzt hat es immer geklappt, aber eine gewisse Unsicherheit bleibt jedes Jahr.»

Wenn sie Glück haben, erhalten sie die Bewilligung Ende Sommer. Weshalb das so ist, können die beiden Schaffhauser nicht genau sagen. Aktuell haben sie lediglich eine Absichtserklärung, rechtlich aber nicht bindend. «Daher besteht jedes Jahr das Risiko, dass wir keine Bewilligung erhalten.» Eine längerfristige Planung würde die Situation stark entspannen: «Wenn wir für drei Jahre abgesichert wären, hätten wir viel weniger Stress, vor allem psychisch», ergänzt Laura Ferber.

Die heisse Phase

So kurz vor der Eröffnung des Glühweinstandes ist das für Laura Ferber und Jörg Göldi weit mehr als ein Vollzeitjob. «Ich sage immer: Dreieinhalb Monate haben wir kein Privatleben», meint der Schaffhauser und lacht. «Da müssen wir alles andere auf die Seite schieben, unsere Freizeit brauchen wir in dieser Zeit zum Einkaufen, Schlafen oder Essen.»

Warum sie sich diesen Stress Jahr für Jahr trotzdem wieder antun? Für Laura Ferber ist die Antwort klar: «Es ist unser Herzensprojekt, das wir selbst ins Leben gerufen haben. Und es ist einfach schön zu sehen, wie sich der Fronwagplatz in dieser Zeit zu einem Treffpunkt in der Altstadt verwandelt.» Auch ihr Anspruch spielt eine grosse Rolle: «Wir wollen unsere Arbeit gut machen und sind beide sehr perfektionistisch», sagt sie. «Man kann nicht ruhig schlafen, wenn man weiss, dass gerade etwas nicht gut funktioniert.»

Am liebsten stehen die beiden selbst am Stand und schenken aus, vor allem am Wochenende. «Da trifft man Kolleginnen und Kollegen, kommt ins Gespräch und geht dann natürlich nicht einfach nach Hause», sagt Jörg Göldi. Gerade freitags, samstags und an den Tagen vor Heiligabend herrscht beim Glühweinstand Hochbetrieb.

Die grosse Frage

Wie viel Glühwein pro Saison über den Tresen geht, wollen die Betreiber nicht verraten. «Das bleibt ein Betriebsgeheimnis», sagt Jörg Göldi. Gleich zurückhaltend sind sie bei der genauen Glühweinmischung. Nur so viel lässt der Schaffhauser durchblicken: «Es sind eigentlich jedes Jahr dieselben Weinsorten und trotzdem schmeckt der Glühwein jedes Jahr ein bisschen anders.» Die Weinernte spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wichtig sei vor allem, dass der Wein nicht zu trocken und nicht zu säurehaltig ist.

Ist die Basis gesetzt, wird degustiert und feinjustiert. «Wir haben den Wein sogar schon während der Saison angepasst», erzählt Laura Ferber. «Das Geheimnis liegt eher im Verhältnis der Weine zueinander.» Seit ein paar Jahren mischen sie zudem etwas Blauburgunder Rosé bei, das macht den Glühwein «etwas lieblicher».

Beliebtester bleibt der rote Glühwein, aber auch die weisse Variante holt immer mehr auf. Produziert wird jeweils kurz vor Saisonstart: «Je frischer, desto besser», so Laura Ferber. Während der Adventszeit wird dann ein- bis zweimal pro Woche nachproduziert.

Neue Saison, neue Ziele?

Ideen haben die Glühweinprofis viele, aber offiziell gibt es noch keine konkreten Neuerungen. Seit letztem Jahr sind sie von Einweg- auf Mehrwegbecher umgestiegen. In dieser Saison waschen sie diese erstmals direkt in der Neustadt, statt sie wie zuvor extern reinigen zu lassen.

«Wir haben uns seit der ersten Saison gefragt, wie wir das Becher-Thema am besten optimieren können», sagt Jörg Göldi. «Am Anfang startest du mit wenig Budget. Da überlegst du genau, was du als Nächstes verbessern und wofür du das Geld investieren willst.»

Als die Stadt sie dann vor die Umstellung stellte, sei das für den Betrieb ein echter Kraftakt gewesen. Vieles musste ausprobiert und ausgetüftelt werden. «Keine Saison ist wie die andere, es ist nie copy-paste», ergänzt Laura Ferber. «Wir optimieren eigentlich permanent. Und genau das macht es für uns spannend, denn wäre jede Saison gleich, gäbe es keinen Glühweinzauber mehr und uns würde es schnell langweilig werden.»

Salome Zulauf, Schaffhausen24
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