Martin Steinmann, Mitorganisator der Schaffhauser Vinylbörse, erinnert sich noch genau an seine erste Begegnung mit Musik auf Schallplatten. Im Jahr 1966 kaufte er im Alter von 12 Jahren seine erste Single, «Sloop John B» von den «Beach Boys». «Die habe ich heute noch, handschriftlich mit einer ‹eins› und dem Kaufdatum nummeriert. Seitdem bin ich angefressen.» Obwohl Platten damals etwas billiger waren als heute, konnten sich Jugendliche keine richtige Schallplatte leisten. «Erst in der Ausbildung konnte ich mir auch mal eine oder zwei LPs pro Monat leisten. Die erste Schallplatte war ‹Live at Leeds› von ‹The Who›», erzählt Martin Steinmann. «Die Faszination hält bis heute an, ist sogar noch stärker geworden.», fügt er hinzu. Bei Bruno Raggi war es ein wenig anders: «Als ich klein war, Anfang der 60er-Jahre, hatten wir ein Radio in der Küche und ich hörte die Hitparade. Damals war Schlager aktuell, damit bin ich aufgewachsen.» Plötzlich kamen in den Hitparaden «The Beatles» und «The Kinks». Doch obwohl er bereits fasziniert war, bekam er den Plattenspieler erst mit 17 Jahren: «Davor habe ich einfach das gehört, was im Radio lief. Eine meiner ersten LPs war das ‹White Album› der Beatles, ein Klassiker.» Danach kam das Sammeln für ihn ins Rollen, vor allem, als in den 70er- Jahren der Progressive Rock die Bühne eroberte. «Das war der Moment, als ich angefangen habe, regelmässig Platten zu kaufen.»
Musik im Wandel
Früher gab es keine Streaming-Plattformen. Wer das neue Album einer Band hören wollte, musste sich die Schallplatte besorgen. «Alle haben sich darauf gestürzt. Und alle haben das Gleiche gehört und sich darüber ausgetauscht», so Martin Steinmann. Heute ist das Angebot riesig und es scheint unmöglich, allem nachzugehen.
«Wer sich nicht ein wenig beschränkt, wird schnell überfordert», fügt Bruno Raggi hinzu. In den 80ern kam dann jedoch ein neues Medium auf den Markt: die CD. Für Bruno Raggi war das rückblickend eine tragische Zeit: «Ich habe alle meine Platten verkauft, etwa 200 Stück. Ich dachte, CDs wären super. Man musste nicht mehr die Seite wechseln und der Klang war gut.» Damals gab es in der Webergasse ein Geschäft, in dem Platten gegen CDs eingetauscht werden konnten, und Bruno Raggi nutzte das Angebot fleissig. «Ende der 90er Jahre bin ich einmal ins Brockenhaus gegangen und habe dort eine Sammlung von etwa 200 Schallplatten gefunden, nur das Beste vom Besten. Ich habe 40 davon gekauft und mir erneut einen Plattenspieler zugelegt. So fand ich wieder zu meiner Plattensammlung zurück», erzählt der Musikliebhaber. Auch Martin Steinmann war vom neuen Medium fasziniert, da ihn Technologie schon sein ganzes Leben interessiert. «Die Tonqualität war sehr gut, doch die Grafiken haben sehr unter der Verkleinerung gelitten.» Als Grafiker ist das etwas, das ihm besonders am Herzen liegt. «Ich habe meine Platte auf etwa 100 reduziert und mich damals mehr auf CDs konzentriert. Erst vor etwa sechs Jahren bin ich wieder auf den Vinyl-Geschmack gekommen.»