Schon als Kind wusste Swantje Gebauer, zweifache Weltmeisterin und vierfache Europameisterin im Rolltanzen, dass Tanzen und Musik ihre grosse Leidenschaft sind. «Ich habe mein Kinderzimmer in eine Bühne verwandelt, Eintrittskarten gebastelt und meine Eltern eingeladen, um ihnen etwas vorzutanzen», erzählt sie schmunzelnd. Zum Rollschuhlaufen kam sie durch eine Klassenkameradin ihrer Schwester: «Irgendwie hat mich diese Sportart gefunden und nicht umgekehrt.» Die Entscheidung, noch mehr in diese Sportart zu investieren, habe sie schon sehr früh getroffen, als sie die Weltmeister live erleben durfte. «Ich hatte das Glück, dass sie in Kiel trainierten, in der Nähe von Lübeck, wo ich aufgewachsen bin.» Mit acht Jahren durfte sie an ihrer ersten Landesmeisterschaft teilnehmen und den Weltmeistern bei ihrer Tanzkür zuschauen. In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie auch so laufen wollte.
Starke Emotionen
Besonders schätzt sie am Rolltanz das Spiel mit der Musik und jene spontanen Bewegungen, die entstehen, wenn sie vollkommen in den Klang eintaucht, meint Swantje Gebauer. «Das Gefühl, durch Bewegungen und Musik etwas mit dem Körper ausdrücken zu können, hat mich schon immer fasziniert.» Aber auch die Zusammenarbeit mit dem Tanzpartner ist ein wichtiger Aspekt. «Als ich dann das Glück hatte, einen Tanzpartner zu finden, konnten wir alles gemeinsam erleben und einzustudieren, wie wir etwas zum Ausdruck bringen, um somit eine Geschichte zu vermitteln», erzählt Swantje Gebauer. Zur Ausübung des Leistungssports gehören auch viele andere Dinge, wie das gemeinsame Reisen, das internationale Auftreten mit anderen Sportkollegen, das Kennenlernen neuer Menschen und die Möglichkeit, die Liebe zum Sport mit Gleichgesinnten zu teilen. Ihr zweiter Sieg als Weltmeisterin gemeinsam mit ihrem Tanzpartner zählt für sie zu einem der schönsten Momente dieser Zeit.«Nach unserem ersten Sieg haben wir beschlossen, ab jetzt selbst zu entscheiden, zu welcher Musik wir tanzen und wie die Kostüme aussehen.» Sie erzählt, was für ein krasses Erlebnis es für sie war, vor achttausend Leuten laufen zu dürfen, und berichtet von der Verbindung zu ihrem ehemaligen Tanzpartner Axel Haber. «Ich bin immer noch berührt, wenn ich davon erzähle. Im Nachhinein fragt man sich: ‹Wow, wo war ich gerade?› Beim Tanzen fühlt sich alles an wie in einer anderen Welt», erzählt Swantje Gebauer mit glasigen Augen, während die Gefühle von damals zurückkehren.
Wenn Leidenschaft auf Disziplin trifft
«Dieser Sport hat mich unglaublich geprägt und auf das Leben vorbereitet. Das betrifft sowohl die Art, wie ich Dinge angehe, als auch meine Disziplin», erklärt die Weltmeisterin. Nach der Schule hatte Swantje Gebauer nur kurz Zeit zum Essen und für die Hausaufgaben, dann war sie schon auf dem Weg ins Training. «Es gab viele Entbehrungen, aber der Sport schenkt einem auch unglaublich viel zurück. Es muss kein Leistungssport sein. Gemeinsam etwas zu erreichen, Konflikte zu lösen, Probleme zu überwinden, Herausforderungen anzunehmen und nicht aufzugeben, das zeichnet meiner Meinung nach Sportler aus», erzählt sie weiter.
Ein Feuer in Menschen entzünden
Dass sie Trainerin geworden ist, war keine Überraschung: «Ich komme aus einer Lehrerfamilie. Sowohl meine Eltern als auch meine Schwestern sind Erzieher.» Schon früh in ihrer Karriere durfte sie die Jüngsten in der Krabbelgruppe des Vereins unterrichten und hatte dabei sehr viel Freude. Relativ früh durfte sie auch Spitzensportlerinnen und Spitzensportler begleiten und bis zu den Weltmeisterschaften betreuen. «Es ist eine Freude, etwas weiterzugeben, das man selbst liebt, und in Menschen ein Feuer zu entzünden», so Gebauer. Um ein Programm für jemanden zu erstellen, braucht es viel Kreativität, denn jeder Läufer und jede Läuferin ist einzigartig.