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Kanton
05.11.2025

Bock-Splitter

Richard Altorfer verfasst zweimal pro Monat die Kolumne «Bock»-Splitter.
Richard Altorfer verfasst zweimal pro Monat die Kolumne «Bock»-Splitter. Bild: zVg.
Eine Kolumne von Richard Altorfer.

Kari, missmutig: Warum sagt man eigentlich «Windeln wechseln» und nicht «ans Eingemachte gehen»?

Interessante Geschäftsidee einer jungen Schwedin: Sie sei jung, schön, attraktiv, verführerisch und erwarte Heiratsangebote von Männern mit mindestens 500 000 Euro Jahreseinkommen. Interessante Antwort eines Ökonomen: Sein Gesamteinkommen sei deutlich höher als 50 0000 Euro und er finde, so ein Deal «Schönheit gegen Geld» sei durchaus fair und gerecht. «Allerdings, liebe Schöne», so meint er, «bleibt dabei ein ungelöstes Problem: die Zeit. Sie wird unweigerlich dafür sorgen, dass deine Schönheit mit zunehmendem Alter abnimmt, während mein Vermögen ziemlich sicher weiter steigt. Aus ökonomischer Sicht stelle ich also einen Vermögenswert dar, dessen Wert mit den Jahren steigt, während du ein Konsumgut bist, dessen Wert sinkt. Wenn deine Schönheit alles ist, was du besitzt, ist das noch schlimmer, denn dann bist du kein normales Konsum-, sondern ein Hochleistungsprodukt, das in zehn Jahren völlig nutzlos sein wird.» Ob – und wie – die beiden am Ende doch noch zusammenkamen, ist nicht bekannt.

Die Älteren unter uns kennen ihn noch: Georg Kreisler. Ein Wiener Komponist und Chansonnier, ein freches Lästermaul. Kein linkes, kein rechtes, nur ein gescheites, unverschämtes und originelles. Wer kennt nicht zumindest sein Frühlingslied «Geh ma Tauben vergiften im Park!»? Oder «Er is (und bleibt) a General». Nein, der kürzlich erschienene Zeitungsartikel über den Kampf gegen invasive Neophyten hat nichts, rein gar nichts mit Kreisler zu tun. Es ist vermutlich nur der Aufforderungscharakter, der an Kreisler erinnert. «Geh ma Berufskraut ausreissen im Park!» oder «Geh ma Sommerflieder Verbrennen im Werkhof!» – wobei das nicht mal auf Wienerisch lustig tönt, sondern todernst. Aber eben: Nehmen Sie die Analogie mit Kreislerschem Humor und übersehen Sie, dass der Aufruf zum gemeinsamen Eliminieren des unerwünschten Fremden und Entsorgen im kostenlosen Neophytensack jeglichen Witzes und der ironischen Distanz Kreislers entbehrt. Ist nicht schlimm. Vermutlich sogar richtig. Nur schade. Aber vielleicht kommt Kreisler auch nur jemandem in den Sinn, der nicht nur Tauben gern hat, sondern auch Sommerflieder und Kirschlorbeer. 

Haben wir’s schon mal erwähnt? Vermutlich schon: Deutschland spinnt. Im vergangenen Jahr wurden 750 Gruppenvergewaltigungen gemeldet. Das sind ziemlich genau zwei pro Tag. Vor gut zwei Wochen hat der deutsche Bundeskanzler ein Wort ausgesprochen und auf Verlangen erläutert: «Stadtbild» – und damit das gemeint, was 90 Prozent der Einwohner in Grossstädten täglich sehen (nein, das muss nun wirklich nicht weiter erklärt werden). Die Empörung in den Medien und unter Politikern und Kommentatoren richtet sich seit zwei Wochen selbstverständlich und ausschliesslich gegen das eine der (total) 751 Ereignisse: die Nutzung des Begriffs «Stadtbild». 

Die heikle Behauptung der Woche: «Kinderarbeit» hiess früher «im Haushalt helfen».

Schaffhausen24, Originalmeldung Richard Altorfer