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Kultur
16.12.2025
14.12.2025 16:18 Uhr

Zeit fürs gemeinsame Lesen

«Die Veranstaltung ist frei von jedem Anspruch», betont Organisatorin Alina Rothfelder.
«Die Veranstaltung ist frei von jedem Anspruch», betont Organisatorin Alina Rothfelder. Bild: Claudia Riedel
Ein Raum voller Menschen und doch bleibt es still: Beim sogenannten «Silent Reading» sitzt man zusammen und liest rund zwei Stunden lang jeder für sich. Das gemeinsame Lesen schafft eine besondere Ruhe und Konzentration, die viele im Alltag vermissen – und es verbindet, obwohl man nicht miteinander spricht.

Sie treffen sich in Gruppen. Ein bis zwei Dutzend Leute. Und dann ist da einfach: Stille. Beim sogenannten «Silent Reading» liest man gemeinsam in der Gruppe und doch jeder für sich allein. Jeder bringt seinen Lesestoff selbst mit. Erlaubt ist, was gefällt oder was gerade dringend gelesen werden muss. «Beispielsweise für die Masterarbeit», sagt Alina Rothfelder. Die 27-Jährige hat «Silent Reading» nach Schaffhausen gebracht. An den Kulturtagen gestartet, hat sie inzwischen schon einige Readings in der Munotstadt organisiert, zuletzt vergangenen Sonntag im Café «Nachbar» in der Stahlgiesserei. «Man könnte es beschreiben als eine öffentliche Veranstaltung für introvertierte Menschen und natürlich alle anderen, die gerne lesen.» Sie selbst hat das «Silent Reading»  zusammen mit einer Freundin in Zürich für sich entdeckt. «Ich finde es so schön, dass man sich bewusst Zeit fürs Lesen nimmt. Zuhause gelingt mir das meist nicht.» Darum organisiert Alina die kostenlosen Events auch ein bisschen für sich selbst.

Nach dem Reading «voll im Frieden»

Und ja, das erste Mal kann es noch ungewohnt sein, so miteinander und doch still für sich zu lesen. Aber man merke schnell, wie gut es tue. «Es gibt eine konzentrierte Ruhe, die man so im Alltag kaum mehr findet», sagt Alina, die als Selbstständige Events organisiert, Theaterstücke schreibt und auch selbst spielt. «Nach einem Silent Reading bin ich voll im Frieden.» Und dazu trage eben auch das Gemeinschaftliche bei. «Für mich persönlich spielt Gemeinsamkeit sowieso eine grosse Rolle. Sie motiviert mich. Nach einem ‹Silent Reading› fühle ich mich mit den anderen verbunden, leicht und fröhlich.» Dass es nicht nur ihr so geht, erfährt sie durch viele schöne Rückmeldungen. «Einmal hat jemand geschrieben, nach dem gemeinsamen Lesen könne er jeweils die Welt umarmen. Das hat mich sehr gefreut», so die Theater- und Literaturwissenschaftlerin. Natürlich gilt das Gros der Aufmerksamkeit beim «Silent Reading» dem Lesen. Es geht jedoch nicht darum, das Lesen zu fördern, Achtsamkeit zu schulen oder digital zu detoxen. Das passiert ganz nebenbei. Denn: «Die Veranstaltung ist frei von jedem Anspruch», betont Alina Rothfelder.

Inklusive Yoga und Meditation

Wer genug gelesen hat, darf auch schon früher gehen. «Die meisten bleiben aber die vollen zwei Stunden.» Es stehe höchstens mal jemand auf, weil er sich  einen Kaffee oder Tee holen oder sich mal strecken müsse. Was bei Alina auch gleich schon zur nächsten Idee geführt hat: «Wir hatten jetzt auch schon mal eine Yoga-Lehrerin dabei, die sich zum Schluss des Events mit den Teilnehmern bewegt und meditiert hat.» Wer nach den zwei Stunden noch bleiben mag, um sich auszutauschen, ist herzlich willkommen. Die Themen ergeben sich von selbst. «Man schaut ja auch mal rum, was die anderen so lesen, da kommt man dann schnell ins Gespräch.» Ob peinlicher Teenieroman, Sachbuch, spannender Krimi oder philosophisches Essay: Alina sagt: «Ich lese, worauf ich gerade Lust habe und hoffe, alle anderen tun das auch.»

«Die meisten bleiben die vollen zwei Stunden», sagt Alina Rothfelder. Es stehe höchstens mal jemand auf, weil er sich einen Kaffee oder Tee holen oder sich mal strecken müsse. Bild: zVg.

«Silent Reading» Nächste Termine

Die Treffen finden monatlich an immer wieder wechselnden Orten statt. Der Eintritt ist frei und eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Die nächsten Daten:
Sonntag, 18. Januar 2026 
Sonntag, 15. Februar 2026 
Von 10.30 bis 12.30 Uhr im Café «Nachbar» in der Stahlgiesserei in Schaffhausen.
Anmeldung zum Newsletter unter: alina.rothfelder@gmx.ch

Claudia Riedel, Schaffhausen24
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